Error
explodiert war.
»Sprengmittel«, sagte Sokolow.
»Wie bitte?«
»Wir sind in so was wie kleinem Krieg.« Dann, als er den verständnislosen oder ungläubigen Ausdruck in ihrem Gesicht sah: »Jones ist hier.«
Seamus hatte keinen direkten Blick auf das Geschehen oberhalb von ihm, aber seine Augen sahen eine Art Blutkometen emporsausen, bevor ihm nur einen Moment später praktisch die Trommelfelle platzen. Der Komet dehnte sich aus und verblasste zu einer rosa Nebelbank, die von dem leichten Wind aus dem Tal Gott sei Dank in eine andere Richtung geweht wurde.
Yuxia stand neben dem Hubschrauber, wo sie mit dem Piloten gescherzt hatte, um ihn von seinen Nöten abzulenken. Sie hatte sich verspätet die Hände auf die Ohren geschlagen und stand, den Mund zu einem O geformt, mit unsicher umherhuschendem Blick da. Richard Forthrast schien von einem Schwindelanfall gepackt zu werden, setzte sich hart auf den Boden, umklammerte seine Knie und starrte mit leerem Blick in die ungefähre Richtung der Explosion. Seamus registrierte mit Anerkennung und Interesse, dass Richard trotz seines halben Zusammenbruchs auf die Flinte geachtet und dafür gesorgt hatte, dass der Lauf sich nicht in den Boden bohrte und von Schmutz blockiert wurde.
»Möchten Sie mich über irgendwas informieren?«, fragte Seamus, als er das Gefühl hatte, es bestünde eine gewisse Chance, dass er die Antwort hören konnte.
»Das war mein Freund Chet«, antwortete Richard.
»Der Verletzte auf dem Felsen?«
Richard nickte. »Er hatte sich eine Claymore vor die Brust gebunden. Er wollte sie gegen diese Typen einsetzen, falls er Gelegenheit dazu bekäme.«
»Tja, dann hat sich wohl eine Gelegenheit geboten«, sagte Seamus. Das war keine ausgesprochen taktvolle Äußerung. Richards Blick richtete sich rasch auf sein Gesicht, suchte nach Anzeichen von Schalkhaftigkeit. Aber Seamus hatte es ganz ernst gesagt und auch so gemeint. Richard brach den Blickkontakt ab und schaute mit zusammengekniffenen Augen hangaufwärts.
»Die Frage ist, wie viele hat er erwischt?«
»Da waren zwei Dschihadisten?«
»Und ein menschenfressender Puma.«
Jetzt war es an Seamus, in Richards Gesicht nach Anzeichen von Sarkasmus zu suchen. Doch es zeigte keinerlei Ausdruck.
»Wenn die Dschihadisten auch nur eine Spur Verstand hatten«, sagte Seamus, »dann haben sie bestimmt nicht direkt nebeneinander gestanden. Wir sollten lieber davon ausgehen, dass mindestens einer von ihnen noch lebt. Und das dürfte der Scharfschütze sein.«
»Und wir stehen da mit einer Flinte und einer Pistole«, sagte Richard.
»Womit ist das Ding geladen? Mit Flintenlaufgeschossen oder …«
»Schrot«, sagte Richard. »Noch vier Patronen übrig.«
»Was bedeuten diese Wörter?«, fragte Yuxia.
»Mit den Waffen, die wir haben«, erklärte Richard, »können wir nur Dinge treffen, die nahe sind. Oberhalb von uns, glauben wir, ist ein Mann, der eine Waffe hat, mit der man Dinge von weit weg treffen kann.«
Seamus dachte darüber nach. »Wenn an Ihrem Wikipedia-Artikel was dran ist, kennen Sie den Weg von hier.«
»So viel stimmt tatsächlich«, sagte Richard.
»Wenn wir drei zusammen gehen, wird Folgendes passieren«, sagte Seamus. »Der Scharfschütze wird hier herunterkommen und …« Er wies mit dem Kinn auf den Hubschrauber und fuhr sich mit dem Daumen quer über den Hals, um das wahrscheinliche Schicksal des hilflosen Piloten anzudeuten. »Dann wird er uns talabwärts aufspüren und uns einen nach dem anderen erledigen. Also werden wir es anders machen.«
»Wer zum Geier sind Sie?«, fragte ihn Richard.
»Ein Mann in seinem Element. Es wird folgendermaßen laufen. Ich suche mir eine Tarnung, wo ich bleiben kann. Ihr beide, Richard und Yuxia, verschwindet von hier und bringt euch in Sicherheit. Wenn der Scharfschütze hierherkommt, töte ich ihn. Wenn er euch folgt, folge ich ihm. Das ist gut für den Piloten« – er wies mit dem Kinn auf den Hubschrauber –, »weil er genügend warme Kleidung, Wasser und solchen Kram hat, um hier eine Zeitlang am Leben zu bleiben, solange ihm nicht irgendwelche beschissenen dschihadistischen Scharfschützen auf die Pelle rücken.«
»Was ist mit dem menschenfressenden Löwen?«, warf Yuxia ein.
»Scheiße!«, sagte Seamus und hatte dann sofort ein schlechtes Gewissen, weil Yuxia zusammengezuckt war. »Ich weiß nicht. Ich warne den Piloten. Sage ihm, dass er die Tür geschlossen halten soll.«
Ein Augenblick verstrich.
»Worauf wartet ihr noch?«,
Weitere Kostenlose Bücher