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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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meine, wir haben das Thema doch vergangene Woche ausführlich behandelt. Und ich finde, du hast das ganz toll gemacht, Bobby.«
    Der Prediger blinzelte. »Bill, was bei Goddard stattfindet, ist das Ereignis des Jahrhunderts. Jemand muß es für die Nation in den richtigen Blickwinkel rücken.«
    »Dann mach es doch vom Studio aus.«
    »Das hat keine so große Wirkung. Diejenigen, die wir erreichen wollen, schauen sich die Bibelstunde nicht an. Nein, wir brauchen eine größere Kanzel. Und ich denke, die finden wir nur auf den Eingangstreppen zum Space Center.«
    »Okay«, sagte Lum. »Aber ich denke, es ist ein Fehler. Du hast über die Menschenmassen keine Kontrolle, Bob. Erinnerst du dich noch an den Mob in Indianapolis im vergangenen Jahr? Sie waren überhaupt nicht ansprechbar.«
    Der Prediger schaute auf seinen Kalender. »Die Weihnachtszeit wäre genau richtig dafür. Organisiere das Ganze ein paar Tage vor Weihnachten. Vier bis sechs Busse.« Er schloß die Augen und stellte sich das Besucherzentrum vor. »Laß es lieber bei vier Bussen. Wir wollen dort keinen Massenaufstand veranstalten. Wir sollten am Nachmittag nicht zu spät anfangen, klar? Ich werde das Ganze selbst in Szene setzen.«
    »Bob, sollen wir unsere Absicht vorher bekanntgeben? Wenn wir das Weiße Haus informieren, dann lassen sie schon vorher das Gelände räumen.«
    Freeman überlegte kurz. »Nein«, sagte er schließlich. »Wenn Hurley es schon vorher weiß, dann sagt er nachher, ich solle das Ganze vergessen.«
    Als Lum gegangen war, stellte der Priester sich selbst vor, wie er als Streiter des Glaubens die uralte Schlacht zwischen Wissenschaft und Religion in das Lager des Feindes trüge. Es war seine Chance, einen Platz unter den Propheten einzunehmen.
     
    Der russische Außenminister Alexander Taimanow weilte gerade bei den Vereinten Nationen, als Ted Parkinson den Empfang eines zweiten Signals bekanntgab. Er bat augenblicklich um ein Treffen mit dem Präsidenten, zu dem das Weiße Haus sich bereit erklärte. Es wurde für elf Uhr vormittags am Dienstag angesetzt.
    Taimanow war in der Öffentlichkeit ein harter, kompromißloser Mann, ein unbeugsamer Skeptiker, was die Absichten der westlichen Welt anbelangte. Er stammte aus ländlicher Umgebung, war kurz nach Auflösung der UdSSR an die Macht gelangt und hatte die Folgezeit gut überstanden. Privat galt er als angenehmer Zeitgenosse.
    Hurley hielt Taimanow für einen schwierigen Verhandlungspartner, zumal ihn die Äußerungen oft erzürnten, die der Außenminister gegenüber der Presse machte. Dennoch hatte er eine gewisse Zuneigung zu dem Mann entwickelt, dem die Presse den Spitznamen Kleiner Bär verliehen hatte. Taimanow und der amerikanische Außenminister hatten bei mindestens zwei Gelegenheiten zusammengearbeitet, um potentiell explosive Situationen in den Balkanländern zu entschärfen.
    Janowicz traf einige Minuten vor dem russischen Außenminister beim Präsidenten ein. Der ehemalige Rechtsanwalt war hochgewachsen, trug einen Bart, wirkte ein wenig grobschlächtig und besaß eine rauhe Stimme. Er neigte mitunter zu Übertreibungen, und der Präsident vermutete, daß Janowicz’ entfernte Ähnlichkeit mit Präsident Lincoln nicht auf bloßem Zufall beruhte. Alles in allem jedoch war er ein talentierter Diplomat, ein schwieriger Verhandlungspartner und ein scharfsinniger Analytiker. Er berichtete Hurley, daß Taimanow nur mit dem Präsidenten persönlich über das Herkules-Signal zu sprechen wünsche. »Sie werden Zugang zu den Daten verlangen«, fügte er hinzu.
    Natürlich würden sie das.
    »SKYNET berichtet mir, daß die Nachricht bislang nichts weiter ist als ein größtenteils unentschlüsselter Datenhaufen.«
    »Wir können ihm die Einsicht nicht gewähren«, sagte Janowicz. »Nicht, bis wir den Inhalt genau kennen.«
    »Ich weiß«, sagte Hurley.
    Um Punkt elf Uhr führte man Taimanow zum Präsidenten.
    Während des vergangenen Jahres war der russische Außenminister sichtlich gealtert. Die CIA hatte keine Bestätigung für Gerüchte erhalten können, daß er an Krebs erkrankt war. Aber Hurley sah sogleich, daß mit ihm etwas nicht stimmte. Die kalten, intelligenten Augen blickten mit einer gewissen Verzweiflung aus ihren tiefen Höhlen. Sein Fleisch war schlaff geworden, und sein Humor, mit dem er stets die Anwürfe westlicher Zeitungsleute zu parieren pflegte, schien ihn völlig verlassen zu haben.
    »Mr. President«, sagte er nach mehreren Minuten diplomatischen

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