Erst zur Party dann ins Bett
Hand. Sie war weich und warm und erinnerte ihn daran, dass er wenigstens heute Abend nicht allein war. „War es ein langer Tag?”
Zu lügen wäre ihm in diesem Augenblick wie eine Sünde erschienen. Und da sie wie ein Engel aussah, hielt er es für klüger, keine weitere Sünde zu begehen. Er wollte sie berühren, wollte ihre Haut unter seinen Fingern spüren, um sicher zu sein, dass er nicht allein war. Aber er wollte sie nicht in seine neueste Sucht verwandeln. Oder sie zu seinem Schutzengel machen, denn dann würden sie einander niemals wieder ebenbürtig sein.
„Nicht wirklich.”
„Oh. Was ist es dann? Jeff und Alice dachten, du seist im Waschraum, aber dann sah ich dich hier draußen.”
„Ich brauchte nur ein bisschen frische Luft.”
„Das sagtest du bereits.”
„Dann sage ich es eben noch einmal.”
„Nun, es hört sich nicht so an, als sei es wahr.”
„Manchmal muss ich einfach weg. Du schafftest es auch ganz gut ohne mich.”
„Leidest du an Klaustrophobie?”
„Nein. Das nicht.” Er rieb sich den Nasenrücken.
Beide schwiegen einen Moment. Dann sagte Corrine: „Jeff und Alice sind ins Raucherzimmer gegangen. Sie haben uns zu einem Cognac und einer Zigarre eingeladen.”
Er nickte. Natürlich. Cognac war nie sein bevorzugtes Getränk gewesen, aber der Drang war heute Nacht schier unabwendbar. Er atmete tief ein und ballte seine Fäuste. Er würde den Moment der Schwäche überwinden. So wie er ihn unzählige Male vorher überwunden hatte.
Er war nur müde heute Abend, seine Wachsamkeit verringert durch Corrine.
Sie nahm seine Hand, und schon fühlte er sich nicht mehr so allein. Sie rieb ihre Finger an seinen Knöcheln und hauchte dann einen Kuss auf seine Hand. „Komm mit. Was immer dich auch beunruhigen mag, darüber können wir später reden.”
Er folgte ihr zurück ins Restaurant. Ins Raucherzimmer, wo vier Kognakschwenker standen. Es war lange her, seit er Jemanden an seiner Seite gehabt hatte. Tatsächlich war das letzte Mal, als er sich nicht allein gefühlt hatte, noch vor Charles’ Tod gewesen. Er wusste nicht, ob er darauf vertrauen konnte, dass Corrine blieb.
Er schob den Cognac beiseite und zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarre an. Tief in seinem Innersten wisperte eine Stimme, ein kleiner Schluck würde ihm nichts schaden.
Aber Kent widerstand und zog stattdessen genüsslich an seiner kubanischen Zigarre.
Verdammt, er wusste genug über das Schicksal, um zu wissen, dass Corrine auf Dauer nicht bei ihm bleiben würde, aber in diesem Augenblick brauchte er die Rettungsleine, die sie ihm mit ihrer sanften Berührung und ihren verständnisvollen Blicken zuwarf. Er wusste, dass er ihr etwas von seiner Vergangenheit erzählen musste. Und dass er es ihr sagen musste, bevor zu viel Zeit verstrichen war, aber er wusste auch, dass ihre Beziehung nie wieder dieselbe sein würde, wenn er es ihr sagte.
„Möchtest du noch auf einen Drink hereinkommen?” fragte Corrine. Kent war auf dem ganzen Heimweg seltsam still gewesen. Und obwohl es schon nach Mitternacht war, war das Letzte, was sie wollte, Schlafen.
Sie war zu aufgedreht vom Abendessen. Kent hatte auf dem Heimweg eine CD von Steely Dan aufgelegt. Die weichen, gefühlvollen Töne von „Babylon Sister” klangen ihr noch in den Ohren und intensivierten ihre Stimmung. Sie spürte die sinnlichen Klänge der Musik tief in ihr.
Kent bog in die Einfahrt ein und ließ den Wagen laufen. Er war auf dem ganzen Weg in einer merkwürdigen Stimmung gewesen. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was er hatte.
Als sie ihn vorhin auf dem Parkplatz draußen vor dem Restaurant gefunden hatte - sie konnte sich nicht sicher sein, aber da war er ihr irgendwie verunsichert erschienen. Sie hatte ihn in die Arme nehmen wollen, aber gewusst, dass er das nicht dulden würde. Er hatte es ihr auch in der Nacht, in der er aus einem Albtraum aufgeschreckt war, nicht erlaubt. Sie hatte keine Ahnung, was er von ihr brauchte.
Sie hoffte, es war mehr als Sex. Aber er war ihr aus dem Weg gegangen in letzter Zeit, und die Zweifel waren zurückgekehrt. Und das, obwohl sie sich heute Nacht auf dem Höhepunkt ihrer persönlichen Macht befand - als Frau, als Geschäftsfrau, als Geliebte. Und dennoch war sie unsicher in Bezug auf Kent. Nur eines war ihr klar: Es wäre keine gute Idee, ihn allein heimfahren zu lassen. Außerdem wollte sie, dass er blieb. Sie hatte gemerkt, dass sie ihn in ihrem Leben brauchte.
Obwohl er
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