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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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unschätzbarem Wert. Ihr derzeitiges Aufgabengebiet wird ihren wahren Fähigkeiten nicht einmal annähernd gerecht. Bereits seit Längerem erwog ich die Einrichtung eines Stiftungsvorstandes und bin nunmehr der Ansicht, auch wenn es wohl etwas verspätet erscheint, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich verfüge, dass Miss Stephanie Grace zur Vorstandsvorsitzenden meiner Stiftung berufen wird.«
    Ein empörtes Schnauben ertönte, kurz darauf ein dumpfes »Beherrsche dich!«
    Der bullige Aaron hatte soeben seine verwöhnte Tochter zurechtgewiesen. Unmöglich konnte Stevie jetzt aufsehen und schon gar nicht in diese Richtung. Stattdessen hielt sie den Blick gesenkt und versuchte, das eben Gehörte irgendwie zu verarbeiten. Ihr fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass es jetzt an ihr war, das Protokoll zu bedienen. Den Blick stur in die Augen des wartenden Notars gerichtet, sah sie auf und nickte.
    Birch rückte seine Brille zurecht und las weiter. »... wie im Fall von Mr. Firth ist Miss Grace leider kein Mitglied unserer Familie. Daher verfüge ich, dass ihr aus zuvor benanntem Fond - Punkt 235 der Gesamtauflistung meiner Vermögenswerte - eine monatliche Aufwandsentschädigung von fünftausend Dollar zu entrichten ist ...«
    »Aber ...«
    Nicht Renata, sondern Mrs. Rogers war es, die den Notar in absoluter Fassungslosigkeit ansah. Der blieb erstaunlich gelassen. »Ich wurde von Mr. Rogers gebeten, Ihnen an dieser Stelle etwas zu überreichen, Mrs. Rogers.« Birch extrahierte ein Kuvert aus dem umfangreichen Testament und ließ ihn durch die Anwesenden zur Witwe durchreichen. Verwirrt nahm die es in Empfang und öffnete mit bebenden Fingern den Umschlag.
    Nach einer Weile ertönte Birchs trockene Stimme. »Dürfen wir fortfahren?« Ohne den Blick vom Geschriebenen zu nehmen, nickte Mrs. Rogers.
    »... als Mitglieder des Vorstandsrates berufe ich meine Tochter Diana Rogers und meinen guten Freund Aaron Mitchel ...«
    Ohne zu zögern wurde akzeptiert. Zumindest schien es so, denn das Rauschen in Stevies Ohren wurde zunehmend lauter und sie hatte längst wieder den Blick gesenkt.
    Fünftausend Dollar? Im Monat? Für sie?
    Warum?
    Der Notar räusperte sich. »Auch für Sie, Mr. Mitchel, hat Mr. Rogers eine persönliche Anmerkung hinterlassen. Allerdings soll diese öffentlich verlesen werden. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Nur zu!« Der große Mann verzog keine der zahlreichen Falten, die in der Gesamtheit die Haut seines Gesichtes ausmachten.
    Erneut räusperte Birch sich und sagte dann unter Verwendung einer veränderten Stimme, die wohl in etwa die des Verstorbenen wiedergeben sollte: »‚Denk an deinen ältesten Eid, alter Freund.’«
    Als Stevie doch endlich aufsah, fand sie in Aarons Blick nicht die geringste Verwirrung, stattdessen nickte er knapp. Was immer das zu bedeuten hatte, die Botschaft war wohl angekommen.
    »... meine Verfügungen werden zweifelsohne auf das eine oder andere Unverständnis stoßen. Daher weise ich eindringlich auf die Rechtslage hin, die es mir ermöglicht, bis dreißig Jahre nach meinem Ableben meinen Willen als Stiftungsgründer durchzusetzen. Jeder Versuch ihn anzufechten, ist bereits im Vorfeld zum Scheitern verurteilt.« Nach einer kurzen Pause, in der atemlose Stille herrschte, fuhr der Notar fort. »Ich verfüge weiterhin, dass Mr. Firth und Miss Grace nicht von ihren Ämtern enthoben werden können, es sei denn, dies entspricht ihrem ausdrücklichen Wunsch.«
    Auf diesen letzten Satz brach lautes Gemurmel aus und Stevie schluckte plötzlich schwer.
    Wie infantil! Wie hatte er sich zu einer derartigen Anordnung hinreißen lassen können? Ehrlich, einen senilen Eindruck hatte Victor Rogers auf Stevie absolut nicht gemacht! Mit dieser Verfügung erteilte er Marcel und ihr Narrenfreiheit! Ohne es zuvor überdacht zu haben, sah sie abermals auf und fand Michaels ausdruckslosen Blick auf sich liegen. Im Gegensatz zu den übrigen Anwesenden schien er keineswegs aufgebracht. Kaum trafen sich ihre Blicke, senkte er seinen und betrachtete wieder den Tisch. Als Nächstes beging Stevie den Fehler, Renata anzusehen. Aus deren blitzenden Augen schlug ihr leidenschaftlicher Hass entgegen. Selbst der wirklich nicht zartbesaiteten Stevie wurde kurzfristig ein wenig übel. Das konnte ja heiter werden! Hastig sah sie stattdessen zu Mrs. Rogers, deren Blick auf dem gesenkten Kopf ihres Sohnes ruhte.
    Ratlos, aber wenigstens nicht giftig.
    »Herrschaften dürfte ich um Ruhe bitten!«
    Nur

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