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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Sohn in schöner Regelmäßigkeit das Gejammer seiner Mutter anhören. Immer dann, wenn das Thema auf seine Schwester kam und die mal wieder durch Abwesenheit glänzte.
    Wann würde dieses Mädchen endlich zur Vernunft kommen?
    Was wusste er denn?
    Ob er nicht einmal mit ihr sprechen könnte, als großer Bruder?
    Ha! Seine alte Dame meinte, Diana würde auf ihn hören? Bullshit! Schließlich handelte es sich bei ihm um einen lebensuntüchtigen Idioten!
    Diana habe Besseres verdient, als einen Gas-Wasser-Installateur aus der Unterschicht!
    Das sahen Diana und Michael ganz anders. Er mochte Marcel und dessen geradlinige und zuverlässige Art. Zwei Attribute, die seiner Ansicht nach viel wert waren. Außerdem ließ Diana sich von niemandem ihre Art der Lebensführung vorschreiben. Interessanterweise wurde sie jedoch nie müde, Michael in dessen Privatleben hineinzureden. Und das nervte ihn ein wenig.
    Allerdings schuldete er ihr neuerdings etwas, und zwar keine Kleinigkeit. Allein deshalb ließ er ihre Tirade über sich ergehen. Seit über drei Wochen bekam er seine Schwester nur noch sporadisch zu Gesicht. Die schien nämlich einen Narren an Stephanie gefressen zu haben und ging bei der aus und ein. Ach? Wie das denn? Konnte er überhaupt nicht verstehen!
    »Meningitis, Michael!«
    Sein entnervter Blick traf sie von der Seite. »Du wirst es nicht glauben, Diana, aber das ist mir nicht entgangen! Spätestens die vier riesigen Tabletten täglich sorgen zuverlässig dafür!« Diana, Michael und auch Mrs. McDonald waren nach Dr. Burns vernichtender Diagnose zu einer prophylaktischen Behandlung mit Antibiotika verdonnert worden.
    »Das meinte ich nicht! Wie kannst du tatenlos zusehen, wenn es ihr so schlecht geht!«
    Natürlich! »Was soll das?«, polterte er los. »Ich habe absolut nichts damit zu tun! Das war Pech!«
    Diana schnaubte. »Du willst mir erzählen, dass dir nicht aufgefallen ist, wie dünn sie ist?«
    Das trieb Michael nur weiter an den Rand der Tobsucht. »Verdammt! Hast du diese ekelhafte Bluse gesehen? Die kaschiert so einiges! Wie hätte ich ahnen sollen, dass Stephanie ...« Anstatt fortzufahren, lehnte er entnervt den Kopf zurück und schloss die Lider. »Themenwechsel!«
    Was Diana selbstverständlich völlig anders sah. Auf den geplanten Barbesuch schien sie auch keinen gesteigerten Wert mehr zu legen. Stattdessen brachte sie ihren Wagen mittels Vollbremsung zum Stehen und Michael schlug entgeistert und total ungeplant doch die Augen auf. »Was ist los?«
    »Erzähl!«
    »Da gibt es nichts zu erzählen!«
    »Du spinnst! Rede endlich!«
    Genau deshalb ging das jüngere der beiden Rogers Kinder ihm häufig derart auf die Nerven! Nie respektierte sie, wenn er einmal nicht reden wollte.
    »Also, nehmen wir mal die Fakten ...« Zu einer von Dianas ärgerlichsten Angewohnheiten gehörte, ihre sogenannten Fakten an den Fingern abzuzählen. Michael stöhnte. »Erst ziehst du die dämliche Nummer neulich Abend vor dem Büro ab ...« Ihr bedeutungsvoller Blick ließ ihn lauter aufstöhnen. »... als Nächstes schickst du mich zu Stevie, als sie nicht zur Arbeit erscheint ...«
    »Zu wem?«
    Unwirsch schüttelte sie den Kopf. »Du kannst mich schlagen, aber wenn Berta krank wurde, musste ich nie nach ihr sehen.«
    Dazu sagte Michael besser nichts.
    »... du nennst sie beim Vornamen ...«
    »Blödsinn!«
    »Demnach leide ich wohl anscheinend neuerdings unter einem Hörschaden!«
    »Anscheinend!«
    Einen Moment herrschte Schweigen, dann stöhnte zur Abwechslung Diana. »Oh, nein! Sag, dass das nicht wahr ist!«
    Sinnlos, ihr etwas zu erklären, sie hörte ohnehin nicht zu. Stand ihre Meinung einmal fest, ließ sie sich nicht so leicht davon abbringen. Nach einer Weile wurde ihm jedoch das fassungslose und reichlich dümmlich wirkende Starren zu bunt. »Können wir jetzt fahren, oder was?«
    Ihre Augen wurden schmal. »Sicher. Aber ich an deiner Stelle würde Stevie wenigstens mal einen Krankenbesuch abstatten. Das gehört sich nämlich, weißt du?«
    Stevie.
    Miss Grace schlief, als Michael sich an ihr Bett setzte.
    Seit diesem dummen Freitag vor über drei Wochen hatten sie sich nicht gesehen, weshalb das Folgende garantiert nicht ohne die eine oder andere Peinlichkeit ablaufen würde. Doch der Anstand gebot es wohl tatsächlich, sich bei Stephanie sehen zu lassen.
    Wenigstens einmal.
    Also saß er artig an ihrem Bett, ignorierte die lauernden Blicke seiner Schwester und hoffte, das Mädchen würde einfach

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