Erst ich ein Stueck, dann du - Delfine
nähern, halten sie erschrocken an. Da stehen mehrere groÃe Bagger, und Arbeiter beginnen gerade, das ganze Gelände einzuzäunen.
âWas passiert denn hier?â, fragt Paulina einen der Arbeiter.
âHier wird eine groÃe Ferienanlage gebautâ, sagt der Mann. âIhr müsst euch eine andere Bucht zum Spielen suchen.â
âAber das geht nicht!â, schreit Paulina. âEs ist die Delfin-Bucht! â
Der Arbeiter lacht. âFür einen Delfin ist eine Bucht wie die andereâ, behauptet er. âJedenfalls dürft ihr nicht mehr auf dieses Gelände.â
Er dreht sich um und marschiert zu seinem Bagger.
Marvin hat Tränen in den Augen, so wütend ist er. Die Männer dürfen doch nicht die ganze Bucht kaputt machen, nur weil jemand ein Hotel bauen will! Es gibt doch schon so viele Hotels auf der Insel!
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âIch rufe Frau Wagner anâ,
sagt Paulina. Sie zieht
ihr Handy aus der Tasche
und wählt die Nummer
der Wissenschaftlerin.
Renate Wagner ist zu Hause.
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âKommt doch am besten gleich zu mirâ, schlägt sie vor. âDann können wir alles besprechen.â
Die Kinder fahren zu einem einzeln gelegenen kleinen, weiÃen Häuschen, das Frau Wagner gemietet hat, um auf der Insel in Ruhe arbeiten zu können. Sie holt Limo aus dem Kühlschrank und stellt Kekse
hin. Dann erzählt Marvin von dem Bauzaun und den Baggern. Frau Wagners Mund wird ganz klein und schmal.
âDas muss man verhindernâ, sagt sie. âEs geht nicht nur um den Delfin. Es ist auch eine der letzten natürlichen Buchten der Insel.â
âKönnen Sie das denn verhindern?â, fragt Marvin. Frau Wagner zuckt mit den Schultern.
âIch muss mir etwas überlegenâ, sagt sie.
Dann holt sie ihren Computer und spielt den Kindern Tonaufnahmen von Delfinen vor. Marvin staunt. Er hatte keine Ahnung, dass Delfine solche Geräusche machen können.
âSind das Aufnahmen von unserem Delfin?â, möchte Paulina wissen.
Frau Wagner schüttelt den Kopf.
âIch habe sie in einem Delfinarium
gemachtâ, gesteht sie. âIch forsche
mit gefangenen Delfinen,
obwohl sie mir sehr leid tun.â
Sie seufzt.
âEigentlich wünsche ich mir,
dass alle gefangenen Delfine
freigelassen werden.â
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âWarum?â, fragt Marvin. âGeht es ihnen nicht gut?â âIch glaube nichtâ, sagt Frau Wagner. âEs kann keinem gut gehen, der gefangen ist.â Dann lächelt sie. âAber vielleicht wollt ihr trotzdem einmal mitkommen und es euch ansehen? Dann könnt ihr selbst entscheiden, was ihr darüber denkt. Ãbermorgen fahre ich für einen Tag ins Delfinarium auf dem Festland, um neue Aufnahmen zu machen. Ich könnte euch mitnehmen.â
âJaaaa!â, rufen Marvin und Paulina gleichzeitig.
âGut.â Frau Wagner schenkt Limo nach. âWenn eure Eltern es erlauben, nehme ich euch mit. Abends sind wir zurück auf der Insel.â
Die traurigen Delfine
Marvin und Paulina müssen sehr früh aufstehen. Die Fähre zum Festland ist fast voll besetzt, denn die meisten Inselbewohner arbeiten dort.
âFrüher haben viele Menschen hier vom Fischfang gelebtâ, erklärt Frau Wagner, âaber heute gibt es fast keine Fische mehr. Deswegen gibt es auch nur noch wenige Delfine.â
Frau Wagners Auto steht auf dem Hafenparkplatz. Die Kinder steigen ein und Frau Wagner fährt los. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichen sie das Delfinarium. Auf dem riesigen Parkplatz stehen schon viele Reisebusse und noch viel mehr Privatautos.
âHier ist jeden Tag die Hölle losâ, sagt Frau Wagner. Am Eingang erklärt Frau Wagner, dass die Kinder ihre Helfer sind, und so brauchen sie keinen Eintritt zu bezahlen.
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âHier gibt es ja auch Vögel!â
Paulina sieht sich erstaunt um.
âUnd Ponys und Ziegen!â
Marvin interessiert sich nicht so
für die normalen Tiere. Er will
jetzt einfach die Delfine sehen.
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âDa vorne!â, sagt Frau Wagner und zeigt auf ein leuchtend blaues Wasserbecken.
Marvin staunt. âDas ist ja riesig!â
âNa ja.â Frau Wagner seufzt. âFür einen Delfin ist es nur eine Pfütze. Immerhin kann ein Delfin auf dem offenen Meer über hundert Kilometer am Tag schwimmen. AuÃerdem leben diese Tiere normalerweise in groÃen Gruppen, die man âSchulenâ nennt.â
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