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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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wohl allein zu sein. Einsam und so ziemlich von der Welt verstoßen – jedenfalls fühlte sie sich so.
    Und es gab nichts, was momentan daran etwas ändern konnte.
    Die Beerdigung fand eine Woche nach Victors Tod statt. Ausdrücklich war Stevie eingeladen worden.
    Von Diana. Die stand nämlich am Montag vor ihrer Tür. Im Schlepptau befand sich der wie üblich grinsende Marcel.
    Kurz darauf saßen sie bei einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer. Die beiden Frauen auf der verschlissenen Couch, Marcel hatte sich für einen der altersschwachen Sessel entschieden. Erstaunt registrierte Stevie, dass das Ding standhielt. Allerdings bemühte Marcel sich sichtlich, keine zu ausufernden Bewegungen zu unternehmen.
    Sicher war sicher.
    Diana ließ sich Zeit, sie leerte erst ihre Tasse, was einem unglaublichen Vorfall gleichkam. Dann stellte sie das Porzellangefäß mit bedächtiger Sorgfalt zurück auf die Untertasse und im nächsten Moment sah Stevie sich einem beschwörenden Blick ausgeliefert, der es in sich hatte.
    »Du musst kommen, Stevie!«
    Abwehrend schüttelte sie den Kopf. »Nein, das wäre unangemessen! Das weißt du genau!«
    »Dad hätte gewollt, dass du dort bist, und das weißt du genau!«
    Doch Stevie wollte keineswegs an dieser Beisetzung teilnehmen. Dort würde sich die gesamte Familie versammeln und sie sich zwangsläufig wie ein Eindringling vorkommen. Und selbst wenn Renata – die intellektuelle Amöbe - sich aufgrund des Anlasses vielleicht doch einmal verbal zusammenreißen konnte, hieß das noch lange nicht, dass es ihren Blicken auch gelang. Im Normalfall hätte Stevie so etwas ignoriert. Aber momentan entsprach nichts dem Normalfall. Es ging ihr nicht sonderlich gut, unter Umständen würde sie sich provozieren lassen, aus der Rolle fallen, zurückfauchen. Und Stevie lag nichts ferner, als auf Victors Beerdigung ihren privaten Zickenkrieg zu führen, auch wenn er nur visuell stattfand. Außerdem würde Michael da sein, und der wollte sie ja nicht sehen. »Ehrlich, Diana ...«, seufzte sie.
    »Du darfst nicht fehlen!«, wurde sie prompt strikt informiert. »Er würde dir das niemals verzeihen!«
    Auch dieses Argument half nicht einmal im Ansatz. Aber schließlich sah Stevie ein, dass Diana wohl richtig lag. Wenigstens Victor Rogers hätte ihr Fernbleiben möglicherweise tatsächlich nicht gut geheißen, wäre vielleicht sogar enttäuscht gewesen und hier galt es, dessen Letzten Willen zu erfüllen, nicht wahr?
    Die Beerdigung fand im engsten Familienkreis statt.
    Leider umfasste der weit über siebzig Personen, weshalb von Privatsphäre keine Rede sein konnte. Diana bestand darauf, dass Stevie neben ihr und Marcel saß, und wehrte jeden Protestversuch ihrer Freundin bereits im Vorfeld mit einer unwirschen Handbewegung ab. Das hätte die normalerweise nicht abgehalten, sich dennoch in die hinterste Reihe zu flüchten.
    Normalerweise wirkte Diana allerdings nicht so blass und trug auch keine roten, geschwollenen Augen spazieren. Normalerweise war sie nicht von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und normalerweise nicht gerade ihr Vater gestorben.
    Stevie wusste sogar ganz genau, wie es Diana momentan ging. Und deshalb verzichtete sie auf jede Diskussion und nahm schweigend neben ihrer Freundin Platz, die krampfhaft Marcels Hand hielt.
    Kaum hatte der Pastor zu Sprechen begonnen, konnte auch Stevie ihre Tränen nicht zurückhalten. Nicht einmal den Versuch unternahm sie, er wäre ohnehin zum Scheitern verurteilt gewesen. Wie von selbst blickte sie zu Michael, der nur wenige Plätze von ihr entfernt in der ersten Reihe saß. Sein Gesicht zeigte keine Regung, der starre Blick galt dem aufgebahrten Sarg, und Stevie hatte zunehmend den Eindruck, dass ihn kein Wort von der Trauerrede tatsächlich erreichte.
    Er schien weit, weit weg.
    Danach trat sie zu Alicia Rogers, um ihr zu kondolieren und die dankte unerwartet herzlich.
    Offenbar drängte die Trauer alle Abneigungen gegen die Assistentin ihres Sohnes vorübergehend in den Hintergrund. Direkt neben ihr stand Michael. Diesen Moment hatte Stevie mehr als alles andere gefürchtet. Doch er machte es ihr leicht. Kein Eis lag in seinem Blick, aber auch keine Wärme. Er bedankte sich sehr höflich, lächelte knapp und wandte sich dem nächsten Kondolierenden zu.
    Wie sie mit seinem Verhalten umgehen sollte, war ihr ein Rätsel. Diana, die neben ihrem Bruder Aufstellung bezogen hatte, nickte Marcel zu, der sich ein wenig abseits gehalten hatte. Stevie trat zu ihm und

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