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knirschend zum Stehen und nutzte dann eine kleine Verbreiterung, die man unmittelbar vor dieser Barriere angelegt hatte, damit verirrte Fahrzeuge wenden konnten. Auch so erforderte es ein oftmaliges Vor- und Zurückstoßen, den SUV auf so engem Raum zu drehen. Bei einigen dieser Manöver ertappte er sich dabei, dass er neugierig eine ganze Palette von Dokumenten betrachtete, die in wasserdichtes Plastik eingeschweißt und am Holz festgenagelt worden waren. Keines schien eine unmittelbare Drohung zu beinhalten, ihn zu töten. Es handelte sich eher um juristische Dokumente und politisch/religiöse Manifeste.
Vor seinen Augen zog ein Wort vorbei, das einen Moment brauchte, um in sein Bewusstsein zu dringen. Als das geschah, trat er auf die Bremse. Wendete erneute. Schlich so langsam, wie es nur irgend ging, den Weg zurück, den er gekommen war. Überflog die Dokumente am Tor, nicht bereit zu glauben, dass er es tatsächlich gesehen hatte.
»Was ist los , Bro?«, wollte Marlon wissen. Dann rief er »Aiyaa!«, als Csongor erneut auf die Bremse stieg, sodass ein Ruck durch den Wagen, durch ihn und seinen schmerzenden Kopf ging.
»Ich glaube, ich hab’s jetzt kapiert«, sagte Csongor.
»Was kapiert?«
»Was hier vor sich geht.«
Er starrte auf ein Dokument – eine Art offenen Brief –, der eine Unterschrift trug. Sie war so ordentlich, dass man sie tatsächlich lesen konnte. Sie lautete JACOB FORTHRAST .
Onkel John fuhr den Geländewagen mit Zula, die auf dem Gepäckhalter hinter ihm saß, zu Jakes Hütte zurück. Jake fuhr ihr Fahrrad. Olivia und Jake hatten ritterlich vorgeschlagen, dass die beiden so rasch wie möglich vorausfahren sollten und die Radler sie so schnell wie möglich einholen würden. John allerdings lehnte jeden Plan ab, der darauf hinauslief, dass sie sich trennten; und die Heftigkeit seiner Reaktion bewies praktisch, dass er sich an irgendetwas erinnerte, was in Vietnam nicht sonderlich gut funktioniert hatte. Die Rückfahrt ging daher nach der Schildkröte-und-Hase-Methode vonstatten: Der Quad fuhr ein paar Hundert Meter voraus und zockelte dann langsam dahin, bis Jake und Olivia aufgeholt hatten.
Während dieser Unterbrechungen versuchte John, mit nicht Anwesenden zu kommunizieren. Die Leute, die am Prohibition Crick lebten, waren eigens dorthin gezogen, um vom Netz wegzukommen, weshalb ein ausgezeichneter Handyempfang nicht zu ihren Prioritäten zählte. Sie gehörten nicht zu der Sorte, die Telefontechnikern wohlwollend dabei zusahen, wie sie durch die Gegend krochen, Kabel im Boden verbuddelten und mysteriöse Sendemasten errichteten, die jeden Kubikzentimeter ihrer persönlichen Umwelt mit verschlüsselten Signalen überschwemmten. Trotzdem hatte man manchmal schwachen Empfang, wenn man in genau der richtigen Haltung an einer hohen, exponierten Stelle stand. Aber sie befanden sich gleichzeitig zu weit weg von den Mobilfunkmasten unten im Tal und zu tief in den Erdfalten zwischen den unteren Ausläufern des Abandon Mountain, als dass das funktionieren konnte.
John hatte auch ein Walkie-Talkie, das Jake und Angehörige seiner Familie in aller Regel aus Sicherheitsgründen mitnahmen, wenn sie sich zu Jagd- oder Beerensammelausflügen in die Wildnis wagten. Es war von einer weit verbreiteten Marke, hosentaschengroß und notorisch unzuverlässig, wenn man es in der zerklüfteten Landschaft der Selkirks verwendete; manchmal erreichte man damit Leute aus dreißig Kilometern Entfernung, manchmal konnte man sich genauso gut durch Zuruf verständigen. Johns erste Bemühungen, Elizabeth in der Blockhütte zu erreichen, blieben erfolglos.
Danach übernahm Zula das Gerät von ihm und verfiel auf den Gedanken, andere Kanäle auszuprobieren. Das Gerät konnte auf insgesamt zweiundzwanzig senden. John hatte die Einstellung – Kanal elf – beibehalten, den Kanal, den die Familie Forthrast gewohnheitsmäßig benutzte. Zula ging sämtliche Kanale abwärts bis zur Eins durch und hielt bei jedem kurz inne, um auf Funkverkehr zu lauschen. Dann arbeitete sie sich wieder bis zur elf hoch und versuchte noch ein paarmal, Elizabeth zu erreichen, jedoch ohne Erfolg. Dann weiter zur zwölf. Nichts. Dann schaltete sie um auf dreizehn. Eine Lärmsalve drang aus dem winzigen Lautsprecher des Geräts, und sie musste die Lautstärke herunterdrehen. Mehrere Leute versuchten gleichzeitig, auf demselben Kanal zu senden, und alle brüllten.
»Was ist Kanal dreizehn Besonderes?«, rief sie Jack zu, der etwa fünfzehn
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