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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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zurück und irgendwann schloss er seufzend die Lider.
    Mist!
    Ja, so konnte man es nennen. Er hatte sich in den größten Mist hineinmanövriert. Dumm! So etwas sah ihm nämlich überhaupt nicht ähnlich.
    Und damit war es nicht getan mit den unerfreulichen Erkenntnissen, denn nach einer Weile kam Michael die Nächste:
    Von wegen Taktikwechsel. Auch so eine verdammte Selbsttäuschung. In Wahrheit hatte er nichts anderes getan, als zum ersten Mal in seinem gesamten Leben den Versuch zu unternehmen, sich eine Frau zu kaufen. Und offenbar war er bei dieser jämmerlichen Aktion an die denkbar Falsche geraten.
    An diesem Freitagabend ging Michael nicht wie üblich aus.
    Im Rückblick auf die jüngsten Ereignisse erschien es ihm unangebracht. Erst am Samstag fühlte er sich dazu in der Lage. Wie immer musste er nicht lange suchen, um eine geeignete und interessierte Frau aufzutun. Nina, eine junge russische Emigrantin, liebte es, nackt vor ihm zu tanzen und küsste wie der Teufel. Den gesamten Sonntag verbrachte er mit ihr, was nicht seinem gängigen Standard entsprach. Fragen stellte sie keine, meistens betrachtete sie ihn lächelnd, weil sie ohnehin nur jedes dritte seiner Worte verstand. Der Sex mit ihr ließ vermuten, dass demnächst der Weltuntergang ins Haus stand. Scheinbar unersättlich, verlangte Michael ständig nach mehr und gab sich nie zufrieden. Und als er am frühen Montagmorgen endlich nach Hause fuhr, fühlte er sich so gut, wie seit Langem nicht mehr. Anstatt schlafen zu gehen, begab er sich mit einem Kaffee bewaffnet sofort in sein Büro.
    Während er den heißen Muntermacher hinunterstürzte, lag sein Blick auf dem verwaisten Stuhl im Nebenraum. Gut, die Geschichte war gründlich daneben gegangen, Lektion daraus fraglos angekommen, fertig! Dann eben keine Stephanie – große, sehnsüchtige Augen – Grace. Davon ging mit Sicherheit nicht die Welt unter. Wenigstens nicht, solange auf ihr nackt tanzende russische Emigrantinnen wandelten.
    Um zehn vor acht leerte er seine dritte Tasse und fühlte sich so frisch und ausgeruht, als lägen zehn Stunden Schlaf hinter ihm.
    Fünf vor acht spürte Michael leichte Nervosität in sich aufsteigen, die er mit einem verächtlichen Schnauben beiseiteschob.
    Es war doch überhaupt nichts passiert, verdammt!
    Um acht Uhr konzentrierte er sich mit Gewalt auf das Plädoyer, das er am kommenden Morgen halten würde.
    Fünf nach acht ähnelte sein Gesicht einer versteinerten Maske, mit der er unverwandt den immer noch leeren Stuhl im Nachbarzimmer fixierte. Auf dem hätte nämlich bereits seit fünf Minuten eine ernste und in sich gekehrte Stephanie Rühr-mich-nicht-an Grace sitzen müssen.
    Tat sie nur nicht.
    Um zehn nach acht begriff auch Michael endlich, dass er in der Klemme saß. Nach weiteren fünf Minuten Bedenkzeit wählte er eine Telefonnummer, die er ausschließlich in absoluten Notfällen kontaktierte. Und selbst dann kostete es ihn jede Menge Überwindung. Es handelte sich um einen Handyanschluss.
    »Ich benötige deine Hilfe!«
    * * *

iss Grace?«
    Eine unbekannte Stimme. Kein Grund für Stevie, ihre Lider zu bemühen. Die besaßen nämlich das ungefähre Gewicht einer Tonne. Sie wollte schlafen.
    Das sah die Stimme aber anders, denn die nervte munter weiter: »Miss Grace, können Sie mich verstehen?« Unvermittelt wurde der Ton ziemlich giftig. »Nun stehen Sie nicht so dämlich herum, sondern rufen Sie einen Krankenwagen!«
    »Äh … Ja ... Äh, wenn Sie meinen ... Miss ...?«
    »Rogers!«
    Die zweite Stimme gehörte ihrer Vermieterin, Mrs. McDonald, soviel konnte Stevie einordnen, es interessierte sie jedoch nicht sonderlich. Doch das Wort Krankenwagen hatte sie alarmiert. Soeben befand sie sich auf der verzweifelten Suche nach ihrer eigenen Stimme. Irgendwo zwischen den wahnsinnigen Kopfschmerzen musste sie sein! Stevie versuchte es mit einem Räuspern. Es kam, wenn auch leise.
    »Nein ...«
    Eine angenehm kühle Hand legte sich auf ihre Stirn. »Miss Grace?« Aha, erneut die Fremdstimme. »Mein Name ist Diana Rogers. Sie sind krank, wir müssen Sie ins Krankenhaus bringen.«
    »Nein!«, wisperte Stevie und versuchte, so etwas wie Autorität in ihre Stimme zu legen. Ob es ihr gelang, blieb fragwürdig. Das Denken fiel so unendlich schwer und schien ihrem Kopf den Rest zu geben. Eines wusste sie jedoch selbst jetzt: Einen Krankenhausaufenthalt konnte sie nicht bezahlen.
    »Miss Grace ...«
    »Nein!«
    Ein Seufzen.
    »Okay vergessen Sie das mit dem

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