Erstkontakt
sollte es genügen.«
Harry schneuzte sich die Nase, dann steckte er sich ein Eukalyptusbonbon in den Mund, um das Kratzen in seinem Hals zu lindern.
»Was hielten Sie denn von mir, Carmichael, wenn ich zum Beispiel eine Heilung für Ihren Heuschnupfen wüßte und mich weigern würde, sie Ihnen zu verraten?«
Harry schneuzte sich erneut und lächelte schwach.
»Und das ist nur eine laufende Nase, Harry. Verdammt noch mal, stellen Sie sich vor, Sie hätten Krebs!«
»Ich habe Ihnen gesagt, ich werde mit ihm reden. Er ist kein Dummkopf. Er wird die Lage schon einschätzen können.«
Harry spürte ein Brennen im Magen. Bekam er etwa ein Magengeschwür? Himmel, warum hing alles immer an ihm? Diese Leute um ihn – Gambini, Hakluyt, Wheeler, Leslie, Rimford – schienen stets zu wissen, was richtig war.
»Harry, lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen.« Hakluyt holte ein schwarzes Lederetui aus der Tasche und hielt es ihm hin. Harry blickte Hakluyt zweifelnd an und starrte dann auf das Etui. Darin lagen auf einem roten Filzpolster eine Ampulle, ein Fläschchen Alkohol und eine Injektionsspritze. »Was soll das sein?« fragte er.
»Das sind die Augen eines jungen Mannes. Ich weiß nicht, was sonst noch.«
Harry atmete tief ein. »Meine Augen sind in Ordnung. Geben Sie das Zeug lieber einem Bedürftigeren.«
»Bei einem anderen würde es nicht wirken. Es ist eigens für Sie geschaffen, Harry. Sie können es ruhig nehmen; es würde niemand anderem nützen.«
»Wie ist das möglich?« Harry schaute den Mikrobiologen mit zusammengekniffenen Augen an. » Sie sind Adam Wallis!« rief er aus. »Der nichtexistente Arzt, der meine Krankenunterlagen angefordert hat.«
»Ich brauchte eine Urinanalyse jüngeren Datums, eine DNS-Probe und noch ein paar Kleinigkeiten.«
»Wie sind Sie an meine DNS gelangt?«
»Ich habe eines Ihrer gebrauchten Taschentücher stibitzt.« Er zuckte die Achseln. »Ich entschuldige mich dafür, aber ich wußte nicht, wie Sie reagieren würden.«
Er holte einen Tupfer hervor und tränkte ihn mit Alkohol. »Krempeln Sie den Ärmel hoch, Harry«, sagte er.
»Gibt es ein gesundheitliches Risiko?«
»Nein. Entspannen Sie sich. Ihren Ärmel, Harry. Keine Verpflichtung. Ich möchte Ihnen nur einen Eindruck davon vermitteln, was alles möglich sein kann. Sie haben doch einen Sohn, nicht wahr?«
»Ja.« Harry ging sofort in Abwehrstellung.
»Er heißt Thomas, habe ich recht?«
»Ja.« Widerstrebend entblößte Harry seinen Arm und spürte, wie die Nadel durch die Haut drang.
»Sie brauchen in einer Woche eine zweite Impfung. Ich komme am Donnerstagnachmittag in Ihr Büro.«
»Und das war dann alles?«
»Ja, schon alles.«
»Warum haben Sie Tommy erwähnt?« Harry ahnte die Antwort, und ihm brach der Schweiß aus.
»Soweit ich weiß, leidet Ihr Junge an Diabetes.«
»Ja.«
»Harry, ich kann Ihnen nichts versprechen. Nicht in diesem Stadium. Ich weiß einiges, aber nicht genug. Wenn ich die Daten von Gambini bekomme, dann kann ich vielleicht etwas tun.« Der Mikrobiologe erhob sich aus seinem Sessel. »Erzählen Sie dem Präsidenten, was wir gefunden haben. Bitte!«
Roger Whitlock setzte ein strahlendes Lächeln auf.
Hobson bedeutete der Sekretärin, die Vorhänge zuzuziehen, da ihn das grelle Sonnenlicht blendete, das durch die Fenster einfiel.
»Also schön, Roger«, sagte er »dann erklären Sie uns bitte mal, warum Randall ein Gewinner ist und wir ihn unterstützen sollten.«
»Eine einfache Rechnung. Er wird so oder so gewinnen, ob wir ihn nun unterstützen oder nicht.«
»Ach, Roger«, wandte Teri Keifer ein. »Ohne unsere Hilfe ist er völlig aufgeschmissen.« Keifer war eine Partnerin von Babcock & Anderson, einer der angesehensten Anwaltskanzleien der Stadt.
»Meine Damen und Herren, Randall steht der Regierung recht nahe, wie Sie alle wissen.«
»Ja, aber die Regierung steht auf wackligen Beinen«, sagte Horace Krim, Besitzer einer Zweigniederlassung des CBS. »Sie wird im November stürzen.«
»Freunde«, sagte Whitlock besänftigend, »denken Sie bitte mal an das Wort Partikelstrahl.«
»Was?« fragte Hobson. »Warum? Denken Sie ernsthaft, die neue Waffe wird einen Einfluß auf das Wahlergebnis haben? Auf der Welt herrscht mehr oder minder Frieden. Jeder ist unser Freund.«
Whitlock nickte wissend. »Denken Sie bitte an die Anwendung der Waffe.«
Die anderen schwiegen und vermochten seine Anspielungen nicht zu begreifen.
»Denken Sie an die künftige Armierung unserer
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