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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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ihn abgegeben wurden. Seine Bewegungen wurden ruckartig, und er kam ins Schaukeln. Er sah zu spät, dass die linke Schnur an einer scharfen Felskante an dem Vorsprung über ihm scheuerte.
    Der Fels war fast in seiner Reichweite, lag nur noch etwa zwei Sprossen über ihm, als die linke Schnur riss. Mit einem Mal war die Leiter nur noch ein einziger Strang Fallschirmschnur mit einer Reihe daran baumelnder Stöcke. Er schwang nach rechts, und sein ganzer Körper kreiselte hilflos, sodass sich die Welt um ihn drehte und ihm einen Blick auf das Flussufer unter ihm gewährte: wild wogendes Unterholz, während Dschihadisten hindurchhetzten und Jabaris Namen riefen. Weiter weg konnte er eine hochgewachsene Gestalt sehen, die auf einen riesigen, umgestürzten Baumstamm kletterte, um Höhe und einen besseren Überblick über die Vorgänge zu gewinnen. Es war Jones. Sein Blick richtete sich genau auf den Blutfleck, wo Jabari zu Boden gegangen war, und wanderte dann die Strickleiter hinauf, bis er den von Richard traf.
    Richard war keiner, der einem Blickduell aus dem Weg ging, aber er hatte im Moment andere Sorgen, deshalb ruderte er mit den Beinen, um sich wieder zu drehen, strampelte dann, bis er mit den Unterschenkeln eine heruntergeklappte Sprosse eingeklemmt hatte, streckte die Knie und zog gleichzeitig mit beiden Armen, so fest er konnte. Hand über Hand verlagerte er seinen Griff weiter nach oben, hob die Knie, klemmte mit den Unterschenkeln die nächste Sprosse ein und wiederholte den Vorgang.
    Etwas winselte an ihm vorbei und schlug im gleichen Augenblick mit scharfem Knall gegen den Fels in der kleinen Wölbung. Das wiederholte sich noch ein paarmal, und er hörte von unten das Bellen von Schüssen. Es gab keinen vernünftigen Grund, warum ihn das veranlassen sollte, das Klettern einzustellen. Ganz im Gegenteil. Aber er konnte nicht anders, als ein paar Augenblicke lang zu erstarren.
    Jetzt knallte es mehrmals in größerer Nähe, über ihm. Im Aufblicken sah er direkt am oberen Ende der Leiter Lichtblitze aus dem Lauf der Glock zucken.
    Ein weiterer Beinstoß, ein weiteres Übergreifen, und eine verzweifelte, adrenalinbefeuerte Streckung verschafften ihm so viel Höhe, dass er die erste Sprosse oberhalb der abgerissenen Schnur zu fassen bekam. Er packte sie mit beiden Händen, machte einen Klimmzug und kam nach weiterem verzweifelten Krallen und Strampeln schließlich an eine Stelle, wo er die Füße gegen den Felsvorsprung stemmen konnte. Dann überkletterte er sehr schnell mehrere Sprossen.
    Die Leiter hatte wie verrückt zu tanzen und zu rucken begonnen, und ihm ging auf, dass jemand am Fuß der Felswand entweder daran hinaufkletterte oder daran zerrte, damit das Seil riss. Er hielt lange genug mit Klettern inne, um das Messer ziehen, und die Schnur gleich unterhalb der Sprosse, auf der seine Füße standen, zu durchtrennen. Der Leiterrest schnellte von der Felswand weg und fiel in die Tiefe. Dabei zuzusehen war ein Fehler, weil ihm davon schwindelig wurde. Er sah Mündungsfeuer von unten. Zugleich aber machte ihm der Umstand Mut, dass die Sicht auf ihn von dem ebenen Gelände zwischen hier und dem Flussufer aus an vielen Stellen vom dichten Laubwerk immergrüner Bäume verdeckt wurde. Die meisten Dschihadisten schossen blind, versuchten, ihn durch schmale Lücken zwischen Ästen ins Visier zu nehmen, oder rannten herum, um eine Position zu finden, von der aus sie das tun konnten.
    Zu behaupten, ein Mann seines Alters und Gewichts könne flitzen, entspräche nicht ganz der Wahrheit, aber er hatte das Gefühl, als flitzte er die letzten zehn Sprossen hinauf, bis er sich schließlich oben auf den Bauch warf. Zula zog sich fast zeitgleich mit ihm von ihrem Beobachtungspunkt zurück, und sie rannten nebeneinander ungefähr dreißig Meter in den Wald hinein, ehe sie stehen blieben. Als könnten die Kugeln sie über den Felsvorsprung hinweg verfolgen und durch den Wald jagen. Aber das konnten sie natürlich nicht. Nur Jones und seine Männer konnten das. Und die Leiter – das hatte Richard in dem Moment begriffen, in dem er sie gesehen hatte – verschaffte ihnen einen großen Vorsprung vor den Dschihadisten.
    Dann überholte Zula ihn, vollführte eine Wendung um hundertachtzig Grad, warf sich gegen ihn, schlang ihm die Arme um den Oberkörper und erdrückte ihn förmlich. Ihr Gesicht lag an seiner Brust, und sie schluchzte. Was, so kam es Richard beinahe vor, eigentlich sein Vorrecht war, da sie ihn gerettet hatte;

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