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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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hemmungslos unterhalten hatten, aber die Lautstärke sank auf beinahe null, sobald ihr Kopf hinter der Sofalehne auftauchte. Ihr Blick traf den von Seamus. Er starrte sie unverwandt an, während er Sachen von sich abstreifte und auf den Boden fallen ließ.
    Die anderen Männer gingen nach und nach hinaus und stapften zu ihren Unterkünften. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie gern hier ihren Kram abgeworfen und sich entspannt hätten und dass ihre Anwesenheit das verhindert hatte.
    Seamus ging um das Sofa herum. Er hatte einen Laptop aus grauem Kunststoff unter dem Arm. Nicht sein übliches Gerät. Er legte ihn auf den Couchtisch, dann setzte er sich in einen Sessel, der im rechten Winkel zur Couch aufgestellt war. Die Ellbogen auf den Knien, beugte er sich vor, legte sorgfältig die Fingerspitzen aneinander und bog die Hände durch, als wollte er überprüfen, ob all die kleinen Fingergelenke noch funktionierten. Seine Knöchel hatten stellenweise geblutet.
    Er sah Olivia fest in die Augen und sagte in sanftem, aber klarem Ton: »Wollen Sie vögeln?«
    Sie schaute wohl ein wenig überrascht drein.
    »Entschuldigung, dass ich so direkt bin«, fuhr er fort, »aber eine von diesen Geschichten zu überleben macht mich immer unglaublich geil. Das und zu Beerdigungen zu gehen. Das sind für mich die Auslöser. Ich hab das Gefühl, ich könnte eine Mordsnummer hinlegen. Eins A. Also frage ich einfach. Bloß für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie vielleicht Lust auf etwas total Heißes und Unverbindliches haben.«
    Olivia konnte es sich sehr gut vorstellen: wie sich ihre Lippen zu einem boshaften Grinsen verzogen, wie sie zur Gästehütte hinüberflitzten, sich in die Duschkabine drängten und sie von diesem hormonell aufgeputschten Mann-Kind bis zur Bewusstlosigkeit gerammelt wurde.
    »Ähm, das habe ich tatsächlich«, sagte Olivia ernst, »aber ich glaube, es ist eine Versuchung, der ich vorderhand widerstehen kann.« Weil sie das Gefühl hatte, das bedürfe einer weiteren Erklärung, fügte sie hinzu: »Tatsächlich hat man es mir ausdrücklich verboten.«
    Er wirkte beeindruckt. »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Jemand hat sich tatsächlich die Mühe gemacht, Ihnen einen Befehl zu erteilen, der Ihnen den Koitus mit mir verbietet?«
    »Ja. Wohl eher mit Blick auf mich und meinen Ruf als auf Ihren.«
    Er wirkte geknickt.
    »Dabei ist er bestimmt erstaunlich! Ihr Ruf, meine ich.«
    Er nickte.
    »Ist es denn gut verlaufen?«, fragte sie.
    »Ja! Warum fragen Sie?«
    »Na, weil Sie voll Blut sind.«
    »Wissen Sie denn, womit ich mir meine Brötchen verdiene?«
    Ihr war nicht mehr nach einer scherzhaften Antwort zumute.
    Seamus lehnte sich zurück, langte in eine Cargotasche, zog ein kleines schwarzes Etui hervor und klappte es auf. Es enthielt einen Satz winziger Schraubenzieher. Er drehte den Laptop um, wählte ein Werkzeug aus, begann kleine Schrauben zu lösen. »Das Ziel war, in eines ihrer Lager einzudringen und mindestens eine Person zwecks Befragung zu schnappen. Und dabei noch anderes Beweismaterial zu sichern, das nützlich sein könnte. Wie das hier.« Er tätschelte den Laptop. »Nicht gerade ein Auftrag, der sich für den Einsatz eines Kampfhubschraubers eignet. Wir mussten ein Stück weit entfernt landen, zu Fuß reingehen und sie überraschen.«
    »Wobei ›überraschen‹ vermutlich ein ziemlich zurückhaltender Ausdruck dafür ist, wie Sie sich diesen Burschen genähert haben.«
    »Es ist ein unvollständiger Ausdruck. Sie waren eindeutig überrascht.« Seamus hatte sämtliche winzigen Schrauben gelöst, die er finden konnte. Er hielt inne und betrachtete den Laptop, der immer noch in einem Stück war. »Man hat es schon erlebt, dass Jones einen Sprengsatz in diesen Dingern versteckt hat und sie dann hat herumliegen lassen«, sagte er. »Aber der hier hat nicht herumgelegen. Er war in Gebrauch, als wir in die Hütte eingedrungen sind.« Er nahm die Rückseite ab. Olivia zuckte unwillkürlich zusammen. Aber es waren keine Sprengstoffklumpen darin. Seamus wählte einen anderen Schraubenzieher aus und begann die Schrauben zu lösen, die die kleine Festplatte an Ort und Stelle hielten. »Das werde ich Langley überspielen, während ich dusche.«
    »Was ist mit dem anderen Teil des Auftrags?«
    »Eine Person zu schnappen?«
    »Ja.«
    »Erledigt.«
    »Wo ist die Person?«
    »In den Händen unserer philippinischen Kollegen.«
    Seamus schloss die kleine Festplatte an ein Gerät an, das den gesamten

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