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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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unterlegen. Harry hatte den Verdacht, daß er durch die Größenverhältnisse der Dinge, die er untersuchte, in seinen Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt war. Hakluyt war Biologe und vermittelte mitunter den Eindruck, als betrachte er die Menschheit eher als eine Kolonie denn als eine Gemeinschaft aus lauter Individuen. Und doch bewies er in seinem ersten Bericht, den er anläßlich Gambinis täglicher Teamkonferenz am Weihnachtsabend abgab, ein unerwartetes Gespür für Dramatik. »Ich kann Ihnen erzählen«, sagte er, »wie sie aussehen.«
    Der Satz brachte ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit der versammelten Wissenschaftler ein. Gambini legte seine Brille beiseite, die er gerade putzte. Wheeler setzte sich aufrecht hin; Majeskis verträumte Augen bekamen plötzlich einen wachen Glanz. Und Leslie schaute abrupt zu Harry.
    »Träger ihrer genetischen Informationen ist wie bei uns die DNS, was uns nicht sonderlich überrascht. Ich konnte die DNS der Altheaner in den vergangenen Tagen aus den Datensätzen isolieren.« Hakluyt betrachtete die Gesichter seines Publikums. Offenbar genoß er die Situation. »Es gibt noch viele ungeklärte Details, aber ich habe schon einen ersten Bericht zusammengestellt. Er basiert noch auf zahlreichen Vermutungen, denn ich kann hinsichtlich einiger Substanzen keine sicheren Aussagen machen. Uns fehlt zudem die nötige Ausrüstung, um die erforderlichen Experimente durchzuführen. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Um zum Grundsätzlichen zu kommen: Die Altheaner besitzen ganz bestimmt nicht das Aussehen eines Menschen. Ich weiß noch nicht genau, wie ich sie kategorisieren soll, und es wäre sicherlich am besten, wenn ich es gar nicht erst versuchte. Ich kann jedoch behaupten, daß diese Wesen durchaus auch in Greenbelt wohnen könnten.« Ein dünnes Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Allerdings sind sie grundlegend anders als alles, was in der terrestrischen Biologie bekannt ist. Die Altheaner scheinen in sich sowohl pflanzliche als auch tierische Merkmale zu vereinigen. Zum Beispiel sind sie zur Photosynthese fähig.« Er schaute nun Leslie direkt an.
    »Demnach waren sie nie eine der Jagd nachgehende Gesellschaft«, sagte sie. »Das könnte bedeuten, daß sie keine Kriege, ja, noch nicht einmal das Konzept des Krieges kennen.«
    »Und infolgedessen«, schloß Majeski sich an, »auch nie über Waffen nachgedacht haben.«
    »Sehr gut«, sagte Hakluyt zustimmend. »Genau das denke ich auch. Ein Altheaner scheint außerdem weder über ein Gefäßsystem zu verfügen noch über Lungen und ein Herz. Er hat jedoch ausgesprochen große Zähne.«
    »Moment mal«, sagte Wheeler. »Wie ist das möglich? Sie haben doch keinen Magen, oder?«
    »Pater Wheeler, ich würde annehmen, daß es zu irgendeiner Zeit einmal Raubtiere gab, derer sie sich erwehren mußten. Sie besitzen Nervensysteme und Steuerorgane, die Gehirnen entsprechen müssen. Ihr Fortpflanzungsapparat funktioniert asexuell. Und, obgleich ich mir da in keiner Weise sicher sein kann, vermute ich, daß die Wesen um ein Geringes größer sind als wir. Auf der Erde wären sie es ganz gewiß. Sie haben Exoskelette, wahrscheinlich aus chitinähnlichem Material, und natürlich Sinnesorgane. Ich glaube nicht, daß sie so gut hören wie wir.« Er lehnte sich selbstzufrieden in seinem Sessel zurück. »Die Augen sind besonders seltsam: Sie besitzen vier davon, und beide Augenpaare unterscheiden sich voneinander; vermutlich ist ein Augenpaar für eine andere Wellenlänge empfänglich.«
    Hakluyts Stirn legte sich in Falten, und seine Stimme klang weniger pedantisch, als er fortfuhr. »Es gibt ein weiteres Linsenpaar, das – meiner Meinung nach – überhaupt nicht für Licht empfänglich ist. Überdies scheint der Nerv, der die Linsen mit dem Gehirn verbindet, keinerlei optische Funktion zu erfüllen. Nein, ich glaube, dieses Organ sammelt etwas, oder es gibt etwas weiter, was immer das sein mag, aber ganz sicher keine Art von Strahlung, wie ich sie kenne.«
    »Ich weiß nicht, was da noch übrigbleibt«, sagte Majeski.
    »Ich auch nicht.« Hakluyt studierte die Tischplatte. »Ihre Lebensspanne würde ich auf einhundertfünfzig Jahre schätzen. Wir sind übrigens sicher, daß sie zur genetischen Manipulation fähig sind.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Harry.
    »Weil wir selbst diese Technik ebenfalls beherrschen. Ich lerne eine Menge von diesen Wesen, Mr. Carmichael. Ich weiß nicht, wo ihre Grenzen liegen, aber ich habe eine recht

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