Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
mir die Bänder ansehe, dann können wir wohl von Glück reden, daß dort draußen keine noch größere Katastrophe stattgefunden hat. Ich habe gehört, daß Freeman morgen einen Gedenkgottesdienst veranstalten will. Ich hatte ihn darum gebeten, es zu unterlassen, aber wenn er einer Versuchung nicht widerstehen kann, dann der, landesweit im Fernsehen zu erscheinen. Er wird morgen das Fernsehen nutzen, um die gottlosen Elemente in diesem Land anzuklagen, die für diese Tragödie verantwortlich sind. Damit meint er gewöhnlich die Universitäten und die Demokraten. Aber wir werden diejenigen sein, die ziemlich dumm aussehen werden. Nun, ich hoffe, daß das, was Sie mir heute bringen, den Preis wert ist, den wir zahlen.«
    Harry saß unter einer echten Rarität: einem Portrait von Theodore Roosevelt in nachdenklicher Pose. Teddy schien der unnahbarste Präsident aller Zeiten zu sein. Anders als, sagen wir mal, Jefferson und McKinley, die einer anderen Epoche angehörten, verkörperte Roosevelt ein Zeitalter, das eigentlich nie richtig existiert hatte. Wer stand heute für die Realität? John W. Hurley? Oder Ed Gambini? »Pete Wheeler meint einen Weg gefunden zu haben, wie man aus den Magnetgürteln um die Erde Energie gewinnen kann.«
    »Ach?« Der Gesichtsausdruck des Präsidenten veränderte sich nicht. Die Glut seiner Zigarette leuchtete auf und verblaßte wieder. »Wieviel Energie?« Er beugte sich zu Harry vor. »Wie kompliziert ist der Prozeß?«
    »Pete meint, es ließen sich unendliche Mengen erzeugen. Die Quelle ist ja so gut wie unerschöpflich. Noch haben wir keine praktischen Details. Das wird auch noch eine Weile dauern, aber Wheeler meint, die technische Seite sei nicht allzu schwierig.«
    »Bei Gott!« Hurley sprang aus seinem Sessel auf und reckte beide Fäuste in einer triumphierenden Geste über den Kopf, wie man es von seinen Wahlauftritten her kannte. »Harry, wenn das stimmt, wenn das stimmt.« Seine Augen richteten sich auf Harry. »Wann bekommen wir darüber etwas Schriftliches?«
    »Gegen Ende der Woche.«
    »Sehen Sie zu, daß Sie es bis morgen schaffen. Morgen mittag. Liefern Sie mir alles, was Sie haben. Von mir aus auf die Rückseite eines Bierdeckels gekritzelt. Die Theorie interessiert mich nicht. Ich will nur wissen, wieviel Energie zur Verfügung stehen wird und was man braucht, um das ganze System in Gang zu setzen. Haben Sie verstanden, Harry?«
    »Mr. President, ich glaube nicht, daß wir das notwendige Material in so kurzer Zeit zusammenstellen können.«
    »Tun Sie, worum ich gebeten habe. Okay?«
    Harry nickte.
    Der Präsident stand neben seinem Schreibtisch. »Ihr Kinn ist angeschwollen. Ist das am Nachmittag passiert?«
    »Ja, Mr. President.«
    »Seien Sie in Zukunft vorsichtiger, Harry. Ich brauche Sie. Gambini und die anderen dort droben sind gute Männer, aber sie haben keine Verantwortung außer für sich selbst. Das kann ich irgendwie sogar verstehen. Sie leben in einer Welt, wo die Menschen vernünftig sind und wo es keine Feinde gibt, sondern nur Nichtwissen. Ich brauche Ihre Urteilskraft, Harry.« Hurley betrachtete seinen Besucher mit einem Ausdruck tiefer Zufriedenheit. »Wenn ich Gambini fragen würde, wie ich das Problem des Privaten Waffenbesitzes in der Bevölkerung lösen soll, dann würde er mir den Rat geben, die Produktion von Feuerwaffen einzustellen. Eine wunderbar logische Antwort und dennoch völlig falsch, weil die derzeitige politische Situation dies augenblicklich nicht zuließe. Nun, vielleicht können wir einige andere innenpolitische Probleme beheben, indem wir diese neue Energiequelle nutzbar machen. Wollten Sie mir sonst noch etwas mitteilen?«
    »Nein, Sir«, sagte Harry und erhob sich. Als er das Weiße Haus verließ, hatte er das Gefühl, während des Gesprächs mit dem Präsidenten an Bedeutung gewonnen zu haben.
     
    Nachdem er das Gasthaus in der Good Luck Road verlassen hatte, fuhr Baines Rimford nicht zu seinem Bungalow zurück. Statt dessen rollte er stundenlang über verlassene Straßen und durch dunkle Wälder. Der Regen, der im Laufe des Nachmittags aufgehört hatte, prasselte wieder mit neuer Heftigkeit nieder. Er gefror auf Rimfords Windschutzscheibe.
    Bei Gott, er wußte nicht, was er tun sollte.
    Er jagte mit beinah zu hoher Geschwindigkeit über eine Hügelkuppe und fuhr in eine langgezogene Kurve, die ihn über eine Brücke trug. Er konnte nicht erkennen, ob sich unter der Brücke Wasser oder Eisenbahnschienen befanden oder nur ein

Weitere Kostenlose Bücher