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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Western krachen zu lassen. Er hatte beschlossen, von der Annahme auszugehen, dass niemand wusste, wo sie steckten, und sie gleich morgen früh unauffällig in die Botschaft zu bringen. Vielleicht ließ sich ja dort etwas in die Wege leiten.
    Vor dem Schlafengehen hatte er sich noch mit Csongor unterhalten: ein kleines Privatgespräch von Mann zu Mann auf dem Flur, während Marlon und Yuxia nacheinander das Badezimmer benutzt hatten. Thema des Gesprächs waren Schusswaffen gewesen. Seamus’ Instinkte hatten ihm geraten, Csongors Pistole zu konfiszieren, da aus dem Umstand, dass er sie hatte, mehr Schlechtes als Gutes erwachsen konnte. Aber der Ungar trug sie nun schon seit ein paar Wochen und hatte sie bereits zweimal im Zorn benutzt, weshalb es vom zwischenmenschlichen Standpunkt aus nicht ratsam erschien, ihre Herausgabe zu verlangen. Außerdem konnte Seamus schon aus Prinzip keinem eine Pistole wegnehmen, der versucht hatte, Abdallah Jones damit in den Kopf zu schießen. Seamus hatte inzwischen so viel Zeit mit Csongor verbracht, dass er ein Gefühl dafür entwickelt hatte, wer der andere war, und er war überzeugt, dass Csongor sich vernünftig und diskret verhalten würde. Seine einzige Sorge war, dass irgendein Poltern in der Nacht sie alle aufwecken und dass Csongor, desorientiert, ausflippen, die Waffe ziehen und irgendetwas Bescheuertes tun würde.
    Also hatten sie genau darüber geredet. Der Flur war menschenleer gewesen, und Seamus hatte, die Hände gut sichtbar, Csongor aus deutlichem Abstand aufgefordert, die Pistole zu ziehen und zu demonstrieren, dass er wusste, wie man überprüfte, ob das Patronenlager frei war, wie man die Waffe sicherte und wie man sie lud und entlud. Csongor hatte das alles ohne Getue und ohne Zögern getan. Seamus hatte ihn zu seiner Geschicklichkeit beglückwünscht, dabei jedoch darauf geachtet, dass sein Lob nicht überschwänglich oder gönnerhaft ausfiel, denn Csongor war kein verhätschelter amerikanischer Junge, der andauernd positiv bestärkt werden musste.
    »Ich werde ein Licht brennen lassen. Ein schwaches. Damit wir einander sehen können, wenn wir mitten in der Nacht aufwachen. Und es keine Missverständnisse gibt. Kein Geballere auf undeutliche Formen. Klar?«
    »Natürlich.«
    »Schön, dass wir das geklärt haben«, hatte Seamus gesagt.
    Dann: »Was habt ihr denn so vor?« Da das Badezimmer immer noch besetzt gewesen war.
    Csongor hatte extrem müde ausgesehen.
    »Kennen Sie Don Quixote?«, hatte er schließlich gefragt, nachdem er so lange überlegt hatte, dass Seamus beinahe im Stehen eingeschlafen war.
    »Nicht persönlich, aber …«
    »Natürlich, aber Sie wissen, worum es geht.«
    »Ja. Der Kampf gegen Windmühlen. Dulcinea.« Seamus hatte zwar das Buch nicht gelesen, aber er hatte das Musical gesehen und erinnerte sich an das Lied.
    »Ich habe auch eine Windmühle. Eine Dulcinea.«
    »Ach was, echt?«
    »Echt.«
    »Wer ist es? Nicht Yuxia.«
    Csongor hatte den Kopf geschüttelt. »Nicht Yuxia.«
    »Das ist gut, weil ich Yuxia irgendwie mag.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Wer ist es?« Zum Teil hatte er nur freundlich Konversation mit Csongor machen wollen, zum Teil war es aber auch professionelles Interesse gewesen; bevor er noch weiter mit diesem bewaffneten ungarischen Riesen an fremden Orten herumzog, erschien es Seamus wichtig zu verstehen, wie er tickte – was ihn beispielsweise dazu bewog, in China herumzulaufen und bedeutende internationale Terroristen in Schießereien zu verwickeln.
    »Zula Forthrast.«
    »Wow.« Seamus dachte darüber nach. »Da haben Sie sich ja ganz schön was vorgenommen. Mal sehen. Sie lebt in einem Land, in das Sie nur schwer hineinkommen. Sie ist die Nichte eines schwerreichen Typen. Sie wird in einem Teil der Welt, über den wir nur Vermutungen anstellen können, von einem unglaublich gefährlichen Terroristen als Geisel festgehalten, der Sie hasst, weil Sie ihn angeschossen haben.«
    Csongor hatte wie kapitulierend die Hände mit nach oben zeigenden Handflächen ausgebreitet. »Wie ich schon sagte. Eine Windmühle.«
    Seamus war neben ihn getreten und hatte ihm einen kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter versetzt. »Ich mag Leute, die gegen Windmühlen kämpfen«, hatte er gesagt.
    »Haben Sie denn überhaupt irgendwelche Vorstellungen?«, hatte Csongor gefragt.
    »Wo Jones sie hingebracht haben könnte?«
    »Ja.«
    Daraufhin hatte Seamus ihm eine kurze Erläuterung der Theorien geliefert, denen man bisher

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