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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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hinterherzockelte. Das Fahrzeug beförderte zunächst das Gepäck, sodass sie in der ersten Stunde, in der sie ein ansteigender Serpentinenweg aus dem Tal des Prohibition Crick herausführte, rasch vorankamen. Dieser Weg ging zu Ende, als sie die Baumgrenze erreichten. Jake führte sie auf einer gewundenen und, wie angekündigt, überhaupt nicht offensichtlichen Route durch Gelände, das rasch unwegsam wurde. Bald mussten sie ein langes, steiles Geröllfeld durchqueren, das für Radfahrzeuge unpassierbar war, sodass John an dieser Stelle den Motor ausschaltete und ihnen half, ihre Ausrüstung auf die Mountainbikes umzuladen. Dann machte er es sich auf dem Sattel des Quads bequem und nahm einen kleinen Imbiss zu sich, während Jake die anderen beiden die Traverse entlangführte, wobei sie die Räder mal schoben und mal trugen, niemals aber darauf fuhren. Sie hielten eindeutig auf einen Sporn aus cremefarbenem Granit zu, der sich vom Gipfel des Abandon Mountain aus westwärts vorstreckte. Etwa dreihundert Meter unterhalb von ihnen, im Windschatten des Sporns, waren die Ruinen von etwas zu sehen, was Olivia für eine aufgelassene Mine hielt: der Eingang eines Stollens, ein paar alte, von der Witterung verwüstete Hütten, ein paar verrostete Lastwagen und zurückgelassene Geräte. Jetzt verstand sie Jakes Warnung: Hätten sie ein GPS gehabt, hätten sie wahrscheinlich diesen Ort angesteuert. Aber die Straße, die davon wegführte, ging in die falsche Richtung und hätte sie kilometerweit von ihrem Weg abgebracht. Die einzige Möglichkeit, daran vorbeizukommen, war die anstrengende Überquerung des Hangs hoch darüber. Der Sporn schien ihnen den Weg zu versperren, und sie fragte sich, wie sie je darüber hinwegkommen sollten, aber Jake versicherte ihr, dass er nicht so furchteinflößend sei, wie er aussähe. Und tatsächlich konnte Olivia, während sie sich näher herankämpften, eine Reihe natürlicher Rampen und Simse ausmachen, die so aussahen, als böten sie viel besseren Halt als das lockere Geröll. Aus der Entfernung gesehen, hatte sich der Sporn perspektivisch verkürzt dargestellt und daher sehr steil gewirkt – fast wie eine senkrechte Felswand. Doch im Näherkommen stellte sie fest, dass das bloß eine optische Täuschung gewesen und die Steigung durchaus zu bewältigen war.
    Diese erfreuliche Aussicht ließ den Weg dorthin nur umso länger erscheinen. Doch zu gegebener Zeit erreichten sie eine Stelle, wo sie endlich auf festem und einigermaßen ebenem Boden stehen konnten. Olivia war dafür, hier Rast zu machen und etwas zu essen, aber Jake überredete sie, den Sporn zu überklettern. Das gelang ihnen ohne viel Mühe, wobei sie einen Teil des Weges sogar auf den Rädern fuhren, und sie erreichten schließlich die ziemlich flache Kuppe des großen Felsens; von dort aus konnten sie nicht nur auf den Weg, den sie gekommen waren, zurückblicken und John noch auf dem roten Geländefahrzeug sitzen sehen, sondern auch eine zuvor verborgene Aussicht in Richtung Norden genießen.
    Mehrere Kilometer entfernt wurde ihnen der Weg von einem hohen Kamm versperrt, der ungefähr in Ostwestrichtung verlief und, wie Jake ihnen versicherte, nördlich der Grenze lag. Weit unter ihnen und etwas näher bildete das Gelände einen dunkelgrünen, teilweise von Feuchtigkeit verschleierten Kessel, von dem ein schwaches Tosen ausging. Das, sagte Jake, sei American Falls und liege, wie schon der Name verrate, knapp südlich der Grenze. Mithilfe dieser beiden Orientierungspunkte und eines Kompasses könne man sich leicht den zwischen ihnen verlaufenden neunundvierzigsten Breitengrad vergegenwärtigen.
    Alles, was sie zu tun hatten, war, dorthin zu kommen; und von hier an, sagte Jake, gehe es nur noch geradeaus. Er hatte einige Karten des Gebiets ausgedruckt und von Hand Notizen eingefügt, die ihnen nützliche Orientierungspunkte zeigten und ihnen sagten, was sie meiden mussten.
    Dies war, mit anderen Worten, die Stelle, an der sich ihre Wege trennen würden. Olivia bedankte sich und umarmte ihn sogar, wobei sie hoffte, damit nicht irgendwelche moralisch/religiösen Grenzen zu überschreiten. Sokolow gab ihm die Hand und bedankte sich höflich, aber, wie sie fand, ein wenig kalt. Später würde sie vielleicht dahinterkommen, was er wirklich von Jake und seinen Leuten hielt. Aber vielleicht interpretierte sie die Situation ja auch falsch; vielleicht lag die Kühle des Russen, seine offensichtliche Eile, mit den Höflichkeiten

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