Ersehnt
hasste das. Er hatte recht, aber ich hasste es. »Na, und was soll ich deiner Meinung nach tun?«, fragte ich ihn, denn ich brauchte wirklich Rat. Ich durfte Della nicht verlieren.
»Ich rufe dich heute Abend an, wenn sie schlafen geht. Dann kommst du zu uns und pennst auf der Couch. Wenn sie zu schreien anfängt, bist du zur Stelle. Sie wird sehen, dass es dir keine Angst macht, und du kannst ihr gleichzeitig beweisen, dass du nicht vor ihren Problemen davonrennst.«
Okay, das klang gut. Bis zum Abend konnte ich warten. Trotzdem würde ich mich jetzt auf die Suche nach ihr machen. Und wenn auch nur, um sie in den Armen zu halten. Den Grund würde ich ihr nicht nennen. Ich musste einfach nur sehen, dass mit ihr alles okay war. Sonst würde ich durchdrehen.
T ripp machte die Tür auf und ließ mich in die Wohnung. Als er mich vor zwei Minuten angerufen und mir gesagt hatte, dass sie jetzt schlief, hatte ich schon auf dem Parkplatz gesessen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis sie zu schreien begann, aber ich wollte auf keinen Fall, dass sie sich auch diesmal beim Aufwachen wieder in Tripps Armen wiederfand. Damit war ein für alle Mal Schluss.
»Warst du etwa schon hier?«, fragte Tripp.
»Japp.«
»Hast du sie denn nicht gerade erst vor zwei Stunden von der Arbeit heimgebracht?«
»Doch.«
Tripp lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf. »Bist du überhaupt noch mal weggefahren?«
»Nein.«
Er wirkte amüsiert. »Da auf der Couch sind ein Kissen und eine Decke. Ich gehe jetzt ins Bett. Es ist spät, und ich brauche dringend Schlaf. Die letzte Nacht war heftig.«
Ich musste ihn nicht fragen, wieso. Ich wusste, was er mit »heftig« meinte, und es machte mich wahnsinnig, dass ich nicht da gewesen war. Dass Della gelitten hatte, ohne dass ich davon eine Ahnung gehabt hatte.
»Danke«, erwiderte ich.
»Deinen Dank spar dir mal lieber noch. Du hast so was noch nicht mitgemacht. Vielleicht hasst du mich danach ja.« Er hatte ja keine Ahnung, was er da sagte. Ich hatte Della gehalten, als sie auf der Party völlig weggetreten, ja, quasi erstarrt war. Ich hatte die Leere in ihren Augen gesehen, und es hatte mir Angst eingejagt, aber deshalb hatte ich noch lange nicht wegrennen wollen. Nein, ich hatte Della beschützen wollen. Diesen Beschützerinstinkt verspürte ich ihr gegenüber auf jeden Fall, und ihre Probleme verstärkten ihn nur noch.
Ich legte mich auf die Couch und starrte an die Decke. Ob ich einschlafen können würde, war fraglich. Nicht, wenn ich wusste, dass es Della nun jeden Augenblick schlecht gehen konnte. Bei dem Gedanken schnürte es mir derart das Herz zu, dass ich ganz tief Luft holen musste, um den Druck zu mildern.
Was wohl die Ursache des Ganzen war? Meine Erinnerungen wanderten an den Tag zurück, als wir uns kennengelernt hatten. Sie hatte so verdammt sexy und zugleich anbetungswürdig ausgesehen, wie sie versucht hatte, ihr Auto zu betanken. Ich hatte sie zunächst nur als eine kleinen Zeitvertreib betrachtet. Allerdings war ich nicht darauf gefasst gewesen, wie sie schmeckte. Und ihr Geruch! Gott, sie roch so verdammt gut. In dieser Nacht war ich ein wenig durchgedreht. Jedes Mal, wenn ich sie zum Höhepunkt gebracht hatte, wollte ich ihr sofort den nächsten bescheren. Ich dachte immerzu daran, dass es nur das gab, nur diese eine Nacht, und sie danach wieder aus meinem Leben verschwinden würde. Deshalb hatte ich mehr gewollt. Noch nie in meinem Leben hatte ich es einer Frau so ausdauernd mit dem Mund gemacht. Aber ich hatte einfach nicht genug von ihr bekommen. Dann war sie irgendwann erschöpft eingeschlafen, und ich hatte mich gezwungen, sie dort allein zurückzulassen.
Mir kam ein schrecklicher Gedanke, und ich schloss die Augen. Was, wenn sie in jener Nacht auch schreiend aufgewacht war? Ganz allein? Hatte ich meinen Spaß mit ihr gehabt und war dann verschwunden, während sie mit ihrem Schmerz allein zurechtkommen musste? Ich konnte mir nichts vormachen. Ich setzte mich auf und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Was Della anging, hatte ich von Anfang an Fehler gemacht. War von den falschen Voraussetzungen ausgegangen. Bis zu Jaces Geburtstagsfeier, wo sie eine Panikattacke bekommen und völlig dichtgemacht hatte, hatte sie auf mich kein einziges Mal schwach und zerbrechlich gewirkt. Erst an diesem Abend hatte ich einen ersten Eindruck davon bekommen können, was sie sonst so gut verborgen hielt.
Nichts hielt mich mehr hier im Wohnzimmer. Ich
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