Erstens kommt es anders ... (German Edition)
Zweimeterradius bekam eine beachtliche Ladung ab. Wütend fuhr die Brünette zu ihr herum. »Ganz genau!« Derzeit wirkte sie etwas unzurechnungsfähig, weshalb Stevie kurzfristig entschied, besser erst einmal den Mund zu halten und angestrengt zu lauschen.
»Dies ist kein Spiel! Ich dachte, du hättest das begriffen und habe dir die Einzelheiten erspart. Mein Fehler!« Diana holte tief Luft und plötzlich klang sie geschäftsmäßig. »Als ich dich fand, warst du halb tot. Du bist schwer krank. Du kannst nicht einfach aufstehen und losrennen! An Arbeit ist momentan nicht zu denken! Besser, du siehst das endlich ein!«
Betont langsam verschränkte Stevie die Arme und schüttelte entschieden den Kopf. »Du verstehst das nicht! Ich muss!«
»Aber das kannst du nicht!« Mit jedem Wort wurde Diana lauter und Stevie stand ihr in nichts nach. Längst war es komplett um ihre Fassung geschehen. »Wenn ich nicht arbeite, verdiene ich kein Geld, verstehst du das denn nicht?«
Diana erstarrte, dann seufzte sie und setzte sich neben Stevies Bett. »Erzähl!«
Es kostete sie einige Überwindung, doch einmal Stevie begonnen, fühlte es sich wie ein Befreiungsschlag an.
Nein, sie berichtete nicht von allem, ließ ihren früheren Reichtum außen vor, auch Vanessas Tablettensucht. Alles andere beichtete sie jedoch. Dass sie eine Familie zu ernähren hatte, von Bianca, der Highschool, dem sich bedrohlich nähernden Studium, dem benzinfressenden Ungeheuer … Und als sie fertig war, fühlte sie sich tatsächlich ein wenig besser.
»Was für ein Vehikel fährt deine Bianca denn da?«, erkundigte Diana sich nach einer Weile beiläufig.
Müde schloss Stevie die Augen. »Ein uralter Dodge. Ich konnte ihn billig abschießen und dachte, es wäre in Ordnung. Aber ...«
»Ich verstehe ...«, nickte ihre Krankenpflegerin eilig.
Stevie legte den Kopf zur Seite und musterte sie nachdenklich. »Warum tust du das eigentlich für mich, Diana?«
Die hob die Schultern. »Weil Michael mich darum bat, weil es notwendig ist und weil ich dich mag.« Grüblerisch blickte sie aus dem kleinen Fenster. »Er ist ein Idiot. Aber dein Gehalt bezahlt er, auch wenn du krank bist. Gleiches gilt für die Arztrechnung. Mein Bruder ist nämlich ein durchaus sozialer Idiot, weißt du?« Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu. »Sollte er auf die Idee kommen, etwas anderes zu tun, bringe ich ihn um.«
Bald stellte sich heraus, dass Diana Rogers nicht zu Übertreibungen neigte. Das Gehalt ging ohne Unterbrechung auf Stevies Konto ein, und die hochgewachsene Brünette mit der Tendenz zur Bevormundung sorgte dafür, dass Vanessa und Bianca es erhielten. Auch der Arzt behelligte Stevie nie mit irgendeiner Rechnung. Nur leider ging es der deshalb auch nicht unbedingt besser. Almosen waren inakzeptabel. Es galt, so schnell wie möglich auf die Beine zu kommen und wieder zu arbeiten. Dringend! Alles andere konnte sie vor sich selbst nicht vertreten.
* * *
F ür Michael existierte genau ein Mensch, den er über (fast) alle Begebenheiten in seinem Leben informierte. Einschließlich jener belanglosen Episode mit einer gewissen Bianca, die einen gewissen, grausam verunzierten Dodge besaß und ausschließlich des Reinfalls mit dem gekauften Appartement in der Innenstadt. Welches derzeit übrigens verwaist und ohne echten Nutzen vor sich hin bestand und sinnlos Geld fraß.
Seine Schwester Diana.
Bereits als kleines Mädchen hatte die sein wandelndes Tagebuch gemimt und diesen Status bis heute beibehalten. Verschwiegen wie ein Grab, hatte sie sein Vertrauen noch nie missbraucht und immer ein offenes Ohr gehabt. Besonders dann, wenn selbst Michael ab und an jemanden zum Reden brauchte. Das war gut.
Weniger gut, dafür total nervend, gestaltete sich, dass Diana sich ständig bemüßigt sah, ihm ihre Ansichten mitzuteilen. Zumal die meistens entgegengesetzt zu seinen ausfielen.
Nach Meinung seiner Schwester handelte es sich bei Michael Rogers um einen unfähigen Idioten, dem es nicht gelang, sein Leben in Ordnung zu bringen. Seltsam, man konnte nämlich auch nicht behaupten, dass Diana den allgemeinen Richtlinien für eine erfolgreiche Lebensführung folgte.
Mit dreiunddreißig pflegte sie seit über zwölf Jahren ihre Dauerbeziehung zu Marcel und schien nicht die geringste Lust zu verspüren, diese jemals in eine Ehe umzuwandeln. Sehr zu Alicia Rogers Freude. Michaels Mom betrachtete diese Liaison nämlich als reine Zeitverschwendung.
Seit Jahren durfte sich deren
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