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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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wissen will …«
    Oh Gott! Geht es noch schmieriger? Oder abgedroschener?
    Ich schob seine Hand weg und stand auf.
    »Du magst ja vielleicht ein Genie sein und so, aber wenn du glaubst, ich falle auf so einen saudummen Spruch rein, dann bist du echt ein Idiot.«
    Dann stapfte ich zügig zurück in Richtung der Vergnügungen, die ohne mich weitergingen, und brachte mich um die einzigartige Gelegenheit, auf der Hochzeit meiner Schwester die Jungfräulichkeit zu verlieren.
    Was für ein Albtraum. Ich schätze, das ist die Strafe dafür, dass ich Scotty abgewiesen und stattdessen einen Wildfremden in mein Leben gelassen habe.

4. JULI
    Hope,
    kann es einen besseren Platz geben, die Geburt unserer Nation zu feiern, als die schmierige Strandpromenade von Seaside Heights? Und kann man den Unabhängigkeitstag besser verbringen als in Ausübung eines Sklavenjobs zum Mindestlohn, bei dem man übergewichtigen Touris Arterien verklumpende Süßspeisen andreht?
    Ich hasse sie. Diese Fettsäcke, die riesige Haufen Vierteldollars auf die Tresen schmeißen, um irgendeinen Scheiß für ihre Freundinnen zu gewinnen. Die Tussis sehen total Achtziger aus, und ihre Haarspray-Turmfrisuren werden an Höhe nur von ihren billigen Stöckelschuhen übertroffen, die beim Gehen ständig zwischen den Planken stecken bleiben. Diese Frauen hängen in unendlicher Bewunderung an ihren Männern, als wären das Steinzeitjäger, die mit Beute heimkehren. Und die Helden der Vorstadt sonnen sich im Neonlicht der Spielhallen und bringen scheues Wild zur Strecke, zum Beispiel zu fest gestopfte Knuddelbären, die an allen Nähten aufplatzen und Styroporkügelchen ausbluten, kaum dass ihre Bezwinger sie über die Schulter werfen. Sollte die Jagd erfolglos verlaufen, trösten sie sich mit einem persönlich gestalteten Airbrush-T-Shirt, der offiziellen Vor-Verlobungs-Anzeige dieser Sorte Menschen: GINO & TINA 4-EVA.
    Wenn sie nicht gerade Lose ziehen oder auf einem der Schleudergeräte an der Promenade sitzen, nehmen sie Lebensmittel ohne jeden Nährwert zu sich: Karamellstangen, Softeis, Liebesäpfel, Zuckerwatte. Alle von meiner Wenigkeit in Wally D’s Sweet Treat Shoppe serviert.
    Gott segne Amerika.
    Unvorstellbar, dass ich die Erniedrigung auf mich genommen habe, bei Sara um einen Ferienjob im Laden ihres Vaters zu betteln, obwohl der schon alle Stellen an Europäer mit befristetem Arbeitsvisum vergeben hatte. (Die fliegen für den Sommer rüber und profitieren vom jämmerlichen Arbeitsethos des durchschnittlichen amerikanischen Teenagers. Nur Ausländer stürzen sich auf Jobs mit 100-Stunden-Woche und Mindestlohn. Ein Hoch auf das Land der Freien, die Heimat der Tapferen!) Aber ich musste einfach aus dem Haus. Mom versuchte aufTeufel komm raus, Nähe herzustellen, und wollte dauernd mit mir shoppen oder ins Kino oder essen gehen und – halt dich fest – von Frau zu Frau reden. Würg. Wie durchschaubar. Natürlich will Mom eigentlich keine Sekunde mit mir verbringen. Sie weiß bloß nichts mehr mit sich anzufangen, seit der Große Tag vorbei ist und Bethany mit G-Money an die andere Küste gezogen ist. Niemals werde ich Ersatz für meine große Schwester spielen.
    Also, ich bin zwar nicht religiös, aber ich bete trotzdem, dass Dein Job weniger scheiße ist als meiner. Und dass ich tatsächlich genug verdiene, um mir das Flugticket zu kaufen. Und bis dahin formst Du weiter schön in Deinem Camp die Kunstgenies von morgen. Während ich alles gebe, die Vereinigten Staaten von Amerika weiter an der Spitze der weltweiten Übergewichtstabelle zu halten – mit jeder einzelnen schokobestreuten Eiswaffel.
    Deine vaterlandsliebende J.

 
    JULI

 
    ZWÖLFTER
    Wenn man in Seaside Heights, der selbst ernannten Heimat von Sonne und Spaß, einen Ferienjob annimmt, hat man garantiert weder für Sonne noch für Spaß auch nur eine Minute Zeit. Das ist erst recht frustrierend, weil man die ganze Zeit Tausende von stockdummen Stadtbewohnern bedient, die sich auf Teufel komm raus amüsieren wollen. (Versucht mal einem zugeschütteten Long Islander zu erzählen, dass die Regenbogen-Zuckerstreusel aus sind. Armageddon ist nichts dagegen.)
    Wenn ich nach Hause komme, bin ich mit einer dicken Schicht Frittierfett, Schokosirup, Meersalz und Schweiß überzogen. Meine Ohren klingeln von den ganzen Summern und Alarmglocken der Fahrbetriebe und vom Umpf, Umpf, Umpf der endlosen Kirmestechno-Megamix-Beschallung aus dem Klamottenladen Life’s a Beach nebenan, der

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