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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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identifiziert. Der Begriff stammte aus der Fernsehserie Kobra, übernehmen Sie und war nur Menschen von Richards Jahrgang oder Hipstern verständlich, die sich auf YouTube uralte Fernsehsendungen ansahen. Wie auch immer, falls es je einen Mann gab, den man mit einem Bolzenschneider in einem Verteilerhäuschen postieren würde, dann war es Ershut. Der andere, Jahandar, hatte vermutlich auf einem Baum gehockt und die ganze Aktion durch ein Zielfernrohr mitverfolgt. Doch sobald die Tür offen und die Kabel durchtrennt waren, hatte Jahandar einen anderen Beobachtungsposten näher beim Gebäude bezogen, von wo aus er den Damm und die Straße nach Elphinstone überblicken konnte, während Jones, Ershut und Mitch Mitchell es sich im Schloss gemütlich machten.
    Mitch Mitchell war Richards heimlicher und unausgesprochener Name für den Gringo, der unbedingt mit Abdul-Ghaffar angesprochen werden wollte. Weil er keine Ahnung hatte, wie der tatsächliche, auf der Geburtsurkunde stehende Name lautete, musste Richard – der es schlicht und einfach nicht fertigbrachte, den Abdul-Ghaffar-Schmu ernst zu nehmen – einen erfinden, der zu Gesicht und Persönlichkeit des Mannes passte.
    »Wie viel Zeit haben Sie noch?«, hatte er Mitch Mitchell als Erstes gefragt, als er die Melanom-Narbe bemerkt hatte.
    » Inschallah, lange genug, um einen Schlag für den Glauben zu führen«, hatte dieser geantwortet. Richard hatte es gerade noch geschafft, nicht die Augen zu verdrehen, aber Mitch hatte offenbar doch einen leichten Anflug von Spott wahrgenommen. »Aber es kommt darauf an«, hatte er gesagt, »ob es aufs Gehirn übergegriffen hat.«
    »Kein Kommentar«, hatte Richard gesagt.
    »Ich unterbreche nur sehr ungern«, sagte Jones, »wo ihr beide gerade so einen guten Start miteinander habt. Aber ich muss Ihnen ein MPEG zeigen, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Beantwortet dieses MPEG einige meiner Fragen bezüglich Zula?«, fragte Richard.
    »Ohne Zweifel viele davon«, sagte Jones.
    Bis zu diesem Punkt hatte sich Richard ein Blickduell mit Mitch Mitchell geliefert, der Richard offenbar glauben machen wollte, dass das Melanom ganz massiv auf sein Gehirn übergegriffen und vielleicht einige seiner Hemmungen ausradiert hatte, aber das MPEG schien Richard so wichtig, dass er den Blick auf Jones richtete. Er hatte im Internet und auf den Seiten des Economist diverse Bilder des Mannes gesehen und verspürte immer noch etwas von der Verwirrung, die entsteht, wenn man sich in der tatsächlichen Gegenwart einer Berühmtheit befindet.
    »Tja, dann wollen wir uns in die Gastwirtschaft zurückziehen, wenn Sie nichts dagegen haben, sich an einem Ort aufzuhalten, wo Alkohol ausgeschenkt wird.«
    »Solange Sie jetzt keinen ausschenken«, sagte Jones.
    »Machen Sie Witze? Es ist fünf Uhr morgens.«
    Der Scherz kam nicht an. Richard ging ihnen voran zur Gastwirtschaft, wo auf dem Großbildschirm immer noch T’Rain lief. Um Egdod hatte sich eine ansehnliche Schar von Leuten versammelt. Sie zeigten allesamt Formen von banalem Botverhalten. Atmeten, kratzten sich, verlagerten ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Aber sonst tat sich nichts. Das lag daran, dass Richard (wie ein auf dem Bildschirm eingeblendetes Dialogfeld verkündete) seine Internetverbindung verloren hatte, weshalb nichts, was er hier sah, wiedergab, was sich »tatsächlich« (was auch immer das hieß) in der Welt von T’Rain abspielte. Er drückte die Kombination von Befehlstasten, die das Spiel beendete, und sah sich dem üblichen Windows-Desktop gegenüber. Inzwischen hatte Jones einen USB -Stick in einen Stecker an der Vorderseite des Computers gesteckt. Er wurde als Wechseldatenträger angezeigt. Richard öffnete ihn und fand eine einzige Datei: Zula.mpeg.
    »Davon kriegt mein Computer doch keinen Virus, oder?«, fragte er. Wieder erwies es sich als schwierig, die Typen zum Lachen zu bringen.
    Er doppelklickte auf das Icon. Der Windows Media Player öffnete sich und zeigte ihm schlechtes Bildmaterial von seiner Nichte, die in einem schwarzen Raum auf einem zerwühlten Bett saß und die Vancouver Sun vom Vortag las.
    »Ich habe versucht, die Globe and Mail zu bekommen«, sagte Jones in entschuldigendem Ton, »aber die war komplett ausverkauft.«
    Das war es also. Jones wollte derjenige sein, der die dämlichen Witze riss.
    Richard brach weinend zusammen, und sie mussten ihn ein paar Minuten allein lassen.
    »Vorderhand würde Ihre Hilfe bei der Überquerung der Grenze vollauf

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