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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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Bruder gleich gesagt, ich muss das Mädchen kennenlernen, an dem dieses sauhässliche Kleid so verdammt gut aussieht.«
    Wer war noch mal Paul Parlipiano?
    »Wollen wir unsern Kennenlern-Small-Talk ein bisschen anspruchsvoller gestalten?«, fragte er.
    »Okay.«
    »Wir reden nur über Dinge, die man vor allem als Abkürzungen kennt.«
    Cal war schräg. Aber mir gefiel das. Ich wollte ein Beispiel hören.
    »TRL«, sagte er. »Bestes Beispiel für MTV-Demokratie? Oder traurige Plattform für Boygroup-Duelle?«
    »NASCAR«, hielt ich dagegen. »Harmloser Unterschichten-Spaß? Oder absoluter Tiefpunkt der amerikanischen Kultur?«
    Und so diskutierten wir über: MP3, ADS, IWF und YMCA.
    »Alles, was Männern Spaß macht? Oder Treffpunkt für einsame Jung-«
    Cal unterbrach mich, weil der Gitarrist die ersten Akkorde des Klassikers »Celebration« von Kool and the Gang spielte. »We’re gonna have a good time tonight«, rezitierte Cal den Text mit todernstem Gesicht.
    »Let’s celebrate«, antwortete ich in ebenso ernstem Ton und versuchte, nicht zu grinsen.
    »It’s all right«, fuhr er fort, nahm mich an der Hand und zerrte mich auf die Tanzfläche.
    Und in diesem Moment hatte ich tatsächlich das Gefühl, dass alles gut werden würde.
    Cal war zwar kein Weltklassetänzer, aber er besaß immerhin zwei Dinge, die den meisten Typen beim Tanzen abgehen: a) Rhythmusgefühl und b) Begeisterung. Also tanzten wir uns den Arsch ab. »I Will Survive«. »Twist and Shout«. »Everlasting Love«. Das Beste an Cal war meiner Ansicht nach, dass er offensichtlich einen ungeheuren IQ hatte, mir sein Genie aber nicht die ganze Zeit um die Ohren schlug. Er wusste, wie man das Hirn abschaltet und sich amüsiert. Ich wusste gar nicht, was ich lieber wollte: mit ihm zusammen sein oder er sein.
    Kaum hatten wir die Tanzfläche wieder verlassen, humpelte die neunundachtzigjährige Mutter meines Vaters, Gladdie, auf uns zu, und zwar ziemlich flott für jemanden mitzwei künstlichen Hüftgelenken. Sie hatte ihren Rollator dem Anlass entsprechend mit Seidenblumen und weißen Bändern dekoriert. Ich konnte Cal nicht mal mehr warnen, dass sie total durchgeknallt ist.
    »Jessie, du siehst wun-der-schön aus«, röhrte Gladdie.
    Wun-der-schön – da war ich mir nicht so sicher, aber immerhin besser als üblich. Trotz des schlimmen Schnittes und der grauenhaften Farbe stand mir das Kleid gar nicht so übel, nachdem die Schneiderin es obenherum ein bisschen ausgepolstert hatte. Und dank des professionellen Make-ups (Hochzeits-Nazi Bethany wollte um jeden Preis perfekte Fotos) wirkte meine Haut so strahlend rein wie noch nie seit Beginn der Pubertät. Meiner Schwester gegenüber hätte ich das niemals zugegeben, aber mir gefiel sogar der künstliche Dutt, den man mir ans Haar geklammert hatte, weil er mich älter und kultivierter machte.
    Gladdie wandte sich Cal zu und pfiff lang und anerkennend durch die Zähne. »Was für ein herrliches Mannsbild!«, dröhnte sie. »Und wann tut ihr beide euch zusammen?«
    Cal spuckte ihr beinahe seinen Drink ins Gesicht. Meine Wangen brannten.
    »Gladdie, ich bin gerade sechzehn …«
    »Ich war gerade siebzehn, als ich deinen Großvater geheiratet habe, Gott hab ihn selig.«
    »Und wir haben uns gerade erst kennengelernt«, erklärte ich weiter.
    »Na ja, irgendwann muss man seinen Mann ja mal kennenlernen. Warum nicht heute Abend?«
    Inzwischen war ich schon so begeistert von Cal, dass mein Herz Gladdie nur zu gern Recht geben wollte. Zwischen Cal und mir gab es definitiv eine Verbindung. Und diewäre nie zu Stande gekommen, wenn ich mit Scotty hergekommen wäre, wie es alle gewollt hatten.
    »Jungejunge! Wirklich ein Prachtkerl!«, rief Gladdie. »Der haut mich echt vom Sockel.« Dann humpelte sie von dannen, nicht ohne Cal noch an den Hintern zu fassen und ordentlich zuzudrücken.
    Als Cal und ich ungefähr zehn Minuten später aufgehört hatten zu lachen, sagte er, »Und ich dachte schon, heute Abend komme ich bestimmt nicht zum Zug«, worauf wir noch mehr lachen mussten.
    Cal und ich amüsierten uns weiterhin auf alberne, überdrehte, Macarena-mäßige Art. So sehr, dass ich was Dummes tat, aber nicht ohne guten Grund. Cal brachte mir dauernd neue Champagnergläser, die ich immer auf irgendeinem Tisch abstellte, ins Waschbecken oder in die Blumen-Deko goss, anstatt sie zu trinken. Er allerdings dachte, ich hätte sie alle getrunken. In Wirklichkeit waren es nur zwei Gläser. Die hatten mich vielleicht

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