Erste Male
ein bisschen albern und schwindelig gemacht, aber ich tat so, als sei ich viiiel betrunkener, damit ich ausprobieren konnte, wie er küsste. Wenn die Vereinigung unserer Lippen eher von der Spinnenbeinsorte war, so wie mit Scotty in der Achten, dann konnte ich einfach so tun, als würde ich mich an nichts erinnern, falls er den ganzen Sommer über dauernd anrief.
Als der Hochzeitskuchen angeschnitten wurde und erwartungsgemäß aller Augen auf dem schönen Hochzeitspaar ruhten, sagte ich zu Cal, ich würde gern auf dem Golfplatz ein bisschen Luft schnappen. Cal, der tatsächlich so betrunken war, wie er sich benahm, hob die Daumen und sagte, »Bin dabei.«
Wir gingen nach draußen. Am Himmel leuchteten unzählige Sterne, in der feuchten Luft hing Rosenduft. Calhatte hier ein paarmal für seinen Vater den Caddy gemacht, erzählte er. Und dass er ein tolles Plätzchen wüsste. Er fing an zu laufen und rief, »Folge mir!« Aber in meiner Bananenschale und auf hohen Absätzen konnte ich weder weit noch schnell laufen, also bat ich ihn zu warten. Er kehrte um, nahm mich hoch und warf mich über die Schulter. »Leicht wie eine Feder«, sagte er. Ich quiekte wie eine blöde Tussi, ich konnte einfach nicht anders.
Cal trug mich ungefähr hundertfünfzig Meter weit bis zu einem Wasserloch, das wie ein natürlicher See gestaltet war. Verschwommene Sterne kräuselten sich im Wasser. Er zog sein Jackett aus und legte es auf den Rasen, damit ich mich draufsetzen konnte. Sitzen war aber in meinem Kleid nicht so einfach, also musste ich mich platt auf den Rücken legen. Cal ließ sich neben mich fallen und stützte sich auf den Ellbogen, sein Gesicht nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Ich schaute weiter in den Himmel. Auch von hier hörte ich noch den Bass der Band, der wie unregelmäßiger Herzschlag wummerte und pochte.
»Wunderschön hier draußen, oder?«, sagte ich schließlich.
Cal rückte noch näher. »Du bist wun-der-schön.«
Ich lachte und betrachtete den Großen Wagen. »Schönen Dank, Gladdie.«
»Meinich gans ernst, dubist wunderschön«, sagte er leise.
Ich kicherte und biss mir auf die Lippe. Was für eine Spannung. »Du musst so was nicht sagen.«
»Weißich«, flüsterte er.
Da endlich schaute ich ihn an, sah in seine Augen. Und wir brachen beide in Lachen aus. Schon wieder. Als wir uns beruhigt hatten, fragte Cal, »Wie sollich dichn küssn, wenn wir uns dauernd schlapplachn?«
Ich fand es gut, dass er es so offen ansprach. Also stemmte ich mich hoch, bis mein Gesicht auf seiner Höhe war. Dann schloss ich die Augen. Als Nächstes spürte ich seine Lippen auf meinen. Wir küssten uns.
Und mir lief davon kein kalter Schauer über den Rücken. Es gefiel mir. Sogar sehr gut, um ehrlich zu sein. Ich schmeckte den Whiskey auf seiner Zunge, spürte seinen warmen Atem an meiner Wange. Als unsere Münder wärmer und feuchter wurden, rollte er sich auf mich. Seine Hände in meinem Haar, in meinem Nacken, auf meinen Schultern, meinem Rücken, immer tiefer …
Und dann muss Cals »Hirn in der Hose« meine Leidenschaft gespürt haben. Plötzlich unterbrach er den Kuss und nuschelte mir was ins Ohr.
»Was?«, fragte ich nach.
»Ich hab n Kondom.«
»Was?!«
Cal lächelte mich bloß an.
»Hast du das wirklich gesagt?«
»Hm?«
»Dass du ein Kondom dabeihast? Dass wir es also tun können?«
»Ähmmmm …«
»Dass wir miteinander Sex haben können?«
»Ähhh …«
Ich schubste ihn weg und strich mir das Kleid glatt.
»Wir küssen uns einmal, und du glaubst, du kannst mit mir schlafen?«
»Ähm … ich dachte …«
Ich konnte es nicht fassen! Für wen hielt er sich eigentlich?
Oh Mann! Er wusste gar nichts über mich. Er wusstenicht, dass ich beim PSAT-Test über 1500 Punkte gemacht hatte. Dass ich den Kilometer in drei Minuten dreißig laufe. Dass ich zum Frühstück, Mittag und Abendessen Cap’n Crunch esse. Dass ich von »Modernen Filmklassikern« und The Real World nicht genug kriegen kann. Dass meine beste Freundin weggezogen war und ich alle anderen Menschen hasse. Dass ich erst vor kurzem einen Abstecher in die Welt des Verbrechens gewagt hatte.
Nichts davon wusste er. Nach seiner Einschätzung war ich bloß irgendeine Schlampe, die aus Gewohnheit mit wildfremden Typen auf Golfplätzen poppt.
»Du kennst mich doch überhaupt nicht!«, schrie ich.
Er strich mit den Fingerspitzen sanft über die Innenseite meines Armes.
»Ichweiß gnug über dich, umzu wissn, dasich viel mehr
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