Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
die Dreiecke auf meinem Quilt nach.
    »Wenn wir uns so ähnlich sind, wieso können wir dann über nichts als Laufen sprechen? Ansonsten reden wir kein Wort miteinander.«
    »Er hat das Gefühl, das ist euer gemeinsames Ding«, sagte sie. »Auf diese Weise versucht er mit dir Kontakt aufzunehmen.«
    »Aber er setzt mich immer so unter Druck! So sehr, dass ich anfange, ihn und den Sport zu hassen, und gar nicht mehr laufen will.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Versuch einfach mal dran zu denken: Wenn er mit dir übers Laufen redet, dann weil er dich liebt, nicht weil er dich quälen will.«
    Ganz tief im Inneren war mir das schon klar. Aber manche Dinge sind leichter gesagt als getan.
    »Danke, dass du mir deine Artikel gezeigt hast«, sagte Mom und stand auf. »Das war das tollste Geburtstagsgeschenk, das ich je gekriegt habe.«
    SECHSUNDZWANZIGSTER
    Heute Abend rief Hope an, heulend, schluchzend, halb erstickt.
    Heath wäre heute zwanzig geworden.
    Was sie am meisten fertigmachte: Ihr neues Privatschulleben beschäftigte sie so, dass sie den Geburtstag ihres Bruder schlicht vergessen hatte, bis ihre Eltern anriefen und fragten, wie es ihr denn an diesem traurigen Tag ging.
    »Wie konnte ich mein Leben einfach so weiterlaufen lassen?«, fragte sie mich. »Wie konnte ich nur?«
    Ich stellte mir stumm die gleiche Frage. Wie konnte ich nur?
    Ja. Wie kann ich nur mit Marcus sprechen, der doch indirekt für den Tod des Bruders meiner besten Freundin mitverantwortlich ist und dem das alles so egal ist, dass er das Thema noch nicht einmal angeschnitten hat? Sich nie entschuldigt, nie Trauer oder Reue oder sonst was gezeigt hat?
    Und beinahe wäre ich gestern Nacht schwach geworden und hätte ihn angerufen.
    Wie konnte ich nur?
    DREISSIGSTER
    »Jetzt habe ich seit einer Woche nichts von dir gehört. Was ist los?«
    Marcus hatte mir vor dem Geschichtsunterricht auf die Schulter getippt. Am Hals, direkt über dem Hemdkragen, prangte eine schwache, aber frische Spur Lippenstift von Mia. So ein matter Ton, der auf seiner immer noch gebräunten Haut nicht besonders auffiel, aber trotzdem deutlich sichtbar war.
    »Nichts ist los. Ich habe einfach nicht angerufen, das ist alles.«
    In Wahrheit hatte ich mein Marcus-Moratorium schon aufheben wollen, bevor es richtig angefangen hatte. Aber das schlechte Gewissen wegen unserer mitternächtlichen Telefonate siegte schließlich über das Schlafbedürfnis. Außerdem wollte ich einfach keine Details über den Homecoming-Ball hören. Ich fühlte mich schon wie eine Hälfte seiner vollkommenen Frau: Mia war der Körper, ich war der Geist. Wenn ich ihn zusammen mit Mia sah, erinnerten mich die beiden an die Twin Towers. Und ich war irgendein unbedeutender Bürgersteig.
    »Aha«, sagte er. »Heißt das, du willst, dass ich dich anrufe?«
    Wollte ich, dass er mich anruft? Wollte ich, dass er mich anruft?
    Ja. Nein. Ja?
    »Brauchst nicht zu antworten«, sagte er. »Ich weiß jedenfalls, dass ich dich anrufen will. Also werde ich anrufen. Und wenn du mit mir reden willst, dann reden wir. Wenn nicht, kannst du auflegen.«
    Er streckte die Hand aus. »Abgemacht?«
    Ich zögerte. Er griff nach meiner. Wir schüttelten einander die Hände – Hautkontakt. Ja.
    Und dann fuhr mir ein Blitzstrahl direkt zwischen die Beine. Ka-WUUUMM!

2. DEZEMBER
    Hope,
    diesen Monat brauchen wir keine Tabellen.
    Bridget und ich reden wieder miteinander. Manda und Sara auch, wahrscheinlich, weil Bridget und ich wieder miteinander reden. Wie unglaublich öde.
    Ohne Burke ist Bridget gar nicht mehr so hirnlos. Die Trennung hat zu einer Art Verwandlung geführt. Bridget ist tatsächlich bei den Cheerleadern ausgestiegen und spricht fürs Schultheater vor. Sie will es ernsthaft mit Schauspielern versuchen. Go, Bridget, go! Meine ich ganz ehrlich.
    Wenn ich mir doch mal einen Freund angeln könnte, um mit ihm Schluss zu machen, dann könnte ich mein Leben auch total verändern …
    Kleiner Scherz.
    Das ganze Geschreibsel bisher ist sowieso bloß ein Ablenkungsmanöver, weil mir die ganze Zeit was anderes durch den Kopf geht.
    Könntest Du wirklich Neujahr herkommen?
    Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, um den beschissenen letzten Jahreswechsel wiedergutzumachen.
    Aber eins ist mir wichtig: Sag nichts, wenn Du nicht ganz sicher bist. Ich glaube, so viel Vorfreude und Enttäuschung würde ich nicht noch mal packen. Ich weiß, es war nicht Deine Schuld, dass wir den Sommerbesuch canceln mussten. Ich werfe es Dir auch gar

Weitere Kostenlose Bücher