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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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nächste Herbst/Winter-Kollektion nachdachte. War nicht Peter Pan auch ein großes Michael-Jackson-Thema gewesen? Vielleicht eine Michael-Jackson-Tribute-Kollektion? Für Babys? Sicher nett, schwarze Pullis mit Schulterpolstern und enge Leggings und dann dicke Boots dazu, vergaloppierte ich mich und entschied, nö, nicht tragbar und außerdem überflüssig, ich musste nicht auch noch auf der Profitwelle im Kielwasser des toten King of Pop schwimmen. Aber gab es nicht Peter Pan als Disney-Figur? Mit grünem Hütchen und eine Art auf Taille geschnittene UPS -Uniform des Mittelalters? Wie wäre denn eine Peter-Pan-Kollektion, überlegte ich und versuchte, nicht zu sehr auf den nächsten Anruf zu warten. Passte sicher super zum Herbst mit seinem grünen Jägerhütchen. Aber dann müsste ich mich die nächste Zeit ständig mit dem Fachbegriff für Felix’ Verantwortungslosigkeit herumschlagen und außerdem netten Anwälten von Disney eine halbe Million im Aktenkoffer überreichen, um eines ihrer Motive überhaupt verwursten oder besser verstricken zu können, so viel wusste die abgebrochene Juristin in mir noch. Das würde definitiv ein zu großes Loch in mein nicht vorhandenes Budget reißen, entschied ich und legte meine Beine hoch, rutschte hin und her und legte sie dann wieder ab. Langsam hatte ich einen durchgesessenen Po, ich musste hier mal wieder raus, wie spät war es eigentlich, was, erst? Ich steigerte mich in eine Art Unruhe hinein, die Schwangerschaft, der Laden, die Kollektion, Cesare, die Hotline, was denn noch alles, ich war doch kein verdammter Oktopus! Und jetzt riss mir zu allem Überfluss auch noch der Teebeutel, und als ich auf dem Weg zur Toilette die Kanne mit den frei herumschwimmenden Kräutern in den Ausguss leeren wollte, gab es einen Blubb, und stinkiges Wasser stieg das Spülbecken hoch, aber nicht mehr hinunter.
    Ich flüchtete mich schnell zurück aufs Sofa.
    Marie, die ich unten anrufen wollte, ging nicht dran. Ich hoffte zu ihren Gunsten, dass sie gerade einer Mutter half, einem zappeligen Mädchen einen Pulli mit Puffärmeln überzustreifen, und sie gleichzeitig davon überzeugte, dass sie ihn gleich in zwei Farbkombis nehmen sollte. Weil man Kaschmir, wenn er so hochwertig war wie der, den Cesare herstellte, nicht jeden Tag tragen sollte, sondern dazwischen immer »ruhen« lassen sollte. Dann pillte er nämlich nicht.
    Also hinterließ ich ihr nur eine Nachricht auf dem Ladentelefon: »Hallo, hier Be… äh, Heidi, hast du nicht erzählt, dass Gustavs Vater ein guter Handwerker ist? Ich brauche einen. Schnell. Am besten einen Klempner.«
    Und dann passierte wieder nichts mehr.
    Vierzig Minuten waren seit dem letzten Anruf vergangen. Aus der Küche roch es nach Abwasser, ich hatte keine Lust mehr, dafür aber Hummeln in den Beinen. War zwar nicht besonders professionell, gleich am ersten Tag drei Stunden Mittagspause zu machen, aber mich würde sicher niemand vermissen. Weil sowieso niemand anrufen würde.
    Was hatte ich mir eigentlich gedacht? Dass meine kleine Zeile: »Selbermachen macht glücklich! Bella Bunny hilft dir dabei!« mehr als einen Perversen und einen verklemmten Studenten auf den Plan rufen würde? Ich sollte mich lieber um meine außer Kontrolle geratene Familienplanung kümmern und gucken, ob wenigstens in meinem Bauch alles in Ordnung war. Also wählte ich Charlottes Nummer: »Kannst du mich in die Charité bringen, ich will zur Kontrolle?«
    Ich sprach ihr auf die Mailbox, denn auch Charlotte war nicht erreichbar. Stimmt, fiel mir ein, heute ist die erste Regiebesprechung für »Operation Walküre 2 «.
    Dann rief ich mir eben ein Taxi, würde mir schon nicht schaden. Ich musste aus dem Haus, seit zwei Stunden hatte niemand mehr angerufen, ich hatte rasend schlechte Laune und schon wieder das heiße Gefühl aufsteigender Tränen in den Augen. Ich war mir plötzlich sicher, meinen Businessplan viel zu optimistisch formuliert zu haben. Vor dieser Stimmung konnte ich nur davonlaufen! Und noch während ich dabei war, einen Mantel zu finden, unter dem ich mein Sofaoutfit verbergen konnte, klingelte es schon an der Tür. Das Taxi. Klar, jeder normale Mensch fuhr an diesem sonnigen Frühlingsnachmittag Rad oder ging zu Fuß, um die in Berlin zur psychosomatischen Grundausstattung gehörende Winterdepression zu verscheuchen, und Taxifahrer waren froh um jeden Fahrgast.
    »Können Sie hochkommen und mir runterhelfen?«, rief ich in die Sprechanlage. Und dann schnarrte der

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