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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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Schnürstiefel – Hy spielte bei Mode und Stil eindeutig in der ersten Liga. Und davon wollten die Ahnungslosen, die von ihren Schmetterlings-Haarspangen aus Plastik bis zu den Mary Janes mit Plateausohle identisch gestylt sind, sich offensichtlich eine Scheibe abschneiden.
    »Du setzt dich am besten zu uns, du kennst ja sozusagendie sicheren Zonen der Schulmensa noch nicht«, drängte Bridget.
    »Was für sichere Zonen ?«, fragte Hy. Für Nichteingeweihte eine auf der Hand liegende Frage.
    Während wir uns also in die Ausgabeschlange einreihten (sie isst – gutes Zeichen), erklärte ich ihr die gesellschaftlichen Grenzlinien an der Pineville High und ihre Gründe:
    Die Jungs und Mädels aus der Sahneschicht sitzen an den langen Tischen vor den Fenstern, weil das eben die besten Plätze sind, und warum sollten sie die nicht kriegen, verdammt noch mal? Sie sind auf allen Seiten von den Dranhängern umgeben, das sind die beliebten Juniors, die auch mal am Sahnetisch sitzen werden, wenn sie Seniors sind. Die Sportidioten (nach Sportarten getrennt) sitzen vorn in der Mitte, was ihre Bedeutung für 99,9 Prozent der Schulbevölkerung versinnbildlicht, flankiert von Groupies (Freundinnen der Sportidioten oder noch häufiger solche, die es gern wären). Der Ausschuss – so heißen hier die Drogenkonsumenten und ihre Sympathisanten – sitzt ganz hinten beim Notausgang, um zum Kiffen oder so schnell rausschleichen zu können. Die 404er (eine ironische Umkehrung des Computerslangs für dämliche Nutzer, von der Internet-Fehlermeldung »Error 404 Server Not Found« abgeleitet) sitzen hinten auf der anderen Seite, tief über ihre Laptops gebeugt in der stillen Hoffnung, dass sie so der Demütigung durch Sportidioten oder übellaunige Sahneschichtler entgehen können. Die IQs sitzen vorne dicht an der Tür, damit sie rechtzeitig zur nächsten Stunde kommen. Bei den Automaten für Getränke und Snacks leben die Double A’s (African-Americans) und die Wiggaz (»Weiße Nigger«) in schönster Hip-Hop-Harmonie beieinander wie die Tasten auf Paul McCartneys Piano, allerdings fünf Mal so viele weiße wie schwarze.(Das ist gar nicht mal so schlecht, denn unter der gesamten Schülerschaft ist das Verhältnis von Weißen zu Schwarzen dreißig zu eins. Latinos und Asiaten werden in jeder Klassenstufe bloß durch ein oder zwei Alibifiguren repräsentiert. »Willkommen im Weißbrotgürtel«, sagte ich also zu Hy.) Und schließlich sitzen überall in der Mensa verteilt noch kleine Grüppchen von Proleten beiderlei Geschlechts – die meisten von ihnen verlassen die PHS schon vor der Mittagspause, um an der Berufsschule Kosmetik oder Automechanik zu belegen.
    »Das sind bloß die Hauptkategorien«, sagte ich. »Es gibt noch so viele Untergruppierungen, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann.«
    »Wo sitzt ihr denn?«
    »Wir sitzen an der Grenze zwischen den Dranhängern und den IQs. Das ist für Leute im zweiten Jahr ein ganz anständiges Territorium.«
    »Und was passiert mit Grenzverletzern?«, fragte Hy. Wieder eine gute Frage.
    »Tja, den IQs wäre das wohl egal. Aber wenn du so dreist wärst, dich an einen Dranhängertisch zu setzen, würdest du mit den flugfähigen Teilen der Gemüsebeilage bombardiert.«
    »Das wäre die blanke Ironie«, sagte sie.
    »Wieso?«
    »Mann, ich bin wegen der echten Gangs aus New York weg«, sagte sie. »Und dann komme ich nach New Jersey und gerate in einen Revierkrieg!«
    Fand ich ziemlich witzig.
    Das war der Höhepunkt des Mittagessens. Ich wollte Hy noch fragen, ob sie das mit den Gangs ernst gemeint hatte, aber die Ahnungslosen bedrängten sie die nächste Viertelstunde mit Fragen und ich kam nicht mehr zu Wort. Hier die Kurzzusammenfassung:
    F: Wo hast du das T-Shirt her? (A: Hat ihr eine Freundin gemacht, die am Fashion Institute of Technology Modedesign studiert.)
    F: Wo hast du den Rock her? (A: Aus einem Vintage-Klamottenladen im Village – das heißt in Greenwich Village, wie unsereiner sagen würde.)
    F: Wo hast du die Stiefel her? (A: Aus dem »weltbesten« Heilsarmee-Benefizshop.)
    Am Ende des Verhörs schworen Bridget, Manda und Sara für immer der Ocean County Mall ab.
    Ach ja, und dann kam noch eine entscheidende Frage, die nichts mit Kleidung zu tun hatte:
    F: Hast du einen Freund?
    Ich muss zugeben, dass auch ich erleichtert seufzte, als die Antwort »Ja« lautete. Keine Konkurrenz. Es ist ein 19-jähriger DJ, den sie bei einem Rave kennengelernt hat. Und er heißt –

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