Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
überzeugt davon, obwohl ich ihn kaum kannte.«
    Ich hörte Marcus an seiner Zigarette ziehen. Ich stellte mir vor, wie die orange Glut größer und heller wurde, wie Marcus die Augen schloss und die Luft anhielt.
    »Es gibt natürlich eine Erklärung«, sagte ich. »In Psycho habe ich gelernt, dass die Sinnesrezeptoren manchmal ihre Eindrücke direkt an die Amygdala senden, wo die emotionalen Reaktionen gesteuert werden, vorbei am Hypothalamus, der die Informationen fürs Gehirn verarbeitet und weiterleitet.«
    Nachdenkliches Schweigen.
    »Ich will gar nicht so tun, als würde ich verstehen, was du da erzählst«, sagte er dann. »Aber im Grunde machst du Biologie für deine Liebe verantwortlich.«
    »Biologie«, wiederholte ich und stellte mir einen dünnen Rauchfaden vor, der sich zur Decke, zum Himmel kräuselte.
    »Interessant …«
    »Was?«
    »Ich überlege nur gerade, welches Fach du dafür verantwortlich machst, dass wir uns jede Nacht unterhalten.«
    Über die Antwort bin ich mir immer noch nicht ganz sicher. Wahrscheinlich Chemie.
    Oh Mann. Ich fasse es nicht, dass ich das gerade geschrieben habe.
    NEUNTER
    Heute Abend rief Marcus an und sagte: »Lass uns was unternehmen.«
    Wir reden jetzt seit zwei Monaten miteinander. Und noch nie haben wir irgendwas »unternommen«. Marcus hat mich überhaupt noch nie samstagabends angerufen. Die Abmachung war: Mitternacht wochentags gehörte mir. Das Wochenende gehörte Mia.
    »Wo ist denn Mia?«, fragte ich.
    »Mia?«
    »Ja, das Mädchen, mit dem du immer in der Schule rummachst.«
    »Ach die .« Ich wusste, er alberte bloß rum, aber es klang ernst. »Mia ist in Philadelphia, ihre Großmutter hat Geburtstag.«
    »Ach.«
    »Und da dachte ich mir, ich habe nichts vor, also kann ich dich doch mal fragen, ob du was mit mir unternehmen willst? Vielleicht zu Helga’s Diner gehen?«
    Meine Zunge schwoll auf milliardenfache Größe an. Glaube ich jedenfalls, weil ich plötzlich nicht mehr atmen, geschweige denn sprechen konnte.
    »Darlene, bist du noch dran?«
    Ich musste einfach cool bleiben. Ich musste seine sexfreie Bekannte sein, der es gar nichts ausmachte, dass er sie fragte, ob sie am Samstagabend was unternehmen wollten. So dicht an einem Date war ich zuletzt, äh – überhaupt noch nie. Ich musste einfach einen Witz draus machen. Sonst …
    »Der schäbige Trostpreis – das bin also ich. Die du triffst, wenn dir nichts Besseres einfällt.«
    »Aber nein, Jessica«, lachte er. »Du bist der schäbige Hauptgewinn.«
    Hat man schon wahrere Worte gehört?
    Ich seufzte und sagte, ich sei in einer Viertelstunde fertig.
    Sechzehn Minuten später brausten wir im Cadillac über die Route 9. Erstaunlicherweise war ich nicht nervös. Der Caddy war genau im gleichen Zustand wie das letzte Mal, als ich dringesessen hatte. Nur kein ROJA. Dass er für mich nicht extra aufgeräumt hatte, bestätigte nur, dass es keine große Sache war. Bloß zwei gute Freunde, die samstagabendszum Diner fahren. Das Radio war kaputt, also schob Marcus Barry Manilow ins Tapedeck. Der Regen trommelte aufs Dach, die Lautstärke war bis zum Anschlag aufgedreht:
    When will our eyes meet?
    When can I touch you?
    »Den Song kenne ich!«, rief ich über das anschwellende Orchester. »Meine Mutter hört ihn immer beim Putzen.«
    »Wusstest du, dass der Rolling Stone ihn den ›Showman unserer Generation‹ genannt hat?«
    Das wusste ich tatsächlich. Das sagt Mom immer, wenn ich mich darüber beschwere, dass sie Manilow auflegt. Aber dass Marcus das wusste, fand ich total abgedreht. Ich meine, wie viele siebzehnjährige Typen wissen schon, dass Barry Manilow der Showman unserer Generation ist?
    Zum Glück waren wir bei Helga’s Diner, ehe ich länger im Geiste darauf herumreiten konnte.
    Marcus sprang aus dem Wagen und machte nicht mal Anstalten, mir die Tür aufzumachen. Gut. Wieder eine kleine Erinnerung daran, dass dies kein Date war.
    Wir gingen ins Foyer. Bamm! Überall Spiegel. Eine Million Mal Marcus und ich, und alle erinnerten mich daran, dass wir es wirklich taten. Wir gingen in aller Öffentlichkeit am Samstagabend aus – miteinander.
    »Raucher oder Nichtraucher«, knurrte Viola, unsere Kellnerin. Dafür, dass sie mir nur bis zum Kinn ging, jagte sie mir ganz schön Angst ein.
    »Nichtraucher«, sagte ich, ehe Marcus antworten konnte.
    Nichtraucher. Nicht-Date, dachte ich mir.
    Wir rutschten in unsere Sitzecke. Er zog seine wollene Cabanjacke aus, und sein Outfit machte mich auf der

Weitere Kostenlose Bücher