Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
mal«, begehrte ich jetzt auf und wünschte mir kurz die wattige Wohligkeit des Mohntees zurück, »dazu gehören immer noch zwei – ohne mich wäre da kein einziger Tropfen im Reagenzglas gelandet! Und außerdem hatte ich bis gestern keine Ahnung, dass es sich bei Adrian Müller um deinen Zockel gehandelt hat! Und darf ich dich daran erinnern, wobei du mich in der letzten Zeit kräftig unterstützt hast? Genau, bei … bei …«
Friedrich war wirklich ein hochanständiger Kerl. Denn er fiel Charlotte in die ausgestreckten Hände, die sich bedrohlich meinem schutzlosen Hals genähert hatten, und versuchte sie zu beruhigen.
»Jetzt haltet mal kurz die Luft an! Das geht mich alles nichts an! Macht das mal untereinander aus, Mädels, aber tut euch bitte nicht weh! Charlie, du setzt dich jetzt dahin, und Heidi, du bleibst auf deinem Sofa. Ich gehe in den Hof, und wenn ich etwas Verdächtiges höre, dann schreite ich sofort ein, ist das klar? Wir haben hier die gemeinsame Verantwortung, auf Heidis Baby aufzupassen!«
Charlotte beruhigte sich tatsächlich, strich sich die fliegenden Haarsträhnen zurück, die sich aus ihrem strengen Haarknoten gelöst hatten, und regte sich nur kurz darüber auf, dass Friedrich zum Du übergegangen war.
»Warum in aller Welt nennen Sie mich plötzlich Charlie?«, fauchte sie.
»Weil ich das schon immer machen wollte!«, sagte Friedrich ruhig und öffnete das Fenster zum Hof, bevor er hinausging, um sich mit einem Satz auf einen der Müllcontainer zu setzen, von dem aus er uns unter Kontrolle hatte.
»Charlie, Unverschämtheit!«, murmelte Charlotte und reichte mir ein weißes Stofftaschentuch. »Putz dir mal die Nase, ist ja ekelhaft. Zerstört meine Beziehung und versteckt sich dann hinter ihrer Schwangerschaft!«
»Ich habe deine Beziehung nicht zerstört!«, wehrte ich mich und bemerkte einen seltsamen Geschmack in meinem Mund, das musste die langsam aufkeimende Wut sein oder die Nachwirkung des Mohntees.
»Sei doch froh, dass dein lieber Bernhard bei mir Telefonsexkunde war, dann war das wenigstens für einen guten Zweck! Wenn ich es nicht getan hätte, dann hätte er eben irgendwo anders angerufen!«
Von draußen kam ein lautes Klopfen – Friedrich dengelte mit einer Kombizange auf den Deckel des Containers. »Eine friedliche Aussprache, Mädels, kein Zickenkrieg!«, drohte er uns mit dem Finger.
Und wieder hörte Charlotte auf ihn.
»Du beruhigst dich jetzt besser, zwischen uns ist alles gesagt. Und ich hole das Auto. Wir fahren jetzt los, und das wird das Letzte sein, was wir beide miteinander zu tun haben.«
»Wohin?«
»Zur Kontrolle in die Charité«, sagte Charlotte kurz und wies auf ihr Taschentuch. »Weißt du eigentlich, dass Blutflecken aus diesem Batist nur schwer wieder rausgehen?«
Erst jetzt sah ich, dass Charlottes Taschentuch nicht mehr weiß war, sondern rot, und dass der metallische Geschmack nicht von meinen Tränen kam, sondern vom Blut, das mir aus der Nase lief.
»Ich kann nicht in die Klinik! Die lassen mich nicht mehr gehen!«
Ich packte Charlotte am Arm.
»Ich habe Angst! Ich will da nicht hin!«
Charlotte wand sich los.
»Kannst du wohl. Nasenbluten ist noch lang kein Grund für einen Notfallkaiserschnitt. Marissa hatte auch immer Nasenbluten, wenn sie zu lange in der Sonne gesessen hatte …«
»Ich habe nicht in der Sonne gesessen! Weißt du, wie lange ich schon nicht mehr in der Sonne gesessen habe?«, motzte ich empört.
Charlotte versuchte weiterzusprechen: »… oder wenn sie sich zu sehr aufgeregt hatte. Lass mich doch einfach ausreden, Hanssen. Bin ich froh, wenn ich nichts mehr mit dir zu tun habe! Meine Cousine Marissa …«
»Ich rege mich nicht auf!«, tobte ich los, ignorierte Friedrichs Interventionsversuche und presste Charlottes Taschentuch weiter gegen mein linkes Nasenloch. »Aber richte deiner bescheuerten Cousine aus, wenn sie mir jemals über den Weg läuft, dann spring ich ihr an die Gurgel! So perfekt kann einfach niemand sein – sie kommt mir langsam vor wie eine fixe Idee von dir, nur weil du nicht zugeben konntest, dass du mehr über Schwangerschaft und unerfüllten Kinderwunsch weißt, als ich je in meinem ganzen Leben darüber erfahren werde, und dich aber immer hinter deinem Kinderhass versteckt hast!«
Charlottes Gesicht, das zwischendurch wieder eine gesunde Zornesröte angenommen hatte, nahm abermals schlagartig die Farbe einer Wasserleiche an.
»Verdammt«, murmelte ich erschrocken, »genauso ist
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