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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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kotzen.«
    »Nein, ich meinte emotional«, sagte sie. »Das war ein bedeutender Zirkel; du hast eine überaus starke Magie heraufbeschworen. Hast du es gefühlt?« Sie neigte ihren Kopf dichter zu mir, während um uns herum die anderen ihre Schuhe wieder anzogen und plaudernd und lachend zum Haus zurückkehrten.
    »Ich habe die Magie von allen gespürt, wie verwoben sie alle waren«, erwiderte ich und River machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Deine war besonders stark«, sagte sie. »Wie fühlst du dich mit dem, was du freigesetzt hast?«
    »Äh, okay.« Ich fand meine Schuhe und stieg mit den nackten Füßen hinein. Außerdem spürte ich jetzt wieder die Nachtkälte und fing an zu zittern.
    River zögerte, als wollte sie noch etwas sagen. Ich hoffte, dass sie nicht noch mehr Fragen über das stellen würde, was ich entsorgt hatte - ich war nicht sicher, ob ich das Richtige getan, das Richtige gesagt hatte. Konnte man die Dunkelheit loswerden? Hätte ich doch lieber Egoismus nehmen sollen? Schließlich sagte sie: »Alles klar. Wir können später noch darüber sprechen. Komm mit ins Haus - da wartet noch eine Menge guter Sachen auf uns.«
    »Okay.« Ich tat sehr beschäftigt damit, meine Schuhe zuzubinden, und sie ging schon voraus. Ich wollte nicht darüber reden, über nichts von all dem. Nicht über das, was ich freigegeben hatte, nicht über das, was ich gesehen hatte, und nicht über diese grässliche Erinnerung an falsches Glück, die zusammengerollt in mir gesteckt hatte.
    Ich richtete mich auf und musste feststellen, dass alle schon vorausgegangen waren und ich allein zurückgeblieben war. Na, das war doch spitze. Und die Tatsache, dass die Temperatur unter null lag, war sozusagen noch der Zuckerguss auf der Torte.
    Ich biss die Zähne zusammen.
    Eine Eule heulte, natürlich, und mir lief ein Schauer über meinen ohnehin schon eiskalten Rücken. Ich hörte Zweige, wintertrocken unter Füßen knacken, die nicht meine waren. War das - hatte da jemand gelacht? Oh, Göttin. Ich schwöre, wenn mich ein Clown ansprang, würde ich ihn bei lebendigem - Reyn trat hinter einem Baum hervor und ich hätte beinahe losgekreischt.
    »Verdammt! Du blöder ... Musstest du mir auflauern? Findest du das witzig?«
    »Ich habe dir nicht aufgelauert«, widersprach er empört. Ich habe auf dich gewartet. Ich weiß, dass du es hasst, allein draußen zu sein. Ich dachte, du könntest mich hören und wüsstest, dass ich da bin.«
    Mein Mund klappte vor Überraschung auf.
    »Es sah aus, als würdest du mit River ein Privatgespräch führen, deswegen habe ich hier gewartet.«
    Jetzt fühlte ich mich schrecklich, ihn so angefahren zu haben, obwohl.er nur nett sein wollte. Im matten Licht sahen seine Augen braun aus und seine Wangenknochen warfen Schatten auf seinen Unterkiefer. Dann entspannten sich seine Züge und er musterte mich mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte.
    »Glaubst du wirklich«, fragte er leise, »dass ich es nach allem, was wir in der Vergangenheit durchgemacht haben, witzig fände, dich hinterrücks anzufallen?« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ich holte kontrolliert Luft und legte eine Hand auf mein hämmerndes Herz. »Ich habe nicht nachgedacht«, gab ich steif zurück. »Ich war erschrocken. Woher weißt du, dass ich nachts nicht gern allein bin?«
    »Jedes Mal, wenn ich dich bei Nacht draußen sehe, bist du angespannt wie eine Klaviersaite«, sagte er so leise, dass ich mich unbewusst näher zu ihm beugte. »Du hasst es. Du hasst es so sehr, dass du sogar dicht an mich heranrückst, wenn wir irgendwohin gehen.« Seine Stimme war warm und samtig, als wollte sie die kalte Nacht fernhalten.
    »Du hast auf mich gewartet?« Es dauerte eine Weile, bis ich es kapierte.
    »Ja. Gehen wir?« Er deutete in die ungefähre Richtung des Hauses.
    Ich nickte und staunte, wie dankbar ich ihm war und wie umwerfend er aussah, hier im Wald, während um uns herum weiche Schneeflocken vom Himmel rieselten.
    Er legte den Kopf zur Seite. »Dein Haar ... sieht aus, als wäre es aus Mondlicht gesponnen.« Er schaute schnell weg und lachte verlegen, als hätte er das nie sagen wollen. Ich war verblüfft und dachte, oh, ein dichtender Krieger, und dann sah er wieder auf mich herab, mit ernster Miene, und beugte sich langsam zu mir herunter. Mein Atem verließ schlagartig meine Brust. Jetzt dachte ich gar nichts mehr, denn unsere Arme umschlangen

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