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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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genau auf seinen Verstand zu hören.
    Sein Verstand sagte ihm, dass ihr Plan beschissen war.
    Er war beschissen, weil Jahandar aufholen würde – wahrscheinlich schon die ganze Zeit aufholte – und irgendwann eine Stelle erreichen würde, wo er von einer Serpentine aus hangaufwärts schießen konnte. Ach was, er konnte einfach eine Scharfschützenposition beziehen, sein Gewehr auf etwas schön Solides aufstützen, es sich bequem machen und darauf warten, dass Richard und Yuxia oberhalb von ihm hin- und hergingen, im Zickzack den Berg hinaufstiegen wie ein Paar lahme Enten auf einem Schießstand.
    Ich liebe dich, aber ich habe es satt, die Freundin des heiligen Monsters zu sein. Das war das Letzte gewesen, was Alice, eine seiner Exfreundinnen, zu ihm gesagt hatte, ehe sie in den Pantheon der Furiosen Musen aufgefahren war. Er hatte eine Weile gebraucht, um den Satz zu entschlüsseln – Alice war nicht in auskunftsfreudiger Stimmung gewesen –, aber irgendwann war er dahintergekommen, dass das letztlich der Grund war, warum Corporation 9592 keine Wahl blieb, als ihn an Bord zu behalten. Alles andere, was er für die Firma tat – sich mit Geldwäschern vernetzen, Ethernet-Kabel legen, Fantasyautoren rekrutieren, Pluto bei Laune halten –, könnte besser und billiger von jemandem erledigt werden, den man sich über eine topmoderne Headhuntingfirma besorgen konnte. Seine, Richards, Rolle hatte sich letztlich auf das Eine beschränkt: in der Ecke von Besprechungszimmern zu sitzen oder auf E-Mail-Verteilern der Firma zu lauern, den Vorgängen scheinbar keine Aufmerksamkeit zu schenken, immer unruhiger und verdrießlicher zu werden und schließlich mit irgendetwas herauszuplatzen, das eine Menge Leute vor den Kopf stieß und die Firma zu einem Kurswechsel veranlasste. Erst später sah man die Untiefen, an denen man ohne Richards überraschenden, unwirschen Einwurf auf Grund gelaufen wäre.
    Das war einer dieser Augenblicke.
    Das einzig Sinnvolle war, stehen zu bleiben, sich eine Deckung zu suchen, darauf zu warten, dass Jahandar sie einholte, ihn bis auf zwanzig Meter herankommen zu lassen und zu versuchen, ihn mit der Flinte zu erledigen, bevor er zum Schuss kam.
    »Stopp«, sagte er ruhig.
    »Alles in Ordnung, großer Mann?«, fragte Yuxia.
    »Mit geht’s fantastisch«, versicherte er ihr. »Aber hier müssen wir uns stellen und kämpfen.«
    »Da bin ich absolut dafür«, sagte sie. »Darf ich einen von den Scheißkerlen erschießen?«
    »Nur wenn ich zuerst sterbe.«
    Csongor legte abrupt den Gang ein, gab Gas und rumpelte vom Parkplatz. Er hatte den Motor laufen lassen, damit Marlons Laptop Saft bekam.
    »Was zum …?«, fragte Marlon, während er zusah, wie seine Wi-Fi-Verbindung flötenging. Csongor konnte nicht sagen, ob Marlon sich den Ausdruck von Comicsprechblasen abgeguckt hatte oder eine ironische Anspielung auf chinesische Nerds machte, die auf diese Weise ganz naiv ausländische Dialogfetzen aufschnappten. Bei Marlon war das manchmal schwer zu sagen.
    »Irgendwas stimmt nicht«, sagte Csongor.
    »Du hast doch gesagt, du kannst das Ding nicht fahren.«
    »Ich kann es von Rechts wegen nicht fahren«, sagte Csongor.
    »Ach so.«
    »Aber ich kann es in Gang bringen, wie du siehst.«
    »Ich war gerade dabei, Geld zu überweisen«, sagte Marlon. Nicht in quengeligem, klagendem Ton. Er wollte Csongor nur klarmachen, dass seine wichtige Arbeit unterbrochen worden war.
    »Du hast drei Stunden lang Geld überwiesen«, meinte Csongor, »während ich auf die Uhr und auf die Karte gesehen habe.« Er raschelte mit einer Straßenkarte von Idaho, die Seamus am Vortag an einer Tankstelle gekauft hatte. »Die beiden müssten längst wieder da sein. Die Da G Shou können auf ihr Geld warten; sie haben schon so lange gewartet.«
    Weil er die Karte studiert hatte, wusste Csongor, wie sie aus Coeur d’Alene heraus und auf die Straße in Richtung Norden, nach Sandpoint und Bourne’s Ford, kamen. Er folgte der Strecke und hielt sich dabei peinlich genau an sämtliche Verkehrsvorschriften, um das Risiko zu minimieren, dass er angehalten wurde. Er glaubte nicht, dass ein ungarischer Führerschein in dieser Gegend den Anforderungen genügen würde.
    »Vielleicht haben Sie ja irgendwas Interessantes zum Anschauen gefunden.«
    »Darum geht es nicht«, sagte Csongor. »Ein Hubschrauber kann nur so und so viel Treibstoff mitführen – er kann nur eine bestimmte Zeit in der Luft bleiben.«
    Er spürte, wie Marlon ihn ungläubig

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