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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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anderen sind ihr wahrscheinlich gefolgt.«
    »Und jetzt folgen wir ihnen.«
    »Und Jahandar folgt uns.«
    »Wenn das stimmt«, sagte Yuxia, »dann hoffe ich, dass Seamus Jahandar folgt.«
    Diese Idee schien sie ungemein zu trösten, deshalb hielt Richard lieber den Mund, als über den Berglöwen zu spekulieren, der möglicherweise das Schlusslicht dieser Todeskarawane bildete.
    »Ich bin ja so froh, dass Zula noch am Leben ist«, sagte Yuxia ein paar Minuten später. Richard hatte den deutlichen Eindruck, dass sie versuchte, ihn davon abzulenken, wie erschöpft und wund er war. »Ich habe gedacht, sie wäre tot. Ich habe so geweint.«
    »Ich auch.«
    »Ich habe ihr Fragen über ihre Familie gestellt«, sagte Yuxia, »aber sie hat nicht viel Antwort gegeben. Jetzt weiß ich, warum; sie wollte nicht, dass die anderen solche Informationen bekommen.«
    »Schlaues Mädchen. Sie wollte nicht, dass die von mir erfahren.«
    »Das haben wir dann später herausgekriegt«, sagte Yuxia. »Dass Sie ein großes Tier in der Computerspielbranche sind.«
    »Ja, das bin ich.« Und werde von einem Großwildjäger gejagt.
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Familie«, schlug Richard vor.
    »Aiyaa, meine Familie! Meine Familie ist traurig. Traurig und vielleicht in Schwierigkeiten.«
    »Wegen dem, was Ihnen zugestoßen ist?«
    »Wegen dem, was ich getan habe«, verbesserte sie ihn. »Mir ist nicht alles nur zugestoßen.«
    »Wenn die Geschichte bekannt wird«, sagte er, »wird alles gut.«
    »Falls wir nicht umgebracht werden«, verbesserte sie ihn und beschleunigte ihren Schritt so dramatisch, dass er sie im Unterholz aus den Augen verlor – ihre Tarnkleidung war sehr effektiv – und für kurze Zeit in Laufschritt verfallen musste.
    »Schauen Sie, jemand hat Kleider zurückgelassen!«, verkündete sie eine lange, schweißtreibende Weile später und zupfte an einem losen Ärmel, der unter einem umgestürzten Baumstamm hervorschaute.
    »Das sind Zulas«, sagte er. Er erkannte das Kleidungsstück, als er sie eingeholt hatte. »Sie hat sämtlichen Kram weggeschmissen, den sie nicht brauchte. Um sich auf den Aufstieg vorzubereiten.«
    »Der Aufstieg steht uns als Nächstes bevor?«
    »Er fängt jetzt an«, sagte er, überholte Yuxia und marschierte querfeldein durch einige Meter Unterholz, bis er auf dem Serpentinenpfad herauskam.
    Während seiner sporadischen, von den Furiosen Musen getriebenen Bemühungen abzunehmen war er nachdrücklich an eine Grundtatsache der Physiologie des Menschen erinnert worden, nämlich die, dass ein Fett verbrennender Stoffwechsel einfach nicht so gut funktionierte wie ein Kohlehydrate verbrennender Stoffwechsel. Er machte einen müde, langsam, verwirrt und begriffsstutzig. Nur wenn Richard wirklich dämlich und gereizt war – und daher außerstande, seinen Job zu machen oder sein Leben zu genießen –, konnte er sicher sein, dass er tatsächlich abnahm. In diesem Zustand begann er den Serpentinenweg hinaufzuschlurfen. Doch trotz seiner momentanen Beschränktheit war er bald imstande, eine Grundtatsache der Serpentinengeometrie wahrzunehmen, die demnächst wichtig werden würde. Zwei Wanderer, die ein Kilometer Weg voneinander trennte, konnten gleichwohl in gerader Linie nur hundert Meter voneinander entfernt sein, wenn der eine sich noch vor der Kehre befand, die der andere bereits hinter sich gelassen hatte. Davon ausgehend, dass Jahandar sie jagte – und davon mussten sie ausgehen –, hatten sie zunächst vielleicht einen großen Vorsprung gehabt. Und er hoffte, sie hatten diesen Vorsprung dadurch gehalten, dass sie ein möglichst schnelles Tempo angeschlagen hatten. Und doch könnte, in einer Minute oder einer Stunde, der Augenblick kommen, in dem sie nach unten schauten und Jahandar nach oben schaute, und vielleicht trafen sich ihre Blicke dann über eine Entfernung, die ohne weiteres in Reichweite einer Büchse und vielleicht sogar einer Flinte lag.
    Richard wünschte, er hätte sich einreden können, dass Jahandar das nicht klar war. Aber Jahandar sah aus wie jemand, der sein ganzes Leben auf Serpentinen zugebracht hatte und sich mit ihren Eigenschaften gut auskannte.
    Er verstand nun, wie das Ganze laufen würde. Und er begriff, dass seine Verwirrung, seine Trödelei, seine Gereiztheit nicht nur daher rührten, dass er Hunger hatte. Nein, sein Verstand versuchte ihm etwas mitzuteilen.
    Und wenn es eines gab, was er in seiner wechselvollen Karriere gelernt hatte, dann war es das: zu solchen Zeiten sehr

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