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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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ihn losließ und dabei gereizt in Richtung Lieferwagen gestikulierte.
    Yuxia winkte ihn durch die Scheibe zu sich.
    Der Schlosser zog gerade seine Tasche zu. »Das hier hab ich umsonst gemacht«, sagte er. »Jetzt verschwinde ich und will nie mehr was von Ihnen sehen oder hören.«
    Da die elektrischen Fensterheber bei ausgeschaltetem Motor nicht funktionierten, öffnete Yuxia die Tür so weit, dass sie den Polizisten zwang, darum herumzugehen. »Guten Morgen!«, sagte sie strahlend, was den Schlosser erstarren ließ. Sie schob die Tür noch etwas weiter auf und drehte sich zu dem Polizisten um, sodass ihm die Sicht auf die Handschellen, die am Lenkrad baumelten, versperrt wurde, während sie ihm den Anblick eines netten, breiten Lächelns schenkte. Doch davon war er nicht sonderlich angetan. Er musterte sie von oben bis unten, wobei ihre blauen Stiefel ihn besonders interessierten.
    »Fahren Sie diesen Lieferwagen weg!«, sagte er.
    »Ich habe meinen Schlüssel verloren«, sagte sie.
    »Wie können Sie Ihren Schlüssel verloren haben?!«
    Alles an diesem Polizisten erinnerte sie an einen anderen Grund, warum sie nichts mit dem Büro für Öffentliche Sicherheit zu tun haben wollte. Sie war eine großfüßige Frau aus den Bergen, diese Leute dagegen Han-Chinesen aus dem Flachland, und das sprach nicht für einen unkomplizierten Umgang miteinander.
    »Der Schlüssel ist mir aus der Hand gefallen und da unten reingeplumpst«, antwortete sie und zeigte dabei auf ein Kanalgitter, ein paar Meter die Straße hinauf. »Der Schlosser startet den Motor für mich. Sobald er fertig ist, bin ich weg.«
    Der Polizist trat auf sie zu, um einen Blick ins Innere des Fahrzeugs zu werfen. Yuxia rutschte auf dem Sitz zurück und lehnte sich ans Lenkrad, sodass sie die Handschelle verbarg, dem Polizisten aber einen Blick auf das Gesicht und die Werkzeugtasche des Schlossers ermöglichte. Der Polizist nickte. Das hier war sein Revier; er erkannte das Gesicht jedes Händlers und Handwerkers in dem Viertel, das hier eingeschlossen.
    »Worauf warten Sie?!«, fragte der Polizist. »Dieses Fahrzeug behindert den Verkehr! Hören Sie auf, da rumzusitzen und mit dem Mädchen zu flirten! Sehen Sie zu, dass Sie den Motor ankriegen, und dann verschwinden Sie hier, sonst lassen wir Sie abschleppen!«
    Der Schlosser rechnete sich rasch aus, ob er seinerseits um Hilfe bitten und das hier in eine richtiggehende Ermittlung durch das Büro für Öffentliche Sicherheit verwandeln sollte. Was für Aspekte bei dieser Rechnung eine Rolle spielten, blieb für Yuxia unerfindlich.
    »Ja!«, erwiderte der Schlosser. »Dauert nur noch zwei Minuten!«
    »Sehr gut.« Der Polizist trat von dem Lieferwagen zurück und ging gemächlichen Schrittes in Fahrtrichtung des Wagens los, um den Verkehr zu regeln und die Dinge im Auge zu behalten. Yuxia zog die Tür zu.
    Nach zwei Schlägen gab die Tür nach, und Kautsky stürmte hindurch. Die übrigen Mitglieder der Truppe, gerade noch angespannt wie Sprinter in den Startblöcken, drängten hinter ihm her, wobei sie sich um ihn teilten wie Wasser, das um einen verlassenen Panzer in einem afghanischen Fluss herumlief.
    Sokolow hatte mit ihnen über die Notwendigkeit gesprochen, die Schleife zu unterbrechen: die Schleife aus Beobachten, Nachdenken, Entscheiden und Handeln. Unter normalen Umständen war die Schleife eine gute Sache, aber nicht jetzt; für kurze Zeit würden sie handeln müssen, ohne nachzudenken, und erst dann könnten sie beobachten, nachdenken und entscheiden. Sokolow, der von seinen Männern nie etwas verlangt hätte, was er selbst nicht tun würde, hielt sich ziemlich treu an die Regel, obwohl irgendein Teil seines Gehirns ihm bereits sagte, dass etwas schieflief, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Wohnung war tatsächlich ein Gewirr aus kleineren Räumen, was schlecht für sie war, aber nicht unerwartet, nichts, womit sie nicht fertigwerden konnten. Er sah jedoch keine Computer und keine jungen Chinesen. Was er sah, waren Schlafsäcke und Matratzen auf dem Fußboden, ziemlich dicht nebeneinander, und darauf schlafende Männer. Viele Männer. Manche sahen chinesisch aus, manche aber auch nicht. Eine von Arbeitsmigranten besetzte Wohnung? Sie waren behaart und etwas älter, als er erwartet hatte. Überall waren Sachen gestapelt: Brenner, Thermometer, Töpfe und Pfannen, Gefäße mit Zutaten, die er noch nicht identifizieren konnte, große rechteckige Kanister, wie sie zur Aufbewahrung industrieller

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