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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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ausgedacht!«, beeilte ich mich zu sagen. »Die Kleinen können lernen, wie man Pompoms bastelt, das schult die Feinmotorik ganz ungemein. Und was möchtest du gerne stricken, Bille?«
    »Eine Multifunktionsdecke«, beschrieb Bille ihr Wunschobjekt, »die ich als Spuckwindel, Wickelunterlage oder Spielzeugsack verwenden kann. Sie sollte knallrot sein, wie unser Familyvan.«
    »Prima Idee«, sagte ich bemüht optimistisch, »Spuckwindel und Schmusedecke in einem – das wird auf jeden Fall eine Herausforderung für jedes Material sein, nicht wahr. Aber hast du denn schon mal daran gedacht, etwas Hübsches für dich zu stricken, einen Schal zum Beispiel?«
    »Einen – Schal? Für mich?«
    Bille sah mich verständnislos an, und so ließ ich es gut sein, zumal gerade die Lichtschranke an der Ladentür leise zwitscherte, weil jemand lautlos zu uns getreten war. Kein Wunder, der Typ war barfuß. Was will der denn in meinem Kurs, dachte ich, als ich das gleichmäßig gestrickte Norwegermuster seines braun-beigen Pullis sah, der fast bis zu den Knien seiner ausgebeulten Leinenhose reichte.
    »Du musst Rainer sein, setz dich, am besten hier, in den Stillsessel, da ist noch Platz. Ist der Pulli selbst gestrickt?«
    »Sorry, bin zu spät, mir hat jemand die Luft aus meinem Sitzrad gelassen, da konnte ich unser kleines Rapunzel nicht im Anhänger mitnehmen«, murmelte Rainer und testete die Festigkeit der Sitzfläche. Die zwei Riemen an seinen Schultern gehörten nicht zu einem Rucksack, sondern zu einer Babytrage, das Köpfchen darin nickte bei Rainers Möbeltest rhythmisch mit.
    »Ich kann stricken, das hast du völlig korrekt erspürt, das machen wir immer in der Männergruppe. Aber …«, Rainer wand sich aus den Riemen, stellte die Kraxe auf den Boden und setzte sich einfach daneben, »… wir sind kürzlich an unsere Grenzen gestoßen, obwohl der Winfried ansonsten Stricken echt super drauf hat, aber Zehensocken, meinte er, die sind ihm zu fisselig.«
    »Zehensocken?«
    Ich versuchte Zeit zu gewinnen, klar wusste ich, was Zehensocken waren, so was wie Fingerhandschuhe für Füße, aber ich, und das klingt jetzt komisch für jemanden, der sein Geld mit handgestrickter Kindermode verdiente, ich hatte nicht den blassesten Dunst, wie man Socken strickte. Und dann auch noch Zehensocken?
    »Das fühlt sich sicher toll an«, redete ich weiter, »welche Schuhgröße hast du denn?«
    »Ich? Die sind nicht für mich, ich brauche keine Socken«, sagte Rainer und streckte seine Füße so weit von sich, dass man die Risse in der Hornhaut seiner Fersen sehen konnte. »Ich habe einen so optimalen Kontakt zu unserer Erde, dass sie mich immer wärmt.«
    Klar, mit frischer Hundekacke, dachte ich und erinnerte mich mit Grausen, was ich tagtäglich auf Berliner Bürgersteigen zu sehen bekam.
    »Aber Rapunzels Mütter – wir leben in einer teiloffenen Partnerschaft, und um Punzel kümmern sich gerade zwei Frauen – sagen, dass es noch nicht immer barfuß sein darf. Aber wenn wir schon einen Filter schieben zwischen die Erde und seinen Körper, dann soll trotzdem jeder einzelne Zeh die Energie des Bodens aufnehmen können.«
    »Das ist – kein Problem«, sagte ich, immer mehr um Fassung bemüht, Zehensocken für Babys, die musste man ja praktisch mit der Stecknadel stricken! Ich brauchte schnell einen Vorwand, in der Küche ungesehen telefonieren zu können, und zwar mit Nastja, die konnte so was, und fragte deshalb: »Und möchtest du auch eine Apfelschorle, wie die anderen? Ist auch Bio.«
    »O nein, nur keine Apfelschorle, die belastet den Organismus ja enorm«, sagte Rainer, »wir trinken nur heißes Wasser, das reinigt, nicht wahr, Punzel?«
    Punzel saß inzwischen auf seinen Knien, das Kleine – ob Junge oder Mädchen, konnte man nicht sagen, die flaumig-kurzen Babyhaare und der Strampler aus rotem Filz ließen keinerlei Rückschlüsse zu – versuchte sich auf Gummibeinen an seiner Schulter hochzuziehen, die nackten Füßchen blaurot angelaufen.
    »Süß«, sagte ich mit einem Blick auf die leuchtend gelbe Rotzspur unter der roten Nase, »und … äh … ich glaube, Punzel muss mal Naseputzen.«
    Ich verschwand in der Küche, um den Wasserkocher für Rainers Wasser einzuschalten, und nahm heimlich das Ladentelefon mit.
    »Macht ruhig weiter«, rief ich, während ich auf das Display schaute, keine neue Nachricht, Felix hatte auch hier immer noch nicht angerufen, »wir machen einfach im Uhrzeigersinn weiter, ich kann euch von hier

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