Error
Füllhorn an weiblichen Hygieneartikeln. Ein bisschen Krimskrams.«
»Ein oder zwei Bücher?«, fragte sie. »Oder ist das zu viel verlangt?«
Er gluckste. »Machen Sie sich bereits Gedanken darüber, was Sie auf dem Flug nach London tun werden?«
»Vergessen Sie’s. Da werde ich mich garantiert sinnlos betrinken.«
Für ein Weilchen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Messer-Führung zu und bewunderte einen hydraulisch betriebenen Hammer, der mit voller Wucht auf ein Stück heißen Stahl niedersauste, das ein Arbeiter mit nacktem Oberkörper mithilfe einer langen Zange darunter bewegte.
Doch dann wandte er sich ihr wieder zu.
»Es gibt natürlich viele Fragen.«
»Natürlich.«
»Die werden Sie alle zu gegebener Zeit beantworten.«
»Das nehme ich an.«
»Eine bestimmte soll ich Ihnen allerdings schon jetzt stellen, für den Fall, dass irgendwas schiefgeht.«
»Dass ich aus dem Flugzeug gesaugt werde.«
»Monsterwelle. Meteoriteneinschlag.«
»Na schön. Und diese eine Frage lautet?«
»Wer hat all diese Männer in Ihrer Wohnung getötet?«
Sie gab keine Antwort.
»Waren Sie es?«
Sie schnaubte.
»Für die Art von Agentin haben wir Sie nämlich nicht gehalten.«
»Bin ich auch nicht«, sagte sie. »Ich war es nicht.«
»Und wer war es dann?«
»Sie haben Ihre eine Frage auf etwas verschwendet«, sagte sie, »was richtig zu beantworten mich eineinhalb Tage kosten würde.«
»Müssen wir uns Sorgen machen, dass er – ich stelle mal die wilde Vermutung an, dass ein Y-Chromosom im Spiel ist und benutze das männliche Pronomen –, dass er in absehbarer Zukunft noch eine Menge weiterer Chinesen auf chinesischem Territorium umbringen wird?«
»Die vier waren wahrscheinlich nicht mal Chinesen«, sagte sie, »aber die Antwort lautet: nein. Und übrigens ist er kein Brite.«
»Gut. Ach ja, noch etwas.«
»Ich dachte, Sie hätten gesagt, es gäbe nur noch eine Frage.«
»Es ist schwierig aufzuhören, nachdem ich angefangen habe.«
»Dann fragen Sie eben.«
»Wo ist Abdallah Jones?«
»Er könnte überall auf der Welt sein«, sagte sie. »Gestern Abend war er auf einem Flughafen.«
»Ein Jammer!«
»Nicht wahr.«
» Ein Flughafen? Seltsame Formulierung.«
Olivia zuckte die Schultern.
»Woher wissen Sie, dass es ein Flughafen war?«
Jetzt war wohl der Moment gekommen. Sie wusste aber nicht, wer dieser Typ war. Wie viel Einfluss er besaß, was er für sie tun könnte und was nicht. Ihr Gefühl sagte ihr, dass er hier nur als Verbindungsmann zwischen ihr und jemand anderem, jemandem zu Hause in London, fungierte. »Mr. Y«, sagte sie.
»Der mit dem Chromosom?«
»Ja.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Mr. Y hat mit Jones telefoniert.«
»Das muss eine interessante Unterhaltung gewesen sein.«
»Mr. Y’s Hälfte davon ganz bestimmt. Auf jeden Fall wusste er irgendwie, dass Jones sich auf einem Flugplatz aufhielt. Ich würde vermuten, er hat im Hintergrund Düsentriebwerke gehört, oder die Anweisungen, wie man einen Sicherheitsgurt anlegt.«
»Aber Mr. Y weiß sonst nichts.«
»Komisch, dass Sie fragen«, sagte Olivia. »Mr. Y sagt, er hat jetzt noch mehr Informationen. Informationen, anhand deren man herausfinden könnte, wohin Jones geflogen ist.«
»Und wo ist Mr. Y? Hängt er in China fest?«
»Wahrscheinlich steht er hinter einem Busch und beobachtet Sie. Schauen Sie sich aber nicht um.«
»Tu ich nicht. Kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass er die Notwendigkeit begreift, den Kopf einzuziehen.«
»Er verfügt über alle möglichen Begabungen.«
Das veranlasste den Mann zu einem prüfenden Blick. Olivia spürte, wie ihr Gesicht in Erinnerung an die morgendlichen Aktivitäten in dem Bunker warm wurde, und hoffte, er würde das fälschlicherweise für den Schein der roten Hitze in dem Anlassofen halten, der sich auf ihr Gesicht legte. Sie ging eilig weiter und sagte: »Falls Sie zu einer Vereinbarung mit ihm kommen möchten, um ihn sicher außer Landes zu bringen – was ich empfehlen und befürworten würde –, kann ich ein Treffen mit ihm vereinbaren und ihn wissen lassen, wie die Dinge stehen.«
»Natürlich habe ich keinen vorgefertigten Pass für einen Herrn seiner Beschreibung«, sagte der Mann, »zumal ich seine Beschreibung noch nicht einmal kenne . Und selbst wenn ich es täte – dass er heute zum Flughafen geht und in ein Flugzeug steigt, ist …«
»Verstehe. Schon kapiert.«
»Wo wir gerade von Pässen reden …«
Olivia war für einen Augenblick
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