Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan

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seufzte. »Klar, du weißt doch, dass wir total auf Fitness stehen.«
    An der Tür war ein kleines schwarzes Tastenfeld - es war kaum zu sehen. Incy gab einen Code ein, die Metalltür klickte und schwang auf.
    Drinnen erwartete uns eine unendlich lange, schmale, schwarz gestrichene Treppe und sonst nichts. Am oberen Ende glühten ein paar rosa Lichter. Jetzt hörte ich auch die Musik, die von oben herunterkam.
    »Ist das ein Bordell?«, fragte ich. Ich fällte kein Urteil. Während des Goldrauschs in Kalifornien hatte ich mit meinem Bordell ein Vermögen verdient, aber trotzdem. Wieso waren wir hier?
    »Nein.« Incy lächelte geheimnisvoll. »Nicht wirklich.« Er fing an, die Treppe hochzugehen.
    »Nicht wirklich?« Meine Brauen hoben sich.
    »Es ist keins«, beteuerte Cicely und folgte Incy.
    Ich spürte es bereits auf der ersten Stufe: Dunkelheit. Ich hielt inne, einen Fuß auf der Stufe, den anderen noch unten. Incy rannte förmlich die Treppe hinauf. Cicely war ihm gefolgt und zog eine Wolke ihres Parfüms von Anna Sui hinter sich her. Boz und Katy liefen beinahe auf mich auf, als ich dort stand und meine Sinne sammelte.
    Ich schaute nach oben. Fäden dunkler Magie krochen im matten Licht auf mich zu. Ich sah zurück zu Boz und Katy. »Was?«, fragte Katy. »Bringen wir es hinter uns.«
    »Was ist das hier?«, wollte ich erneut wissen.
    Boz rollte mit den Schultern. »Dieser blöde Laden, den Incy gefunden hat. Ich weiß echt nicht, was er daran findet.« »Lasst uns wenigstens einen Drink nehmen«, sagte Katy und bedeutete mir, endlich weiterzugehen.
    Die dunkle Magie lockte mich, wisperte mir zu, hinaufzugehen, jetzt, sofort ...
    »Fühlt ihr das auch?«, fragte ich beiläufig.
    »Ob wir was fühlen?« Boz sah sich um.
    »Äh, die ... Dunkelheit?«
    Katy runzelte die Stirn. »Ja. Hier brennt kein Licht.« Es war deutlich herauszuhören, was sie von meiner vermeintlich blöden Frage hielt.
    »Ich fühle die Kälte und die Wahrscheinlichkeit, dass mein Kaschmirmantel Schimmel oder Schlimmeres ansetzt, wenn wir noch länger hier rumstehen«, sagte Boz.
    Ich nickte, holte tief Luft und stieg die Stufen hoch. Ich hatte das Gefühl, dass mir dieser Ort verraten würde, was mit Incy los war. Das hier war es, das ihn so verändert hatte. Das war es, was ihn beeinflusst hatte und mich noch nicht. Was würde mich oben erwarten? Bei jedem Schritt spürte ich die Last der Dunkelheit, der Terävä, der Leute, die sich für die Macht entschieden hatten. Die Luft um mich herum summte mit einer Magie, die sich unbeherrscht und unkontrolliert anfühlte. Noch vor zwei Monaten hätte ich es vermutlich nicht gespürt, wie auch Boz und Katy es nicht spürten.

    Ich hatte ein paar kleinere Schutzzauber gelernt, die ich jetzt immer wieder vor mich hin murmelte. Keine Ahnung, ob sie funktionierten.
    Die Treppe mündete in einen großen Raum, in dem nur vereinzelte pinkfarbene Lampen hingen. Eine lange, wundervoll geschwungene Theke erstreckte sich zwölf Meter weit an einer kahlen Ziegelwand entlang. Der Rest des Raums war offen, wenn man von den Stützpfeilern absah. Die Decke war etwa vier Meter hoch und der Holzfußboden so alt, dass er schwarz war. Es hing ein leichter Geruch von Malz und Hopfen in der Luft, als wäre hier einmal eine Brauerei gewesen.
    »Ich hole mir einen Drink«, sagte Katy. »Willst du auch?« »Gott, ja«, sagte ich sofort, denn ich fühlte mich irgendwie umzingelt und beinahe von der Atmosphäre erstickt. »Irgendwas.« Katy und Boz gingen an die Bar. Ich blieb stehen, sah mich um und versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Die Angst krabbelte über meine Haut wie Spinnenbeine, aber ich bemühte mich, konzentriert zu bleiben.
    Ich konnte Incy und Cicely nirgendwo entdecken. Der Raum war zwar groß und ziemlich offen, aber überall waren kleine Gruppen von Sitzgelegenheiten verstreut - Sofas und Stühle, gruppiert um kleine flache Tische. Die Sofas waren altmodisch und mit Brokat bezogen, was für eine merkwürdige Dreißigerjahre-Stimmung sorgte. Dazu kam natürlich die dunkle Magie, die mir die Luft abschnürte.
    Faltwände in verschiedenen Designs sorgten für etwas Privatsphäre. In den Nischen drängten sich zwei, drei oder mehr Leute aneinander. Aber als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass sie nicht das taten, was ich anfangs vermutet hatte. Sie waren voll bekleidet, bewegten sich langsam und ihre Stimmen waren nur ein leises