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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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für jeden Charakter dieses generellen Typs zugänglich –, einige jedoch besonderen Orden vorbehalten waren, in Analogie etwa zum Malteser- oder Templerorden in früherer Erdenzeit. Um die HZ s herum hatten sich eine ganze Menge Konventionen und Regeln gebildet. Sie waren nötig, um die Plausibilität des Spiels zu erhalten. Man konnte Charaktere nicht einfach abschalten, wenn die Internetverbindung ihrer Spieler unterbrochen wurde oder deren Mom darauf bestand, dass sie sich ausloggten, und so bemühten sich die meisten Spieler, wenn es Zeit war, mit dem Spielen aufzuhören, ihre Charaktere zu einer HZ zurückzubringen. In Fällen höherer Gewalt (d.h. Bagger oder Moms, die den Laptopdeckel auf den Fingern des Spielers zuknallten) würde der Charakter in einen Künstliche-Intelligenz-( KI )-Modus verfallen und versuchen, sich automatisch zu einer HZ zu begeben. Wenn sie wie Zombies dahintrotteten, waren sie leichte Beute für Banditen und Gegner. Nolan beließ es so, um zu verhindern, dass Spieler sich einfach abmeldeten, wenn ihre Charaktere sich in einer misslichen Lage befanden.
    Wie dem auch sei, jetzt, wo Richard die Kontrolle innehatte, konnte Fudd gefahrlos das Kapitelhaus verlassen, und so rappelte sich der weißbärtige Kriegermagier, während Richard Tasten auf seinem Keyboard drückte, aus seiner Meditationshaltung auf und bewegte sich auf den Ausgang der HZ zu. Der Weg nach draußen führte durch das Gasthaus, in dem Fudd während Richards Abwesenheit seine Mahlzeiten eingenommen hatte. Der Gastwirt hatte Post für ihn: Geldsendungen aus seinem Vasallennetz, die in Fudds Geldbeutel wanderten. Von dort ging er hinaus in eine Art Rüst- und Appellkammer, einen Übergangsbereich zwischen der HZ und der Außenwelt. Über die Einladung eines Trios von Charakteren, die herausbekommen hatten, dass Fudd einigermaßen mächtig war, und wollten, dass er sich mit ihnen zu einem Überfallkommando zusammentat, ging Fudd achselzuckend hinweg. Für viele, die diese Art von Spiel spielten, lag der ganze Reiz darin, in Gesellschaft von Freunden – oder notfalls auch von beliebigen Fremden – raiden oder questen zu gehen. Richard hatte immer mehr dazu tendiert, allein auf eine Quest zu gehen. Statt den dreien die Sache zu erklären, benutzte er einfach einen Zauberspruch, um sich unsichtbar zu machen. Unhöflich, aber wirkungsvoll. Wütende »Was-zum-Teufel …?«-Kommentare tauchten im Chatfenster auf, als er zur Tür hinausschlüpfte.
    Fudd ging ohnehin nicht questen. Dazu hatte Richard keine Zeit. Er wollte nur ein wenig in der Welt umherwandern und sehen, was so los war. Das hatte er in letzter Zeit häufig getan. Irgendetwas war im Begriff, sich zu verändern; in der Gesellschaft des Spiels war eine Art Phasenübergang oder so etwas im Gange. Richard wusste nicht viel über Phasenübergänge, außer dass es das war, was passierte, wenn Eis schmolz. Allerdings hatte die Arbeit in Corporation 9592 ihn mit so vielen Spinnern mit höheren akademischen Weihen in Kontakt gebracht, dass er inzwischen verstand, dass »Phasenübergang« eine ausgesprochen unheilvolle Formulierung war, mit der diese Typen nur um sich warfen, um andere Spinner zum Aufhorchen zu veranlassen. Plötzlich passierte etwas; warum, konnte man nicht genau erkennen. Oder vielleicht – ein noch quälenderer Gedanke – war es bereits passiert, und er war zu dämlich, zu wenig auf dem Laufenden, um es zu kapieren. Weshalb übrigens Fudd existierte. Richard besaß noch andere Charaktere in T’Rain, die gewaltige Netze von Vasallen unter sich hatten und über gottähnliche Macht verfügten, sich aus ebendiesem Grund aber nie an dem Questen und Geldverdienen auf Anfängerniveau beteiligen mussten, worauf die Mehrheit der Kunden die meiste Zeit verwandte. Fudd war mächtig genug, um sich in der Welt zu bewegen, ohne alle zehn Minuten überfallen und getötet zu werden, aber nicht so mächtig, dass er nichts dafür hätte tun müssen.
    Unsichtbar joggte Fudd rund um den Hof der Festung, die einen Basar oder Markt mit einer Reihe separater Buden beherbergte: einen Waffenschmied, einen Schwertschmied, einen Lebensmittelhändler, einen Geldwechsler. Letzteren belauschte er einen Moment lang, um sich zu vergewissern, dass nicht irgendwas Merkwürdiges mit den Wechselkursen geschah. Das war noch nie vorgekommen. Richards Leitungssystem funktionierte prima. Vielleicht war in Devins Abteilung etwas schiefgelaufen, Geld verdiente Corporation 9592 aber immer

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