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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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was sie wollte.
    Okay, fast alles.
    Denn es gab natürlich Dinge, die man mit Geld nicht erreichen konnte. Freilich vermisste sie Michael noch. Auch wenn sie sich einredete, dass sie ihn verabscheute, was auf gewisse Weise sogar der Wahrheit entsprach. Leider blieb es nicht dabei. Selbstverständlich forderte sie ihn heraus. Ja.
    Und sie reagierte umfassend auf ihn. Ja.
    Tatsächlich unternahm er den äußerst lahmen Versuch, es ihr mit gleicher Münze heimzuzahlen. Ja.
    Interessant: ohhh, ja!
    Sehr sogar, um ehrlich zu sein. Auch ja.
    Aber genau das stellte leider nicht unbedingt ihr Ziel dar. Denn was sie im Grunde wollte, nämlich ihren Freund zurück, bekam sie nicht. Und da konnte sie sich noch so oft einreden, dass es ihr egal war, dass er ihr gestohlen bleiben konnte, dass er den Tag bereuen würde, an dem er ihre Freundschaft wegen seiner dämlichen Bedürfnisse aufgegeben hatte. An einer äußerst miesen Tatsache änderte es nichts:. Michael fehlte ihr.
    Dass der in Sachen Frauen nichts anbrennen ließ, hatte Stevie bereits seit Langem gewusst.
    In dieser Hinsicht hatte er sich nämlich keineswegs verändert. Seit Monaten kochte die Gerüchteküche einmal mehr über. Wurde jedoch vor einiger Zeit noch wöchentlich über neue Affären berichtet, hatte sich die Lage inzwischen dramatisch gewandelt. Jetzt dichtete man ihm eine ernsthafte Beziehung an, obwohl Stevie wusste, dass der Kerl dazu überhaupt nicht in der Lage war. Dennoch versetzten sie die Spekulationen der Boulevardgazetten zunehmend in rasende Wut. Denn immer fiel Renatas Name in diesem Zusammenhang. Man hatte die beiden in Bars und den einschlägigen Szeneklubs gesichtet. Stevie hatte die Fotos gesehen und hasste ihn dafür umso mehr. Typisch für Michael, sich am Ende doch noch an diese unterbelichtete Ziege heranzumachen.
    Irrte sie sich, oder hatte er ihr nicht erzählt, er habe nichts mit ihr am Laufen und auch nicht die Absicht, das jemals zu ändern?
    Verrat!
    Auch wenn Renata garantiert nicht die Einzige war und er bestimmt kein gemeinsames Leben mit der Schreckschraube plante, diesbezüglich konnten die Zeitungen berichten, was sie wollten. Wenn es um die erstaunliche Fantasie von Reportern ging, kannte Stevie sich bestens aus. Besonders im Sommerloch waren die verdammt einfallsreich, um das gelangweilte Publikum zu unterhalten, das nicht gerade in der Südsee weilte. Eines jedoch blieb und war nicht den nervenden Journalisten zuzuschreiben:
    Tagsüber flirtete Michael mit ihr, ohne etwas anbrennen zu lassen, und nachts hurte er wie eh und je fröhlich in der Gegend umher. Was für ein ekelhafter Idiot!
    Mrs. Grace fühlte sich deutlich besser. Auch wenn sie die Sucht noch lange nicht überwunden hatte, wahrscheinlich würde sie das nie, sah Stevie, dass es mit ihr bergauf ging. Mit einem Mal schien sie wieder neuen Lebensmut gefasst zu haben.
    Jeden Samstag besuchte Stevie ihre Mom. Schon, um die einsamen Stunden auszufüllen, die das Wochenende noch immer für sie bereithielt. Mittlerweile begrüßte Vanessa ihre Tochter mit jenem warmen Lächeln, das Stevie so viele Monate vermissen musste. Mit ihrem Aufenthalt in der Klinik schien sie sich auch endlich abgefunden zu haben. Zeitweilig fühlte sie sich dort sogar wohl, scherzte mit den Schwestern und anderen Patienten, hatte deutlich zugenommen und wirkte wach und konzentriert. Überhaupt war Stevie sehr angenehm über die Betreuung in der Klinik überrascht. Dennoch empfand sie grenzenlose Erleichterung, als man ihr mitteilte, dass ihre Mutter möglicherweise Ende August entlassen werden konnte. Somit war Stevie nämlich nicht länger zur Einsamkeit verdonnert.
    Bis vor Kurzem wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie ihre Mom einmal so freudig zurück begrüßen würde. Doch die endlosen Stunden in dem leeren Appartement zermürbten Stevie. Keinem Buch gelang es lange, sie abzulenken und das Fernsehen hatte sie längst aufgegeben. Die ewigen Liebesfilme schlugen ihr noch zusätzlich aufs Gemüt. Ihre Cognacflasche hatte sie weit nach hinten in den Schrank verbannt, nachdem ihr aufging, dass sie verdammt häufig große Mengen davon in sich hineinkippte. Offenbar fand sie allein keinen Sinn im Leben und dafür verfluchte sie sich zunehmend. Allein bedeutete hierbei nämlich ausschließlich: ohne ihn. Aber so sehr sie auch versuchte, irgendetwas an diesem haltlosen Zustand zu ändern, es funktionierte einfach nicht. Die Wochenenden wurden mit jedem neuen, das sie bewältigen musste,

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