Erstens kommt es anders ... (German Edition)
»Heute noch!« Das kam bereits aus dem hinteren Teil seines Arbeitszimmers und klang bedeutend übler. Nur um dem ‚drohend‘, das eigentlich besser zu seinem Ton gepasst hätte, wenigstens gedanklich aus dem Weg zu gehen. Auf wackligen Knien durchquerte Stevie das Vorzimmer und erstarrte, sobald sie Einblick in den Nachbarraum erhielt.
Erst jetzt erkannte sie, dass sich Michael – der soeben hinter seinem Schreibtisch Platz nahm – nicht allein im Raum befand.
Und nun litt sie tatsächlich unter Übelkeit.
* * *
it einer knappen Handbewegung deutete Michael zum einzig verbliebenen freien Stuhl und Stevie setzte sich, ohne die geringste Ahnung, was diese Versammlung bedeuten sollte.
Der Verschwörer räusperte sich. »Ich würde vorschlagen, du übernimmst das selbst.« Mit verschränkten Armen und undurchdringlichem Blick lehnte er sich zurück.
Du Nummer eins wandte sich lächelnd an Stevie. »Ich hoffe, Ihr Wochenende verlief angenehm, Miss Grace.«
»Danke, ausgezeichnet.« Ratlos blickte sie zu Michael, doch der verzog keine Miene.
»Das freut mich außerordentlich ...« Auch ihr Gesprächspartner räusperte sich – die Ähnlichkeit kam wohl nicht überraschend. »Der Grund für diesen kleinen Überfall ist eine Angelegenheit leicht delikater Natur.«
Erneut huschte ihr Blick in Michaels Richtung – der zeigte nicht die geringste Reaktion, im Gegenteil, mittlerweile wirkte er etwas gelangweilt und sah dann und wann für einen flüchtigen Moment aus dem Fenster.
Fein!
»Ihnen ist möglicherweise nicht bekannt, dass meine Tochter Diana ...«, Stevie sah zu der breit grinsenden Brünetten, die sie seit ihrem Eintreten nicht aus den Augen gelassen hatte, »... und ich die Schirmherrschaft über eine von mir vor Jahren ins Leben gerufene Stiftung innehaben. Wir unterstützen an Krebs erkrankte Kinder und deren Familien.«
Ratlos nickte Stevie.
»Inzwischen können wir durchaus den einen oder anderen internationalen Erfolg vorweisen. Es gelang uns, für unser Projekt einige äußerst prominente Paten zu gewinnen. Unsere zahlreichen Gönner verteilen sich über den gesamten Erdball.«
»Das ist ein bemerkenswerter Erfolg, Dr. Rogers. Ich freue mich für Sie und Ihre Schutzbefohlenen.«
Der schien begeistert und ignorierte ihr gequältes Lächeln. »Da bin ich ganz Ihrer Meinung!« Schlagartig verdüsterte sich seine Miene, was den Eindruck, sie befände sich inmitten einer schlechten Dramenvorführung, noch einmal verstärkte. »Allerdings hat sich in den letzten Monaten eine etwas unangenehme Situation ergeben. Bisher kümmerten sich ausschließlich Diana und ich um die Belange der bürokratischen Aspekte, die eine solche Institution zwangsläufig mit sich bringt. Leider bin ich nicht mehr der Jüngste. Meine Gattin reagiert neuerdings höchst ungehalten, wenn ich über zwei Stunden täglich im Büro zubringe und Diana ist mit ihrem eigenen Unternehmen durchaus ausgelastet.«
»Ich verstehe ...« Oh, und wie sie verstand! Diesmal erfolgte ein recht bissiger Blick in Michaels Richtung. Der sah nur seinen Vater, wenn er nicht mal wieder den Vorgängen vor dem Fenster Beachtung schenkte.
Mistkerl!
Victor Rogers wirkte immer noch ein wenig niedergeschlagen. »Das freut mich außerordentlich, Miss Grace, überrascht mich jedoch keineswegs. Mein Sohn wird nicht müde, zu betonen, wie zufrieden er mit Ihnen ist.«
Diesmal wurde Michael mit zwei spöttischen Blicken beehrt. Sowohl den aus blauen, als auch den aus braunen Augen ignorierte er.
Der Senior schien nichts von alledem zu bemerken. Sein warmer Blick fixierte Stevie. »Wir sehen uns daher gezwungen, alle verwaltungstechnischen Belange unserer Stiftung in vertrauensvolle Hände zu übergeben. Ich betone, nicht die organisatorischen Aufgaben, deren Bewältigung obliegt weiterhin meiner Tochter und mir. Unsere Frage ist, ob Sie vielleicht Interesse hätten, uns unterstützend unter die Arme zu greifen. Uns ist hierbei durchaus bewusst, dass dies Ihre mit Sicherheit ohnehin eng bemessene Freizeit noch um einiges schmälern wird. Michael genießt den wenig schmeichelhaften Ruf, ein wahrer Sklaventreiber zu sein.«
Diesmal sparte sich Stevie den Blick zum Sklaventreiber. Er hätte ihn ja sowieso nicht erwidert. Sie räusperte sich. »Selbstverständlich unterstütze ich Sie gern, Dr. Rogers. Ich könnte mich am Wochenende damit befassen. Allerdings müsste ich die Unterlagen dann mit nach Hause nehmen. Wenn das keine Schwierigkeit darstellt
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