Erste Male
künstlerisch begabt, so wie Hope. Dafür lohnt sich die Leidenschaft. Ich tue alles bloß, weil es sich gut in meinen Bewerbungsunterlagen für die Uni machen wird. Deprimierend, oder?
VIERZEHNTER
Valentinstag. Die reine Folter.
Es fing beim Mittagessen an. Ich musste mich mit aller Kraft davon abhalten, Bridget und Manda zu erwürgen. (Alles Teil meines fortgesetzten Versuchs, nicht zum gesellschaftlichen Außenseiter zu werden.) Die ganze Zeit maulten sie, dass ihre Freunde sich nicht so viel Mühe gaben, diesen kitschigen, süßlich-rosaroten Feiertag zu begehen wie sie selbst. Und machten damit den gleichen Fehler wie alle liebeskranken Mädchen: Sie vergaßen, dass Jungs sich einen Scheiß für den Valentinstag interessieren.
»Ich habe Burke eine Karte gekauft und einen Teddybären und eine Tüte Schokoherzen«, zischte Bridget wütend. »Und womit kommt er an? So eine zerknitterte Nelke, wie sie der Key Club verkauft.«
»Immerhin hat Burke dir was geschenkt. Ich hab gar nichts gekriegt«, jammerte Manda. Dann legte sie eine wirkungsvolle Pause ein. »Dabei hätte Bernie mir nach diesem Wochenende eigentlich was besonders Nettes besorgen müssen. Wenn ihr versteht, was ich meine.«
Diese überdeutliche Anspielung von »Rachen-Manda« war ganz und gar überflüssig – sogar Hy hat schon nach gut einer Woche mitbekommen, in welchem Ruf sie steht. Vor ein paar Tagen hatte Manda den Rock an, den Hope und ich immer »den Arschzeiger« genannt haben. Aus diesem Anlass tauschten sich Burke und P. J. flüsternd darüber aus, was Manda für eine Heuchlerin ist, weil sie sich auch mit den coolsten Juniors nicht einlässt, aber mit den größten Trotteln herummacht, wenn sie bloß Seniors sind.
Hy hörte dieses Gespräch mit an und nahm mich in einer kleinen Pause beiseite.
»Ist Manda eine Nutte oder was?«
Hy ist manchmal ziemlich direkt.
»Wie definierst du Nutte?«, fragte ich zurück.
Hys Antwort kam ohne Zögern. »Eine Nutte fickt mit Kerlen, die sie kaum kennt.«
»Dann ist Manda keine.«
Und ich erklärte Hy Mandas clintonsche Philosophie: 100 Prozent sauber bis zur Penetration.
Hy dachte einen Augenblick darüber nach.
»Vielleicht ist sie keine Nutte«, sagte sie dann. »Aber nuttig ist sie auf alle Fälle.«
Da musste ich zustimmen.
Mandas jüngste Eroberung ist Bernie Hufnagel. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als sie beschloss, dass Bernie Hufnagel süß ist. Sie hatte ihn am anderen Ende der vollen Schulmensa erblickt, wie er gerade einen seiner Ringerkollegen in den Schwitzkasten nahm, und sagte, »Bernie Hufnagel ist süß.« Nicht mal eine Woche später tauschten sie vor dem Wettringen an der Umkleide Speichel aus.
Man muss sie allerdings auch irgendwie bewundern. Manda sieht höchstens okay aus: Volle Lippen und lange Wimpern sind in ihrem ansonsten flachen Gesicht das einzig Bemerkenswerte. Aber sie macht das Beste aus dem, was sie hat. Sie zieht einen Schmollmund, plinkert mit den Augen – von ihren Riesenmöpsen gar nicht zu reden, die sie ins Blickfeld schiebt – und schon kriegt sie alles, was sie will. Wenn sie wollte, hätte sie noch heute Abend die Hand in Paul Parlipianos Hose. Um solche Fähigkeiten kann ich sie nur beneiden.
Sie »geht« erst seit einer Woche mit Bernie, und höchstwahrscheinlich wird es nicht mal bis März halten. (Eins haben sie allerdings gemeinsam: Er muss ständig auf sein Kampfgewicht achten und isst daher auch nichts.) Ihr Gejammer über seine Gefühllosigkeit nervte also an diesem Tag der Turteltäubchen ganz gewaltig.
Noch schlimmer allerdings war Hys Statement, dass sie und Fly den V-Tag gar nicht begehen, weil sie es wichtiger finden, dass man sich jeden Tag seine Liebe zeigt und nicht ausgerechnet am vierzehnten Februar plötzlich sentimental wird.
»Das ist ja schön«, sagte Manda.
»Ja«, pflichtete Bridget bei.
Sara, deren Beitrag zum Liebestaumeltag darin bestand, dass sie vier Mal so oft »Ohmeingott! Ich bin so fett, ich kriege nie einen Freund« sagte wie sonst, seufzte nur still in ihre Cola light.
Herr im Himmel. Ich hasse den Valentinstag. Das geht bei mir zurück auf die schöne Grundschultradition, alle Valentinskarten in einem großen Liebeskarton zu sammeln und dann von der Lehrerin vor der ganzen Klasse verteilen zu lassen. In der ersten und zweiten Klasse war das noch gut und schön, da herrschte absolute Chancengleichheit, jeder schrieb Valentinskarten an alle Klassenkameraden, männlich oder weiblich.
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