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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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schön.
    G-Money: Ich auch.
    Bethany: Ich möchte nicht, dass es zu heiß wird.
    G-Money: Ich auch nicht.
    Wenn ich mal einen Mann habe – ach was, wenn ich mal einen Freund habe –, möchte ich niemals so eine Unterhaltung führen. Deshalb werde ich auch nie mit Scotty ausgehen. Mein Freund muss eine männliche Ausgabe von Hope sein. Mein bester Freund. Wenn ich mit einem Jungen eine so tolle Beziehung haben könnte wie mit Hope und dazu noch guten, leidenschaftlichen Sex – das wäre perfekt. Ob das möglich ist? Keine Ahnung.
    »Ganz egal, mit wem du kommst«, brach Bethany das Schweigen, »du solltest dir eher Gedanken über deinen Scheitel machen als über die Frage, ob du dein Haar hochsteckst.«
    »Was soll das heißen? Mein Scheitel ist doch okay«, sagte ich und sah zur Bestätigung in den Spiegel. Mein Haar war nach hinten gestrichen, wellte sich direkt unterhalb der Ohrläppchen und wurde auf der rechten Seite von einer silbernen Spange gehalten, damit mir keine Strähnen in die Augen fielen. Wie immer.
    »Ja klar, im Spiegel sieht es gut aus.«
    »Ist doch okay, so sehe ich schließlich aus.«
    »Nein, siehst du nicht«, lachte sie.
    Und dann versetzte meine große Schwester mir einen fiesen Stich, worauf sie wahrscheinlich schon seit Jahren gewartet hatte.
    Ich wusste ja, dass Zahlen und Buchstaben im Spiegel verkehrt herum zu sehen sind, aber ich hatte nie daran gedacht, dass für Gesichter das Gleiche gilt. Mir war nicht klar, dass ich im Spiegel mein Umkehrgesicht sehe. Bethany stellte mich vor einen Klappspiegel, so dass ich die Umkehrung meines Umkehrgesichts zu sehen bekam – wie ich also wirklich aussehe.
    Was für ein Schock. Bethany hatte Recht. Mein Scheitelsitzt tatsächlich auf der falschen Seite. Aber das war noch nicht das Schlimmste. Auf einmal sprangen mich meine ungleichen Nasenlöcher an: Das linke verläuft irgendwie direkt nach vorn, während das rechte eher seitlich sitzt. Ich fand ja schon immer, dass ich auf Fotos nicht so gut rüberkomme, aber offenbar sehe ich für alle anderen einfach so aus.
    Vor der Schule habe ich versucht, meinen Handspiegel so in den Badezimmerspiegel zu halten, dass ich einen Eindruck von meinem wirklichen Gesicht kriege. An meinen Nasenlöchern kann ich nichts ändern. Aber ich habe versucht, mit Styling-Gel, einer Bürste und einem Fön meinen Scheitel von rechts nach links zu zwingen – ohne Erfolg. Er ist schließlich seit sechzehn Jahren auf rechts trainiert.
    ACHTER
    Wir haben eine Neue in der Leistungsstufe. Sie heißt Hyacinth Wallace. Sie sagte, wir sollten sie »Hy« nennen. Die Lehrer fanden es alle zum Totlachen, sie mit den Worten »Na dann, hi, Hy!« zu begrüßen.
    Alle drehen ihretwegen total am Rad. Erstens kommt sie aus New York City, exotischer geht es kaum an der Pineville High. Zweitens sieht sie toll aus, auf so eine dunkle, schattige, ganz und gar urbane Art, die männliche wie weibliche Betrachter einschüchtert. Drittens wirkt sie älter als wir, was durch ihren rauen Alt noch verstärkt wird, der nach zwei Schachteln pro Tag klingt. Viertens – und das ist das Wichtigste – ist es total unheimlich und X-Files -mäßig, dass knapp einen Monat nach dem Wegzug eines Mädchens mit den Initialen »H. W.« ein neues Mädchen mit den Initialen»H. W.« herzieht. Natürlich glauben alle, sie ist vom Schicksal zu meiner neuen besten Freundin bestimmt.
    Scotty findet es eine großartige Gelegenheit, meine neue, verbesserte Lebenseinstellung auszutesten. Er macht den Kuppler.
    »Hy ist echt cool, glaube ich.«
    »Ja, scheint mir auch so«, antwortete ich.
    »Und anscheinend auch richtig nett.«
    »Ja, kann sein.«
    »Du solltest wirklich ausnahmsweise mal freundlich zu ihr sein.«
    »Na, ich werde bestimmt nicht ausnahmsweise mal fies zu ihr sein.«
    »Vielleicht solltest du sie mal nach Hause einladen oder so.«
    Ich lade nicht mal meine sogenannten Freundinnen zu mir nach Hause ein, ganz zu schweigen von total Fremden. Scotty sagte ich, ich wolle sie erst mal kennenlernen, bevor ich sie einlade.
    Und außerdem hat der Club der Ahnungslosen Hy schon unter seine Fittiche genommen – da brauchte sie nicht noch meine Einzelbetreuung. Hy trägt die Haare kurz, in komplizierten Stufen geschnitten und mit roten Strähnen gewürzt: Ingwer, Zimt, Chili. Dazu ein dekonstruiertes Run-DMC -T-Shirt, abgeschnitten und mit Pailletten bestickt, einen knöchellangen Patchwork-Jeansrock mit freizügigem Schlitz vorn und kniehohe

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