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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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...«
    Victor lächelte. »Nein, nein. Ganz so kompliziert wird es nicht. Mein Sohn erklärte sich bereit, die Räume seiner Kanzlei zur Verfügung zu stellen ...«
    »Was bedeutet das im Einzelnen?«
    Jetzt meldete sich der zwischenzeitlich verstummte Sklaventreiber zu Wort. »Ich habe keinerlei Einwände, solange Sie sich dieser Aufgabe außerhalb der Bürozeiten widmen, Miss Grace. Das Wochenende bietet sich natürlich an. Ihnen steht es jederzeit frei, die Räumlichkeiten zu nutzen.«
    Eilig riskierte sie einen forschenden Blick in seine Richtung. Michaels Miene wirkte offen. Kein Grinsen, kein Funkeln, nach wie vor schien er unbeteiligt und völlig emotionslos.
    Hmmm, wirklich gut, sie durchschaute ihn dennoch. Inzwischen glaubte sie, hinter das Wesen dieses Mannes gelangt zu sein. Zumindest ansatzweise und es widerstrebte Stevie, sich derart manipulieren zu lassen. Denn wem genau sie diese brillante Idee verdankte, stand fest. Da konnte er noch so desinteressiert dreinblicken. Der Knaller sorgte soeben dafür, dass ihr keine Zeit blieb, weiterhin in einer Bar zu arbeiten. Und das stürzte sie in echte Gewissenskonflikte.
    Sicher, in das The Last Chance würde sie nicht zurückgehen. Das hieß jedoch nicht, dass sie nach keiner Alternative suchen musste. Ihre Geldnöte lösten sich ja nicht plötzlich in Wohlgefallen auf. Typisch! Darüber machte er sich selbstverständlich keine Gedanken!
    Andererseits wollte sie Victor Rogers nicht enttäuschen. Diana auch nicht. Letzterer schuldete sie etwas, und zwar keine Kleinigkeit.
    Langsam nickte sie. »In Ordnung. Das ließe sich arrangieren, denke ich. In der Vergangenheit hatte ich bereits die Möglichkeit, Erfahrungen mit ehrenamtlicher Arbeit zu sammeln. Auch, was die Verwaltung einer solchen Institution betrifft. Mein Dad stand selbst Pate in einer ähnlich gelegenen ...« Ratlos betrachtete sie die verwirrten Mienen der beiden Stiftungsvertreter und blickte Hilfe suchend zum Sklaventreiber, doch der verdrehte nur die Augen.
    »Was ...?«
    Victor lächelte. »Miss Grace, ich glaube, Sie unterliegen hier einem kleinen Missverständnis. Wir bitten Sie keineswegs um die Übernahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Sie verstehen sicher, dass unsere Mittel begrenzt sind, aber wir sind gern bereit, Ihnen für Ihre Mühen eine Entschädigung von achthundert Dollar monatlich zu zahlen.«
    Damit war es beschlossene Sache.
    Keinen der Anwesenden schien zu interessieren, ob Stevie eventuell noch etwas anzumerken oder möglicherweise die eine oder andere Kritik anbringen wollte. Auch eine Ablehnung der Offerte ihrerseits war nicht eingeplant. Der Senior erhob sich recht eilig, schüttelte ihr begeistert die Hand und ging. Diana grinste breit und verschwand ebenfalls. Und Michael hob die Schultern, nachdem sie allein waren. »Erträglich, angemessen und vertretbar.«
    Ohne auf eine Erwiderung zu warten, widmete er sich der Akte, die aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch lag und Stevie durfte gehen.
    Fein!
    Nie hätte sie gedacht, dass es Michael und ihr gelingen würde, nach dieser denkwürdigen Freitagnacht zum Alltag zurückzukehren.
    Es funktionierte tatsächlich. Sein Verhalten gestaltete sich wie gewöhnlich. Launisch, wortkarg, manchmal freundlich, hin und wieder aufbrausend, hart und fordernd, was die Arbeit betraf, mit der Tendenz, ihre Arbeitszeit irgendwann bis zum Morgen auszudehnen.
    Und Stevie kam schnell dahinter, dass es sich bei den achthundert Dollar keineswegs um ein Mitleidsgeschenk handelte. Die Arbeit für die Stiftung kostete sie neben ihren üblichen Aufgaben jede Menge Zeit, Konzentration und Kraft.
    Täglich befasste sie sich mindestens eine Stunde mit den vielen verwaltungstechnischen Belangen, die eine solche Einrichtung mit sich brachte. Auch an jedem Samstag erschien sie nun in der Kanzlei, Michael war immer mit ihr vor Ort. Der Mordprozess, der ab September in die Verhandlungsphase gehen würde, forderte nach wie vor seine gesamte Aufmerksamkeit.
    Es war ein angenehmes, wenn auch ungewohntes Arbeiten. Am Wochenende bat er sie nie auch nur um den geringsten Gefallen. Keine Diktate, kein Brief, der unbedingt schnell getippt oder eine Besorgung, die eilig erledigt werden musste. Sofern diesbezüglich überhaupt etwas anfiel, übernahm er es selbst. Obwohl sein verbissener Gesichtsausdruck, wenn er mit wachsender Verzweiflung die Buchstaben suchte, sie manchmal fast dazu brachte, ihm ihre Hilfe anzubieten.
    Nein, er ignorierte sie keineswegs. Doch an

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