Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
litt Höllenqualen, denn ich kniff und zerrte daran, so unangenehm war mir das alles.
»Eine Katastrophe ist das! Wenigstens hat er mich nicht erkannt, ich sehe schließlich aus wie ein Nilpferd und nicht wie eine Lack- und Ledertussi mit Peitsche in der Hand. Und ich hab auch keinen Tick beim Sprechen, so wie er.«
»Bist du absolut sicher? Hast du denn schon mit Charlotte geredet?«
»Ja! Nein! Ich erreiche sie nicht! Unglaublich – der Zockel hat mich das erste Mal aus dem Ejakulatsraum einer Fruchtbarkeitsklinik angerufen! Charlotte und künstliche Befruchtung! Ich hatte keine Ahnung, dass sie sich so sehr ein Kind wünscht und deshalb so allergisch ist gegen alles, was mit Kindern und Schwangeren zu tun hat!! Und dieser Zockel ruft zum Teil zweimal am Tag bei mir an – was für ein Arschloch!«
»Immerhin ist dieses Arschloch steinreich und hat dir vierzig Prozent deines Umsatzes gesichert, schon vergessen?«
»Ja, aber Adrian, ich meine Bernhard, ich meine, ach, ist doch egal, der ruft morgen früh bei Charlotte an, ich meine bei Lilli Himmel, und landet bei seiner eigenen Freundin in der Leitung! Eine Katastrophe!«
»So ist das eben, wenn man sich auf so ein Geschäft einlässt: Wo gehobelt wird, da fallen Späne! Obwohl, bei dir sollte es ja eher heißen, wo gehobelt wird, da klingelt die Kasse!«
»Igitt, kannst du dir nicht mal deine Sprüche sparen«, flehte ich, zunehmend verzweifelt, »und stattdessen nach Berlin fliegen und mir beistehen?«
»Ich kann hier nicht weg!«, gab mir Josef einen Korb. »Hans-Jürgen geht nächsten Monat auf Tour nach Südamerika, und da muss ich natürlich mit, ich bin ja sein Stylist! Und davor muss ich hier alle meine Fotoproduktionen für die Saison erledigt haben! Aber jetzt lass dich mal nicht so hängen, du bist zwar ziemlich schwanger, aber nicht todkrank!«
»Hast du eine Ahnung, wie es ist, so einen Bauch vor sich herzutragen? Weißt du, wie sich das anfühlt?«, jammerte ich.
Aber Josef war ein Mann, wenn auch ein homosexueller, und so musste eben ein Vergleich her, der sich für Männer eignete.
»Hochschwanger sein, das ist, öhm«, überlegte ich, »stell dir vor, du bekommst einen vollen Kasten Bier an den Bauch geschnallt und kannst ihn nie absetzen! Aber du darfst dir keines rausnehmen und trinken!«
»Welche Sorte Bier?«, fragte Josef nach, jetzt deutlich interessierter.
»Große Flaschen, nullkommafünf! Wie zum Beispiel …«, versuchte ich mich an Josefs und meine WG -Zeiten in München zu erinnern, »… Tegernseer hell! Augustiner! Franziskaner!«
»O scheiße«, sagte Josef jetzt, tief beeindruckt. »Du Ärmste!«
»Und dann auch noch eine Cervixschwäche«, legte ich noch einen drauf, »wenn du nicht aufpasst, fallen dir alle Flaschen auf einmal auf die Füße! Und niemand kann mehr Patenonkel werden!«
»Okay«, versprach Josef, »wir wollten eigentlich über Madrid nach Argentinien fliegen, aber wenn ich noch umbuchen kann, dann komm ich wenigstens für einen kurzen Stopp in Berlin vorbei!«
»Danke!«, rief ich. »Drück mir die Daumen, dass ich verhindern kann, dass Zockel morgen bei seiner eigenen Freundin in der Telefonsexleitung landet! Ich muss auflegen, Charlotte ruft zurück!«
»Was gibt es denn so unglaublich Dringendes«, fragte Charlotte indigniert, »dass du mir die Mailbox vollquatschen musst, ohne zu verraten, worum es eigentlich geht? Ihr Schwangeren seid einfach zu hysterisch!«
Jetzt nur ja nichts vermasseln, dachte ich mir, zwang mich zur Ruhe und sagte in einem mütterlich-freundlichen Tonfall: »Meine liebe Charlotte, wie schön, dass du mich noch so spät zurückrufst! Ich habe mir etwas Schönes für dich überlegt: Du wirktest so abgespannt heute, und die Zahlen stimmen doch gerade – hast du nicht Lust, dir einfach freizunehmen und mit deinem Bernhard ein paar Tage Urlaub zu machen?«
»Nein, habe ich nicht«, sagte Charlotte bitter, »Bernhard fährt morgen mit dem Zug nach Köln, da werde ich den Teufel tun und untätig herumsitzen, bis er wieder von seinen Kindern zurückkommt.«
»Oder …«, schlug ich vor, als würde mir das gerade erst einfallen und als hätte ich diese Argumentationskette nicht dreimal mit Josef geübt, »findest du nicht, dass du jetzt, wo du weißt, was du mit deiner wunderbaren Stimme bewirken kannst, bereit bist für den next step, ich meine, also, äh …«
»Heidi, was ist los?«, fragte Charlotte. »Welcher next step denn? Meinst du Gruppentelefonsex? So etwas
Weitere Kostenlose Bücher