Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
gefangenzunehmen?
    Egal. Es lief auf das Gleiche hinaus: Ein Moment rückte näher, in dem Zula – die einigermaßen geschützt hinter Felsbrocken auf dem Bauch lag – den Massenmittelpunkt des Mannes ins Visier nehmen und abdrücken würde. Je näher sie ihn herankommen ließ, desto einfacher wäre der Schuss. Wie die Pfadfinderin in ihr hätte voraussagen können, wurde ihr allmählich kalt, und ihre Hände begannen zu zittern. Sie musste also gegen die Versuchung ankämpfen, zu früh zu schießen. Besser, sie wartete ab, bis sie ihn größer im Visier hatte. Doch wenn sie ihn zu nahe herankommen ließ, würde er vielleicht die Pistole in ihren Händen sehen.
    Sie lag auf der Seite, hatte den Körper in eine winzige Vertiefung gedrückt. Das war ungünstig und unbequem. Aber der Mann, der das Gelände von unten mit Maschinenpistolenfeuer bestrich, hatte sie bisher mit nichts anderem als Steinsplittern treffen können, und das sprach dafür, sich nicht zu rühren. Ein kleiner Haltungswechsel, der ihr vielleicht ganz unbedeutend vorkam, könnte zur Folge haben, dass sie irgendeinen Teil ihres Körpers dem Feuer aussetzte.
    Trotzdem – es war verlockend. Ihre Sicht auf den Mann mit der Pistole wurde vom Muster des Gerölls behindert. Wenn sie die Beine anzog, sich nur ein winziges Stück vorwärtsschob, konnte sie ihn deutlich sehen, die Arme auf eine Art Steintafel auflegen, die wenige Meter entfernt war, und den Schuss aus einer Entfernung abgeben, die größer – und sicherer – war.
    Das waren ihre Überlegungen, während sie wartete, fror, zittrig und steif wurde. Sie fragte sich, was die Ursache der gewaltigen Explosion gewesen war, die sie vorhin gehört hatte. Die naheliegende Erklärung schien zu sein, dass Chet die Mine ausgelöst hatte. Sie fragte sich, was das wohl für das Schicksal von Chet und für Richard bedeutete, der losgegangen war, um nach ihm zu sehen. Sie fragte sich, was es mit dem Hubschrauber auf sich hatte und ob er wohl wiederkommen würde.
    Ihre Überlegungen wurden von einer neuen Bewegung unterbrochen, die sie aus dem Augenwinkel wahrnahm. Sie hatte direkt auf den Dschihadisten mit der Pistole geschaut, der nur von den Schultern aufwärts zu sehen war, während er sich denselben Geröllhang hinaufmühte, den sie vor einer Weile hinaufgeklettert war. Jetzt drehte sie den Kopf und sah, dass der Mann mit der Maschinenpistole sich ebenfalls bewegt hatte, um eine neue Position einzunehmen. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Er wirkte erregt, hob die Waffe an seine Schulter, zielte.
    Sie schlängelte sich nach vorn, bewegte sich auf die neue Position zwei Meter vor ihr. Der Mann mit der Pistole war erschreckend nahe. Er ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Sie streckte die Arme auf dem Felsen aus, brachte das Korn in die Mitte des Kimmenausschnitts und richtete es dann auf die dunkle Silhouette des Kletternden.
    Ein einzelnes lautes Geräusch ertönte oberhalb von ihr. Das legten ihre Ohren nahe. Das Gesicht des Kletternden bewies es. Denn seine unmittelbare Reaktion bestand darin, zu erstarren und hangaufwärts zu schauen.
    Sie drückte ab, spürte den Rückstoß der Pistole, als der Schuss sich löste, sah die Patronenhülse klirrend auf die Steine neben ihr fallen.
    Der Mann stand einfach da, einen entgeisterten Ausdruck im Gesicht, und einen Moment lang dachte sie, sie hätte ihn verfehlt. Doch dann versuchte er, sich hinzusetzen, was mit dem Gesicht zum Steilhang nicht funktionieren konnte. Seine Beine flogen hoch, bevor sein Hintern noch den Boden berührt hatte, und er begann, den Berg hinunter Rückwärtspurzelbäume zu schlagen, und wurde dabei immer schneller.
    Ihr Kopf fuhr zu dem Mann mit der Maschinenpistole herum. Aber er war verschwunden. Als sie vorsichtig den Kopf hob, sah sie ihn mit ausgestreckten Armen und Beinen am Fuß des Hangs liegen.
    Am Waldrand zuckte nun Mündungsfeuer aus zwei verschiedenen Waffen auf: frisch eingetroffene Dschihadisten, die das Ganze miterlebt hatten. Aber wenn sie auf Zula zielten, schossen sie um Längen vorbei.
    Von oben wurde das Feuer erwidert: einzelne, mit Bedacht abgegebene Schüsse. Sie schienen die Schützen unten zu entmutigen. Zula drehte sich auf den Rücken, legte den Kopf auf den flachen Stein, versuchte herauszufinden, woher die Schüsse kamen. Die naheliegende Antwort war ein riesiger Brocken solider Fels, etwa so groß wie ein Häuserblock, der aus dem Schuttkegel vorsprang. Sie nahm an, dass er

Weitere Kostenlose Bücher