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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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war als das Gegenteil, aber noch lange kein Grund, sich zu entspannen. Wenn sie schlau waren, würden sie weniger quatschen und sich mehr beeilen, würden sich am Ufer des Flusses entlangarbeiten und nach dem Anfang dieses Pfades suchen, der nur wenige Hundert Meter unterhalb der Stelle lag, an der sie nun hockte.
    Sie hatte im Laufen schichtweise Kleidung abgelegt und sie sich um die Taille geknotet und trug nur noch ein schwarzes Tanktop und Cargohosen mit hochgekrempelten Beinen, sodass ihre Unterschenkel bloßlagen. Sie verstand jetzt, dass sie die äußeren Schichten loswerden musste. Sie würden sie nur langsamer machen. Und es waren Stücke in hellen Pastellfarben, die kilometerweit zu sehen waren. Die Pfadfinderin in ihr protestierte, dass das eine schlechte Idee sei, dass sie auskühlen würde, sobald sie zu rennen aufhörte.
    Aber wenn sie zu rennen aufhörte, würde sie viel eher an anderen Ursachen sterben. Also legte sie sämtliche Schichten von Fleece ab, die Jones ihr in diversen Walmarts gekauft hatte, stopfte sie unter einen verrotteten Baumstamm, wo Männer, die den Pfad hinaufrannten, sie wahrscheinlich nicht bemerken würden, und lief mit nichts weiter als den Kleidern an ihrem Leib und dem Wasserbeutel auf dem Rücken weiter.
    Und dann waren es scheinbar eine Ewigkeit nur noch Serpentinen und Serpentinen. Sie kämpfte jede Sekunde mit dem Verlangen abzubremsen, stehen zu bleiben und sich auszuruhen, und erinnerte sich immer wieder, dass die Männer hinter ihr daran gewöhnt waren, wie die Bergziegen durch Afghanistan zu hüpfen. Vielleicht hielt ihnen Jones ja eine Pistole an den Kopf, um sie zu zwingen, schneller zu laufen, was wusste sie. Also rief sie sich ins Gedächtnis, wie das war, wenn Jones einem eine Pistole an den Kopf hielt, und versuchte, damit ein bisschen mehr Geschwindigkeit herauszukitzeln. Sosehr ihr die Angst auch befahl, immer wieder nach unten zu schauen, gebot ihr zugleich ihr Verstand, nach oben zu schauen, um die nächste Kehre auf dem Hang über ihr auszumachen. Denn manchmal dienten solche Pfade ebenso sehr der Erosionsbekämpfung wie der Bequemlichkeit der Wanderer, und es könnte Stellen geben, wo sie zwanzig Meter gerade den Hang hinaufflitzen und so vielleicht mehrere Hundert Meter Weg abschneiden konnte. Sie bemerkte einige solcher Gelegenheiten und ergriff sie mit wild rudernden Armen und kräftig arbeitenden Beinen, während ein Teil ihres Verstandes ihr sagte, Wenn ich nur auf dem Weg geblieben wäre, wäre ich längst an diesem Punkt vorbei! Manchmal hörte sie auch auf diese Stimme, ignorierte einige solcher Möglichkeiten und hörte dann eine andere Stimme sagen, Wenn du die Abkürzung genommen hättest, wärst du schon ein ganzes Stück weiter. Es gab kein Entkommen vor diesen Stimmen, also versuchte sie, jede Gelegenheit zu ergreifen, die es ihr wert erschien. Die Dschihadisten, das wusste sie, mussten solche Entscheidungen nicht treffen; sie konnten sich aufteilen, die Hälfte in die eine und die andere Hälfte in die andere Richtung schicken und die Schnelleren gewinnen lassen.
    Was, wenn es stimmte, bedeuten musste, dass die Gruppe sich auf dem Weg unter ihr immer weiter auseinanderzog. Sie würde es nicht mit allen auf einmal aufnehmen müssen.
    Gott sei Dank war Jahandar zurückgeblieben. Aber sie hatte insgeheim eine Bestandsaufnahme ihrer Waffen gemacht und andere Gewehre gesehen, mit denen man durchaus auf größere Entfernung töten konnte.
    Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren, und sie hatte vergessen, die Kehren zu zählen. Aber sie hatte den deutlichen Eindruck, dass der Baldachin über ihr dünner, das Licht heller und die Kehren weniger scharf wurden, während der Hang sich abflachte.
    Sie kam an einen Punkt, wo sie schlicht nicht mehr laufen konnte, und gestattete sich deshalb, in einen raschen Gehschritt zu verfallen, während sie mehr Wasser trank – sie hatte nicht genug getrunken, der CamelBak war nur halb leer – und noch zwei Riegel aß. Inzwischen kam ihr das, was sie tat, fast wie eine richtige Wanderung durch den Wald vor. Sie gewann zwar noch immer an Höhe, aber nicht mehr mit dem Gefühl, an einer Steilwand zu kleben. Während sie durch immer häufigere Lücken zwischen den Bäumen nach vorn und hangaufwärts schaute, sah sie das hochgelegene Gelände, das sie während des gesamten Aufstiegs herbeigesehnt und zugleich gefürchtet hatte, und darüber aufragend die schroffe Wand des Abandon Mountain, der nichts hatte, was ihn als

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