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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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unglaublich peinlich war.
    Heb schon ab, herrschte mich mein Alter Ego Bella Bunny an, hier geht es um dich und um deine privaten Projekte, was hast du denn mit einem Milieu zu schaffen? Wenn was schiefgeht, steigst du aus, jetzt geh endlich dran!
    Meine Hand griff so fremdbestimmt zum Hörer, als würde ich sie durch die Linse einer Kamera beobachten, und mein Mund war sehr trocken. Ich Anfängerin hatte mir nicht einmal ein Glas Wasser neben das Telefon gestellt.
    »Hallooo, ich bin Bella. Wie geht es dir?«, meldete ich mich, die Zunge am Gaumen und die freie Hand am linken Ohrläppchen.
    »Hi.«
    Eine Männerstimme. Eher unsicher.
    »Schön, dass du anrufst. Und wer bist du?«, versuchte ich ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Ich bin der Olaf, ich meine, der äh, Mike«, stotterte der junge Mann, »ich, ich, äh, ich habe gerade Zeit …«
    Alles klar. Der schwamm noch mehr als ich. Das war gut, sogar sehr gut. Diesen Burschi musste ich dringend an die Hand nehmen.
    »Das ist schön, Mike, das trifft sich gut, ich habe nämlich auch gerade Zeit, und zwar nur für dich. Was magst du denn gerne?«
    »Was ich … also ich, wie siehst du denn aus?«, quälte sich der Anrufer.
    »Also, ich bin groß, Mike«, begann ich, aber erinnerte mich daran, welche Wirkung Charlotte manchmal auf Männer hatte, und schwächte ab, »aber nicht zu groß, das sind nur meine hohen Schuhe, eigentlich bin ich sogar ziemlich klein, rothaarig, jawohl, ich habe rote Haare, sehr lange rote Haare, und ich trage eine Schuluniform, einen kurzen Rock, und weiße Kniestrümpfe. Und jetzt mache ich die obersten Knöpfe meiner weißen Bluse auf, so …«, mein altes Garfield-Sweatshirt hatte Marmeladenflecken auf Brusthöhe, die selbst gekochte Mandel-Schwarzkirsch meiner Mutter, »und dann lasse ich dich jetzt unter meinen Rock schauen …«
    Rock war gut. Ich hatte Charlottes alte Yogahose unten abgeschnitten und über der fleischfarbenen Stützstrumpfhose bis zu den Achseln hochgezogen. Ich unterdrückte ein Kichern, warum musste ich ausgerechnet jetzt lachen? Konzentrier dich, Hanssen, wies ich mich zurecht, du hast gerade einen Fisch an der Angel! Ich machte langsam: »… und nur für dich schieb ich jetzt meinen Rock hoch, aaaah, und jetzt zieh ich meinen weißen Schlüpfer aus, so, da liegt er, jetzt darfst du einen Blick werfen auf, auf …«
    Jetzt bloß nicht zu ordinär werden, das würde den armen Kleinen sicher verschrecken!
    »… auf meine, äh, Lustgrotte?«
    Jetzt war alles zu spät. In mir kitzelte ein Lachanfall wie ein Niesreiz.
    »Kchhhh«, machte ich, ununterdrückbar. Ich gab auf. »Meine Lustgrotte, sorry, das geht gar nicht«, prustete ich und hatte das Gefühl, die Karten auf den Tisch legen zu müssen.
    »Also, Olaf, ich mach das grade zum ersten Mal. Was machen wir jetzt?«
    Olaf alias Mike schien sehr erleichtert, an eine Anfängerin geraten zu sein. Er lachte, jetzt ein wenig sicherer.
    »Du hast recht. Völlig albern. Aber ich hatte gerade einen Stau, aber eher im Kopf. Ich bin Medizinstudent an der TU , und meine Doktorarbeit über die Patellasehnen geht einfach nicht vorwärts.«
    »Interessant, dann wirst du Orthopäde?«, fragte ich.
    »Nein. HNO .«
    »Aber Patellasehnen sind doch am Knie und nicht im Gesicht?«
    »Ja«, sagte er.
    Ich bohrte nach.
    »Und warum hast du dir ausgerechnet was am Bein ausgesucht, wenn du doch HNO -Arzt werden willst?«
    »Na ja, also, Beine sind schon was Schönes«, sagte er, plötzlich heiser.
    »Beine«, fragte ich weiter nach, wäre ja gelacht, wenn wir da jetzt keinen Fetisch zutage fördern können, »oder Füße?«
    »Beine«, sagte er schnell, »definitiv Beine.«
    »Gut, Mike, dann beschreibe ich dir jetzt einfach mal genau, wie meine Knie aussehen, okay?«
    »Ja, bitte!«, hauchte mein erster Kunde.
    Das war einfach, dachte ich kurz danach, legte dem Hartplastikvogel den Hörer wieder zwischen die Flügel und lockerte meine Hand, einundzwanzig Minuten, nicht schlecht, und hatte gar keine Zeit, mich zurückzulehnen. Mist, noch nicht einmal Pinkelpause war hier drin, dieser Anruf musste jetzt schneller gehen.
    »Hallo, Bella hier. Wie geht es dir?«
    Es ging in der Tat sehr schnell. Denn noch im ersten Satz unterbrach ich meinen zweiten Anrufer.
    »Sorry, die In-den-Po-Nummer mache ich nicht. Und den Rest erst recht nicht. Tschüs.«
    Uff. Und jetzt erst einmal aufs Klo.
    Und dann passierte erst mal lange nichts. So lange, dass ich mein Skizzenbuch holte und über die

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