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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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schob sich den Cowboyhut tiefer in den Nacken. Mit seinem dunklen Teint sah er immer noch fremdländisch aus und passte nicht so recht in die Gegend, aber zumindest der Westernlook war perfekt. Allerdings hatte ich ihm die Sporen ebenso verboten wie die vorn ans Auto geschweißten Longhorns. Alles hatte Grenzen.
    Meine Hand erstarrte in der Bewegung. »Wieso? Weil ich nicht weiß, wie man Land kauft?« Meine Augen trafen im Spiegel auf seine.
    Er zögerte. »Natürlich weißt du das«, sagte er. »Aber du bist übertölpelt worden. Du hast dich von dieser Frau über den Tisch zie-«
    »Innocencio«, sagte ich und benutzte damit seinen Lieblingsnamen, auf den er immer hörte, egal wie sein aktueller Name gerade war. »Ich wurde nicht über den Tisch gezogen. Ich habe ein Geschäft abgeschlossen. Ich wusste genau, was ich tat. Und ich finde den Deal in Ordnung.« Ich ließ eine gewisse Härte in meiner Stimme zu, was ich bei ihm sonst fast nie tat.
    Er blinzelte, weil ihm klar wurde, dass er es zu weit getrieben hatte. Dann lächelte er, stand auf und half mir, das Handtuch über die Schultern zu legen.
    »Okay, Bev. Ich habe nichts gesagt. Du weißt, dass ich nur helfen wollte, stimmt's? Ich meine, ich habe die Farm ne;benan für achtzig Dollar pro Hektar gekriegt. Ich wollte nur, dass du ebenfalls ein gutes Geschäft machst. Weil du meine beste Freundin bist. Du und ich. Richtig?« Seine Augen funkelten und die Mundwinkel wanderten unwiderstehlich nach oben.
    Ich lächelte. »Ich weiß. Mach dir keine Sorgen. Du musst nur am Donnerstag im Gerichtsgebäude auftauchen und mein Zeuge sein, wenn wir das Geschäft abschließen.«
    »Ich werde da sein! «, versprach er fröhlich.
    »Aber ohne Sporen«, stellte ich klar und sein Gesicht verfinsterte sich. Dann verschwand er, um die einheimischen Barbesucher in einer langen Pokernacht um ihr Geld zu bringen.

    Damals hatte ich mir nichts dabei gedacht, aber jetzt kam es mir so vor, als könnte er es nicht ertragen, andere nicht auszunutzen, sie nicht mit weniger zurückzulassen, als sie ursprünglich besessen hatten. Er war richtig sauer gewesen, dass ich die Witwe nicht auch noch um ihr Geld betrogen hatte, nachdem ich sie schon um das Land betrogen hatte, von dem sie nicht wusste, dass es dort Öl gab.
    »Du hast eben keinen Killerinstinkt«, hatte er gesagt, als wir nach der Unterzeichnung aller Papiere das Gericht verließen. »Ich habe den Instinkt zum Geldverdienen«, konterte ich grinsend.
    Er hatte mit den Schultern gezuckt. Für mich ging es darum, dass ich mehrere Hundert Jahre stets von Männern abhängig gewesen war; um Land zu besitzen, ein Geschäft zu führen, Landwirtschaft zu betreiben, körperlich beschützt zu sein. Von einem Mann abhängig zu sein, auch von einem, den ich mochte oder liebte, war keine angenehme Vorstellung für mich. Mein Vater war gestorben, als ich zehn war mein erster Mann achtzehn Monate nach unserer Hochzeit, und dann hatte ich Jahrzehnte als Dienstmädchen in verschiedenenHaushalten verbracht, nur um geschützt zu sein und nicht den Gefahren und Einschränkungen ausgesetzt,denen sich eine alleinstehende Frau gegenübersah.
    Deswegen mein Streben nach Geld. Jetzt hatten wir das 21. Jahrhundert und es gab immer noch Frauen, die sich auf einen Mann verließen - freiwillig oder weil ihnen nichts anderes übrig blieb. Aber für mich kam das nicht mehr infrage. Nie mehr.
    Incy ging es nur ums Gewinnen, darum, besser zu sein als die anderen. Sogar bei den Leuten, die er verführte, ging es ihm nur um die Herausforderung, nicht um Liebe oder Zuneigung oder wenigstens körperliche Anziehung.
    Wir.wollten beide die Kontrolle haben, allerdings auf verschiedene Weise und aus unterschiedlichen Gründen.
    ***
    »Oh, nein«, sagte Katy. »Nicht dahin.«
    Incy warf ihr einen Blick zu. Nach seinem Ausbruch im Hotel schien es keine gute Idee, sich mit ihm in die Öffentlichkeit zu wagen. Aber ich brauchte Zeit, um herauszukriegen, was mit ihm los war. Ich musste mehr über das erfahren, was er so trieb. Und da ich schon genug peinliche Situationen mit Incy erlebt hatte, würde es keine Premiere sein, wenn dieser Abend mit einem weiteren Ausraster endete.
    Ich war nicht begeistert, dass er selbst fuhr, aber er war nüchtern und nur ein bisschen abgedreht und ich musste gestehen, dass ich ihn nicht in einem Taxi sehen wollte. Nicht dass Taxis ihn automatisch ausflippen ließen. Aber ich

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