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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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wieder hin«, befahl Mogaill. »Es ist doch jämmerlich, oder nicht, daß ein Patriot wie du es mit Lachen nicht aufnehmen kann?«
    Langsam sank Finns Arm. Mogaill lachte wieder. »Wenn du einen Schwanz hättest, dann würde ich ihn jetzt eingekniffen zwischen deinen Knien sehen.« Finn setzte sich. Mit all der Autorität, die er in seine Stimme bringen konnte, und das war nicht viel, sagte er zu Mogaill: »Laß uns über das Angenehme reden, das uns beiden am Herzen liegt.«
    Mogaill hob das Glas erneut auf, schenkte Whiskey nach und gestikulierte vage. Dann sagte er: »Womit du die alte Heimat meinst?«
    »Aye, Eire - Irland.«
    »Wie Sean O’Casey schon geschrieben hat: >Die schreckliche Schönheit verliert langsam ihr gutes Aussehen.< Andererseits aber bist du ja wahrscheinlich als hochrangiges Mitglied einer ignoranten Armee kein sonderlich belesener Mann, oder?«
    »Worte wie diese sind es, die dir das Grab schaufeln werden, wenn du vor weniger freundlichen und toleranten Leuten stehst, als ich es bin«, sagte Finn und steckte sich eine Camel an. »Wir sind schon seit vielen Jahren befreundet, Davy. Deshalb lasse ich dich am Leben, aus Respekt vor der Vergangenheit -«
    »Meine tiefste Dankbarkeit gilt euch allen«, fiel ihm Mogaill ins Wort.
    »Aber die Sache ist größer und älter als unsere Freundschaft. Vergiß deshalb nie: Ich kämpfe immer noch an der Seite derjenigen, die du verlassen hast. Und uns fehlt die Geduld für deinen Spott.«
    »Dann verplemper nicht weiter unsere kostbare Zeit und hol deine verbissenen Kameraden. Denen werde ich das gleiche sagen wie dir, nämlich was ich von ihrer vermaledeiten Politik halte. Nicht daß auch nur einer von euch das verstehen würde.« Mogaill leerte sein Glas. »So wie ich das sehe, ist Politik der Zeitvertreib von euch oberflächlichen Typen, von euch kleinen Männern mit großen Kanonen. Wenn ihr Erfolg habt, werdet ihr in den Augen anderer oberflächlicher Männer wichtig.«
    »Scheiße! Ich erinnere mich noch genau an eine Zeit, als du der Überzeugteste von uns allen warst.«
    »Das war einmal. Heute sage ich: Es sollte eine Politik geben, bei der ein Mann weder von jedem kleinsten Detail überzeugt sein muß noch zu jedem Augenblick. Alles Gute in diesem Leben gedeiht auf den ständigen Ungewißheiten, die Gott uns gibt. Hast du das schon mal gehört, Finn?«
    »Auch nur schöne Worte!«
    »Kein anständiger Ire besitzt so schwerhörige Ohren wie du.« Mogaill schüttelte den Kopf.
    »Ich sollte dir jetzt eine Kniescheibe wegblasen.«
    »Warte bitte noch einen Moment, ich trinke vorher noch ein Gläschen.« Mogaill griff nach der Flasche. Sie war leer. »Scheiße!«
    »Bald geht die Sonne auf, und mit ihr kommen die anderen.« Finn lud die Automatik wieder durch. »Du weißt, was wir von dir hören müssen.«
    »Ja, weiß ich«, sagte Mogaill. Er ließ einen Arm über die Lehne des Sessels fallen, berührte mit der Hand die für Finn nicht zu sehende schwarze Kiste. Dann erhob er sich aus dem Sessel.
    »Wo willst du hin?« fragte Finn.
    Mogaill massierte sein Kinn. »Meine irische Visage für deine reizenden Freunde waschen.«
    Mogaill ging ins Bad, als das Telefon wieder zu klingeln begann. Finn folgte ihm und blieb vor der verschlossenen Tür stehen, während Mogaill das Wasser laufen ließ.

13

    »Es ist noch nicht mal Tagesanbruch in New York«, sagte Ruby. »Wo zum Teufel steckt er?«
    Ich legte den Hörer wieder auf. »Du hast doch gesagt, er sei sicher und wohlbehalten zu Hause, oder etwa nicht? In aller Unschuld betrunken bis zum Umfallen.«
    »Das war vor unserer kleinen Spazierfahrt auf der O’Connell Street mit Francie Boylan und bevor Keegan uns vom Selbstmord deines Priesters erzählt hat. Jetzt bin ich nicht mehr so sicher, ob es irgendwas gibt, was irisch und unschuldig ist.«
    Wieder nahm ich den Hörer ab.
    »Wen rufst du an?« wollte Ruby wissen.
    »Tomasino Neglio. Er ist kein Ire.«
    Ich nannte der internationalen Vermittlung Neglios Privatnummer und meldete ein R-Gespräch an. Es folgte eine halbe Minute Rauschen im transatlantischen Telefonkabel, dann nahm Neglio beim zweiten Klingeln ab. Er beschwerte sich bei der Dubliner Vermittlung, willigte dann aber doch ein, die Gebühren zu übernehmen. Dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen, hatte er nach Keegans Anruf nicht mehr einschlafen können.
    »Beantworten Sie mir eines«, sagte Neglio. »Wieso können Sie nicht einfach mal schön in Urlaub fahren und alle in Ruhe lassen, uns

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