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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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oben abgeflacht war und dass jemand mit einem Gewehr darauflag.
    Dann wurde ihr Auge von einer Bewegung angezogen. An der Seite dieses Felsvorsprung winkte jemand mit einem Stück Stoff. Einem T-Shirt. Zula fasste es genauer ins Auge und winkte nach einigen Augenblicken zurück.
    Ein Mensch kam in Sicht, der ausladende, auffordernde Gesten in Richtung Zula machte. Lauf zu mir.
    Zula hatte keine Ahnung, wer das war. Sie stand trotzdem auf und rannte los. Sie hatte es satt zu frieren, sie hatte es satt, allein zu sein, und sie war bereit, sich auf alles Mögliche einzulassen. Selbst wenn es mit einem gewissen Risiko verbunden war. Das konnte man Fatalismus nennen. Aber angesichts des durchdringenden Knallens, das von oben ertönte – Hochleistungsgeschosse, die vom oberen Rand des Felsens aus den Waldsaum bestrichen –, schienen die Männer unten es sich zweimal zu überlegen, ob sie herauskommen und auf Zula schießen sollten.
    Sokolows unmittelbare Reaktion auf den lauten Knall bestand darin, dass er seinen Rucksack ablegte, ihn öffnete und das Sturmgewehr zusammensetzte, das Igor Peter gestohlen und das er Igor abgenommen hatte. Die Logik dieser Maßnahme war für Olivia alles andere als offensichtlich. Sie waren nur wenige Kilometer von einem Land entfernt, in dem der Besitz dieser Waffe eklatant illegal war. Außer den Forthrasts hatten sie an diesem Tag noch keine Menschenseele gesehen. Aber Sokolow war der festen Überzeugung, dass das, was sie gehört hatten, keine bergmännische Sprengarbeit, sondern die Detonation einer taktischen Militärwaffe gewesen war und dass sie sich nun in offenem Kriegszustand mit unsichtbaren und unbekannten Feinden befanden.
    Olivia erkannte nun, wie alles zusammenpasste. Eigentlich hatte sie es schon die ganze Zeit gewusst, aber aus einer Art bürokratischem Instinkt heraus verdrängt: der Angst, dass sie niemals imstande wäre, die Idee in einem Meeting zu verkaufen. Natürlich hatte Jones Zula befragt, hatte Richards Wikipedia-Artikel gelesen, hatte von dessen Schmugglervergangenheit erfahren, war zu seinem Haus in der Nähe von Elphinstone gegangen, hatte Zula als Hebel benutzt, um sich von Richard über die Grenze führen zu lassen. Und natürlich war die gestrige Explosion an dem Grenzübergang nur ein Ablenkungsmanöver gewesen.
    Er war jetzt hier.
    Wie lange wusste Sokolow es schon? Bis zum Augenblick der Explosion hatte er durch nichts gezeigt, dass er vermutete, ihre Wanderung führte vielleicht in eine Free-Fire-Zone mit einer Bande schwer bewaffneter Dschihadisten. Doch jetzt erkannte sie, dass er die ganze Zeit damit gerechnet hatte.
    Hatte er ihr etwas vorgespielt?
    Es war komplizierter, vermutete sie. Er hatte die Chancen abgewogen. Es gab gute Gründe für Olivia und Sokolow, die Grenze zu überqueren. Sie hätten es überall tun können. Sokolow hatte den Übergangsort bevorzugt, an dem die Wahrscheinlichkeit für eine Begegnung mit Jones am größten war.
    Sie verbrachten eine Viertelstunde – obwohl es ihr viel länger vorkam – damit, einen taktischen Rückzug den Hang hinauf, durch das Geröllfeld und auf den Felssporn vorzunehmen, wo sie sich von Jake getrennt hatten.
    Sokolows Rucksack enthielt einen kleineren Beutel aus dünnem Nylonstoff, dazu gedacht, einen zusammengerollten Schlafsack zu verstauen. Als Sokolow auf dem Felsen eine geeignete Stelle gefunden hatte, wo er ausgestreckt liegen konnte, zog er diesen Beutel am Kordelzug heraus und legte ihn auf den Felsen. Der Beutel klapperte. Er war, wie ihr klar wurde, voller harter, schwerer Gegenstände mit Kanten. Sobald Sokolow mit dem Zusammensetzen des Gewehrs fertig war, löste er den Kordelzug des Beutels und kippte ihn aus. Er enthielt ein halbes Dutzend gebogener Plastikgehäuse: Magazine für das Gewehr. Nach ihrem Gewicht zu urteilen waren sie voll.
    Sokolow war vor ihr in Bourne’s Ford gewesen, hatte die örtlichen Waffengeschäfte abgeklappert, diesen ganzen Kram gekauft und die Magazine geladen. Nur um vorbereitet zu sein.
    Okay, er hatte ihr also doch etwas vorgespielt. Sie stellte fest, dass ihr das eigentlich nichts ausmachte. Weil sie ihm in gewissem Sinne auch etwas vorgespielt hatte. Sie hatte gehofft, dass so etwas passieren würde.
    Jedenfalls war für diese metaphysischen Überlegungen wenig Zeit. Sokolow – der bis an den Rand des großen, flachen Felsens gerobbt war – rief sie nach vorn und zeigte ihr, was unterhalb von ihnen vor sich ging: Eine junge Frau mit brauner Haut

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