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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Dunkelheit zu starren. Es war niemand hinter ihr. Die Stille wurde intensiver, als der Schneeregen nachließ und das Tropfen von den Bäumen langsam weniger wurde, das Geräusch ihres schweren Atems und das gleichmäßige Quietschen ihrer Gummistiefel aber begleiteten sie.
    Als sie in einiger Entfernung Licht sah, war der Anblick so wunderbar, daß sie stehenblieb und sich die Augen rieb. Es war ein rechteckiges Licht, ein fahles Blau, das Licht eines Fensters im ersten Stock der Redall-Farm. Schluchzend begann sie zu laufen, platschte durch den Morast, schob die drahtigen Zweige der Lärchen und Fichten zur Seite, die vor ihr herunterhingen und ihr ins Gesicht peitschten.
    Sie keuchte, als sie über das schneebedeckte Gras lief und sich an die Tür warf, wo sie wild klingelte.
    Mehrere Sekunden lang folgte keine Antwort auf ihr rasendes Klingeln, dann hörte sie auf der anderen Seite Schritte. »Wer ist da?« Patricks Stimme klang gedämpft.
    »Ich bin es, Kate. Laß mich um Gottes willen rein.«
    Sie hörte, wie Schlösser umgedreht und die zwei Riegel zurückgeschoben wurden, dann war endlich die Tür auf, und sie fiel in die Diele.
    »Kate, Gott sei Dank ist Ihnen nichts passiert. Wo ist Greg?« Diana, noch angezogen, das Gesicht abgehärmt vor Erschöpfung, packte ihren Arm.
    »Er ist im Land Rover. Wir sind gegen einen Baum geschleudert. Er hat sich den Fuß verletzt, und ich glaube, er könnte sich auch den Kopf angeschlagen haben. Es ist nur ein paar hundert Meter den Weg hoch. Ihr müßt mir helfen, ihn nach Hause zu bringen.«
    »Du lieber Gott!« Diana sah hilflos ihren jüngeren Sohn an. Es blieb nur noch Patrick, der helfen konnte. Roger war zu Bett gegangen und hatte zwei seiner Schmerztabletten genommen. Als sie vor einer Stunde einen Blick in ihr Schlafzimmer geworfen hatte, schlief er bereits tief und fest. Sein Gesicht hatte im Licht der abgedunkelten Nachttischlampe weiß und verhärmt ausgesehen, wie er so dalag und sich an das Kissen klammerte. Auch Allie hatte geschlafen, schwer atmend, den Mund ein wenig geöffnet, mit einer seltsam harten Miene, obwohl ihr Gesicht wieder eine normale Farbe angenommen hatte. Diana hatte leise die Tür zugemacht und war nach unten gegangen. Der Anblick ihrer Tochter hatte sie mit Sorge erfüllt.
    Patrick war im Sessel beim Feuer eingeschlafen. Sie hatte ihn zugedeckt und ihn dort sitzen lassen, nahe bei der tröstlichen Glut. Sie hatte am Küchentisch gesessen und gerade ihre dritte Tasse Kaffee getrunken, als Kates wildes Läuten sie aufgeschreckt, Patrick geweckt und sie beide in die Diele getrieben hatte, hinter die verriegelte Haustür.
    »Setzen Sie sich, Kind, und kommen Sie erst mal wieder zu Atem«, befahl Diana, als Kate ins Wohnzimmer stolperte. Sie war völlig durchnäßt und schlammbeschmiert, ihre Haare hingen ihr in verfilzten Rattenschwänzen um ein Gesicht, das vor Erschöpfung durchsichtig geworden war.
    »Ich glaube, er ist erst mal in Sicherheit. Ich habe die Türen abgeschlossen, und eine Decke hat er auch, aber nachdem Bill « Plötzlich weinte sie. »Ihr wißt ja noch nicht, was mit Bill -«
    »Wir wissen es, Kate.« Diana legte den Arm um Kates Schultern. »Paddy war drüben beim Cottage, als es noch nicht so schlimm geschneit hat. Paddy, hol den Brandy, mach schnell«, befahl sie. »Holen Sie erst mal Luft, Kate, und dann erzählen Sie uns alles. Und danach überlegen wir, wie wir Greg holen.« Ihre Augen wanderten zum Fenster. Er war ganz allein da draußen. Allein und verletzt.
    »Alison -«, sagte Kate plötzlich. Sie versuchte sich aufzusetzen, aber Diana schob sie in die Kissen zurück. »Machen Sie sich keine Sorgen um Alison, meine Liebe. Sie ist in Sicherheit. Sie ist von allein nach Hause gekommen. Jetzt liegt sie oben im Bett. Wir müssen nur noch Greg holen, dann können wir uns erst mal ausruhen.«
    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Sie dachten alle an Bill. Armer, lieber Bill. Kate wünschte, er wäre nicht allein im Cottage. Aber es gab nichts, was sie für ihn tun konnten, solange Greg dringend Hilfe brauchte.
    »Hat Alison erzählt, was passiert ist?« Sie öffnete die Augen und sah Diana prüfend an. Erschöpfung und Sorge hatten ihre Spuren auf dem Gesicht der Frau ihr gegenüber hinterlassen.
    »Eigentlich nicht. Ihr war kalt, und sie war sehr müde. Morgen früh haben wir Zeit genug, uns alles erzählen zu lassen.« Diana schwieg, bis Patrick mit einem Tablett zurückkam. Darauf standen drei Gläser und eine

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