Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
losgehen? Hast du denn schon eine Agentur?«
»Wiefo Agentur?«, fragte ich mit vollem Mund und biss noch einmal von meinem Knoblauchbrot mit Fenchelsalami ab. Ich hatte Ian dazu gebracht, mir von der AKÜ jeden Vormittag einen Fresskorb zu schicken, schließlich war ich wenigstens offiziell immer noch die Frau an der Seite des Chefs, und ihn gebeten, einfach alles auf eine Liste zu setzen.
»Also noch keine Agentur, aha … Und einen Künstlernamen? Heidi, was du da vorhast, das ist kein Spaziergang im Park, das ist Telefonsex! Du willst doch nicht einfach eine Anzeige aufgeben unter Heidi Hanssen und mit deiner Festnetznummer?!«
»Nein, natürlich nicht. Muss ich mir alles noch überlegen.«
Viel zu wenig Salami war das, ich sollte Ian anrufen, dass er mir morgen mehr davon einpacken ließ. Und grüne Oliven. Mit Anchovis und Knoblauch gespickte grüne Oliven. Ich hatte nämlich entdeckt, dass mich der ewige Knoblauchgeschmack nicht mehr nervte, je mehr davon im Essen war. Und das Gute an Telefonsex war: Niemand würde sich daran stören.
Josef ging inzwischen zum praktischen Teil über: »Ich lege jetzt auf und rufe in einer Minute wieder an, als wäre ich ein ganz normaler, äh, Klient. Und du zeigst mir, was du drauf hast.«
»Gern«, sagte ich, »nur zu.«
Und als das Telefon klingelte, entschuldigte ich mich bei dem ungeborenen Leben in mir. Sorry, Babys, aber der Zweck heiligt die Mittel, dachte ich, und schluckte den übergroßen Bissen hinunter. Ich besann mich kurz, rief mir das sexy Gespräch mit Felix vor zwei Wochen ins Gedächtnis, hob ab, blendete einfach aus, dass der schwule Josef am anderen Ende der Leitung war, und sagte mit meiner sanftesten und tiefsten Stimme: »Hallo, Süßer. Bist du auch so einsam wie ich?«
Der professionelle Teil unseres Gesprächs dauerte genau zwölf Minuten.
»Ach du liebes Häschen«, sagte Josef nach einer kurzen Pause, »ich geh jetzt erst mal duschen. Du hast Talent. Du hast definitiv Talent.«
»Was hast du da gesagt? Ach du liebes Häschen?«, fragte ich erfreut, »das ist es! So will ich heißen! Häschen! Bunny! Heidi Bunny? Nö. Sissi Bunny?«
»Völliger Unsinn! Ich habe nicht ›ach du liebes Häschen‹, ich habe ›ach du liebes bisschen‹ gesagt«, grummelte Josef. »Aber Bunny ist in der Tat nicht schlecht. Und als Vorname Lola. Wie Lola Montez. Nimm Lola. Nein, Lala! Nein – Bella! Das ist es! Bella Bunny! Und, äh, noch was.«
»Ja?«, fragte ich meinen besten Freund gut gelaunt zurück. Bella Bunny! Sollten sich andere Frauen so abgenutzte Identitäten wie Pamela A . aussuchen – ich würde ab heute Bella Bunny sein!
»Also, Bella Bunny, ich hab dich ja gerne beraten«, Josef räusperte sich geräuschvoll, »und mich von dir, öh, inspirieren lassen, aber kann das vielleicht unter uns bleiben? Ich meine, also … Hans-Jürgen darf das auf gar keinen Fall erfahren!«
»Kein Problem, Süßer«, flötete ich zurück und schob die Tüte mit den frischen Schinken-Käse-Croissants ein wenig von mir weg. Marie, die Mutter mit der blausamtenen Jacke, wollte zum Frühstücken kommen, da sollte ich wenigstens eines davon übrig lassen.
21
»Du willst diese Marie anstellen? Aber du kennst sie doch gar nicht!«
Charlotte war fassungslos.
»Warum hast du nicht mich gefragt?«
Ich war froh, so schnell und vom Sofa aus eine Geschäftsführerin gefunden zu haben, die sich um das tägliche Wunderland-Geschäft kümmern würde, und Marie schien mir ideal. Nett und als alleinerziehende Mutter auch nicht zu ehrgeizig. Sie würde sicher gerne tun, um was ich sie bat. Was ich mir bei Charlotte nur bedingt vorstellen konnte. Deshalb schüttelte ich den Kopf: »Weil du mit Kindern überhaupt nichts anfangen kannst, schon vergessen? Und weil du in »Operation Walküre 2 « eine britische Geheimagentin spielst, gell?«
»Ja, das ist allerdings wahr.«
Bei der Erwähnung ihrer ersten richtigen Sprechrolle wuchs Charlotte um weitere Zentimeter. Hätte ich aufrecht vor ihr gestanden und wäre nicht in der Biegung meines Sofas zusammengekringelt gewesen, hätte sie mich um Kopflänge überragt − und das ohne Stiefel.
»Ich hatte ein gutes Gefühl bei Marie, und ich brauche einfach jemanden ab sofort. Und sie hat gerade für ihren Sohn einen Krippenplatz bei den Bärenkindern in der Danziger Straße bekommen und ist auf der Suche nach einem Job. Und außerdem war sie mal Store-Managerin bei Benetton.«
Charlotte war nicht überzeugt.
»Wie heißt
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