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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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Stellefroh: Statt Hemd und Krawatte hatte ein beliebter Oldie sein Comeback.
    »Backstreet’s back?!«, fragte ich und zeigte auf die grinsenden Jungs auf seiner Brust.
    »Was?«
    »Heute ohne Schlips und Kragen?«
    »Klar«, sagte er. »Das ist bloß Show für die Schule.«
    Helga’s war schon weihnachtlich geschmückt, auf diese gut gemeinte und traurige Art wie viele Tankstellen, Diner und andere öffentliche Räume.
    »Künstliche Weihnachtsbäume machen mich total fertig«, sagte ich und zeigte auf ein schäbiges Exemplar, dessen Plastikäste wie Klobürsten aussahen.
    »Mich auch«, sagte er. »Noch schlimmer: künstliche Weihnachtsbäume mit Kunstschnee angesprüht.«
    »Genau!«, sagte ich. »Oder künstliche Xmas- Bäume mit Kunstschnee angesprüht.«
    »Oh Mann! Wie ich dieses Wort hasse«, sagte er. »Xmas.«
    Dann gingen wir die Liste von Dingen durch, die uns zur Weihnachtszeit ganz besonders deprimierten: Pop-Diven, die Weihnachtsklassiker mit ihrer angeberischen Vokalakrobatik versauten; Früchtebrot; Leute, die bloß ihren Namen in massenhaft vorproduzierte Weihnachtskarten schrieben; Heilsarmee-Weihnachtschöre; elektrisch bewegte Krippenfiguren …
    »Das wäre ein tolles Artikelthema gewesen«, sagte ich. »Schade, dass ich meinen nächsten schon abgegeben habe.«
    »Und worüber?«, fragte er.
    »›Rudolphs Rückkehr: die Rache des rotnasigen Rentiertrottels‹.«
    »Auch ein Klassiker«, sagte er und nickte zustimmend.
    Wir hörten auf zu quatschen, als Viola uns die Teller aufden Tisch knallte. Ich schüttete Ketchup drauf und haute rein.
    »Du isst ja«, sagte Marcus nach ein paar Minuten schweigendem Kauen.
    »Klar«, murmelte ich zwischen zwei Bissen Cheeseburger.
    »Die meisten Mädchen essen nichts.«
    Er tat es wieder. Erinnerte mich an die ganzen anderen Mädchen, die er vor mir hatte. Dann sollte ich ihn wohl mal dran erinnern, dass mir das total schnuppe war. Aber total.
    »Du musst es ja wissen«, sagte ich und steckte mir ein paar Pommes in den Mund. »Du bist ja schon mit den meisten Mädchen zusammen gewesen, stimmt’s?«
    »Mit den meisten«, sagte er mit verschlagenem Grinsen. »Aber nicht mit allen. Noch nicht.«
    Ich hatte kaum Zeit, diese vielsagenden Worte zu verdauen, ehe ich von einem gekreischten Ohmeingott! auf den Boden zurückgeholt wurde.
    Sara, Manda, Scotty und Burke waren gerade mit einem eiskalten Windstoß hereingeweht. Ich hatte selber Schuld. Ich hätte mir ja denken können, dass sie samstagabends herkommen würden. Auf keinen Fall würden Marcus und ich ungesehen hier rauskommen.
    »Was ist los?«, fragte Marcus.
    Ich zuckte mit dem Kopf in Richtung des Lärms.
    »Und wieso juckt dich das?«, fragte er weiter und lehnte sich zurück.
    Wieso juckte mich das? Juckte es mich? Wieso interessierte mich noch, was der Club der Ahnungslosen & Co. dachte?
    Ich schaute Marcus an. Er saß ganz still, die Hände ruhig auf dem Tisch gefaltet. Ein heiteres Lächeln auf den Lippen. Er tappte nicht mit dem Fuß, trommelte nicht mit den Fingern auf die Tischplatte oder ließ das Feuerzeug auf- und zuschnappen. Marcus war kein bisschen nervös und hektisch. Sondern so locker und entspannt, wie ich ihn seit seiner Drogenzeit nicht mehr gesehen hatte. Und dann fiel mir auf, dass ich den ganzen Abend in seiner Gegenwart auch nicht nervös gewesen war. Ich fühlte mich so wohl in meiner Haut wie seit, na ja, seit Hopes Umzug nicht mehr.
    Juckte es mich also, was diese Arschlöcher dachten? Nein. Sollen sie uns doch sehen. Ich – wir gehörten hierher.
    Schade, dass ich das Marcus nicht mehr sagen konnte.
    »OHMEINGOTT!«, schrie Sara so laut, dass ich schon fürchtete, die Spiegel im Foyer würden zerspringen. »Guckt mal, wer da sitzt! Das Klassenhirn und Krispy Kreme!«
    Alle Köpfe drehten sich in unsere Richtung. Vier Augenpaare ruhten auf uns.
    »Ich glaub ja immer noch, dass sie Lesbe ist«, sagte Burke.
    »Also bitte «, sagte Manda. »Sie hat einfach keine Lust mehr, die letzte Jungfrau der Schule zu sein.«
    »Ach du Scheiße.« Mehr hatte Scotty nicht zu sagen.
    Nach einer Pause, die mir vorkam wie zweimal lebenslänglich plus fünfundzwanzig Jahre, sagte Sara schließlich: »Ohmeingott! Vielleicht müssen wir einen doppelten Drogentest machen.«
    Ihre Worte trafen mich wie ein Stromschlag.
    Meine nächste Erinnerung sind eine Million Marcusse, die eine Million Ichs durchs Foyer und aus der Tür führten, hinaus in die Kälte.
    Als wir im Auto saßen, versuchte

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